Die Schutzreflexe, sich in der Causa #Nemi_El_Hassan gegen antimuslimischen Rassismus zu stellen, verstehe ich. Gleichzeitig verstehe ich es nicht, diesen Rassismus zu missbrauchen, um den kritischen Blick auf den vorliegenden Fall zu verhindern. Das Eingeständnis eines Fehlers
sagt noch nichts darüber aus, worin der Fehler erblickt wird. In der Sache selbst? Oder eher mit Blick auf die (Karriere-)Konsequenzen? In dem konkreten Fall sind die Anhaltspunkte für eine gefestigte antisemitische Haltung zum Nahostkonflikt so zahlreich, dass mir persönlich
die bisherigen Erklärungen nicht ausreichen, um in ihnen Hinweise auf einen entscheidenden Gesinnungswandel zu erkennen. Ach ja, Antisemitismus sollte gerade in 🇩🇪 nicht als Jugendsünde verharmlost werden, aus der man irgendwie schon herauswächst. Denn häufig genug wächst sich da
nichts aus. Es wächst weiter. Nur die Betroffenen halten jetzt lieber die Klappe und schützen ihre bisherigen Tweets - vermutlich weil sie selbst nicht mehr genau wissen, wo sich die Manifestationen ihres Hasses noch so verbergen. Bei Judenhass gibt’s von mir keinen Muslimrabatt.

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17 Sep
Nüchterne Zusammenfassung zu El-Hassan: Wenn man mit 20 bei Al-Quds mitläuft und skandiert, ist das keine Jugendsünde. Man sieht und hört, was das ist: Demo für Judenhass. Dass man als Journalistin Antisemitismus von Nazis erkennt und thematisiert, ist kein Beweis für eine
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hinterfragt hat. Ihre Glaubwürdigkeit hat sie selbst zerrüttet. Durch aktuellere Tweets, Sperraktionen, dem Anschein nach vielleicht auch Löschungen. Damit ist es ihre Aufgabe, diese Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Ist das mit dem Spiegel-Interview gelungen? Das muss jeder
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15 Sep
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15 Sep
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25 Aug
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25 Aug
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Der rassistische Mord an einer kurdischen Familie wurde verharmlost. Waldbrände wurden als kurdische Niedertracht gegen das türkische Volk dargestellt. Jetzt tadelt eine TV Moderatorin, der zugeschaltete Gast möge nicht kurdisch sondern auf „anständige Weise“ sprechen, man sei
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