Im #Triell wurde die so genannte Clan-Kriminalität mit der italienischen Mafia gleichgesetzt. Wer dies tut, verharmlost die italienischen hochkomplexen kriminellen Organisationen 'ndrangheta, Camorra, Cosa Nostra und Sacra Corona Unita. Ein Thread dazu.
KOMPLEXITÄT: Die italienischen Organisationen haben eine Geschichte, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. In dieser Zeit haben sie eine Entwicklung durchgemacht, die ihre Bekämpfung so schwierig macht. Clan-Kriminalität ist jünger und viel weniger komplex.
Die IOK hat nicht nur kriminelle Strukturen entwickelt, sondern Kodexe, sie ist ein kulturelles und soziales Phänomen. Personen werden gezielt für Tätigkeiten im Mafia-Clan bestimmt. Bei den Großfamilien dagegen macht Gelegenheit Kriminelle, es erfolgt keine lineare Vererbung.
INTERAKTION: Die italienischen Mafia-Organisationen sind Systeme, die auf vielen Ebenen mit Staat und Gesellschaft interagieren, vor allem parasitär, aber auch in manchen Teilen symbiotisch. Mafia-Organisationen versuchen gezielt, ganze Wirtschaftszweige zu unterwandern.
Sie nehmen gezielt Kontakt zu gesellschaftlichen Eliten auf, unter anderem in der Wirtschaft, der Politik, der Justiz, und bauen Netzwerke, teils über Sympathie, teils über Korruption.
GLOBAL: Die Vertreter der Clan-Kriminalität sind weit weniger gut organisiert und kaum mit nicht-kriminellen Strukturen verwoben. Auch ist ihr Aktionsradius eher auf die Gegenden ihrer Herkunft und ihres Lebensmittelpunktes beschränkt. Die 'ndrangheta dagegen agiert global.
1969 wurde eine Vollversammlung beobachtet, in der über Expansionsstrategien gesprochen wurde wie auch Kooperation mit der Politik. Von Clan-Familien ist weder ein allen Clans übergeordnetes Gremium bekannt geworden noch eine abgestimmte Strategie.
SCHADENSSUMME: Auch wegen der globalen Geschäftsaktivitäten im legalen wie illegalen Bereich übertreffen die Umsätze der italienischen OK die der Clan-Kriminalität konservativ geschätzt mindestens um den Faktor 100. Auch die Mitgliedszahlen unterscheiden sich erheblich.
Italienische Organisationen gehören zu den Hauptakteuren im internationalen Kokainhandel zB. Die Clan-Kriminalität ist dagegen bisher nicht als interkontinentaler Drogenhändler auffällig geworden. Grenzüberschreitend sind v.A. Geldflüsse in den Nahen Osten.
Die Bundesregierung verzeichnet seit Jahren stark wachsende Zahlen von Mitgliedern der Italienischen OK (aktuell 770) in Deutschland, vor allem bei der ndrangheta. Die Dunkelziffer ist zudem hoch (Die BR schätzt 800-1000), ital. Quellen gehen von mindestens 3000 Mitgliedern aus.
Der Verein @mafianeindanke, dessen Vorsitzender ich bin, informiert seit Jahren über Organisierte Kriminalität. Wie nötig das ist, zeigt sich u.a. im Zitat von @ArminLaschet. Trotz der wichtigen Arbeit bekommt mafianeindanke keine staatliche Förderung, ist auf Spenden angewiesen
Auf der Seite von @mafianeindanke sind auch die Positionen der Parteien zu Organisierter Kriminalität, Drogen und Geldwäsche etc. aufgelistet u es findet sich eine Analyse zu dem, was in den Parteiprogrammen fehlt für einen besseren Kampf gegen Mafia und Organisierte Kriminalität
Dies ist die entsprechende Stelle. Sie zeigt, wie groß die Gefahr ist, der Strategie der Unauffälligkeit der italienischen Mafia-Organisationen auf den Leim zu gehen. In einem Großteil der Antimafia-Polizeiaktionen in Italien gibt es Bezüge nach Deutschland.
Indem man sich in Deutschland bei der Bekämpfung von Organisierter Kriminalität vor allem auf das Hellfeld beschränkt, erweist man Ländern wie Italien einen Bärendienst. Auch Mafia-Strukturen gehören konsequent verfolgt und zerschlagen, auch wenn sie unauffällig existieren!
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