OK, was?
Von vorn: Performativität heißt, ich tue etwas, nur damit andere sehen, dass ich es tue. Das sind so Gruppenzugehörigkeitsgesten, auch Virtue Signalling genannt.
Gendern ist ein klassisches Beispiel: nichts am Inhalt des Textes ändern, nur an der Form.
Noch extremer: diese eine Bank, die pressemitgeteilt hat, jetzt die angenommenen Namen von Transmenschen auf die Bankkarten zu schreiben, wegen #teamFeminismus und so.
Dieselbe Bank zahlt ihren Mitarbeiterinnen 30% weniger Boni als ihren Mitarbeitern, aber hey! Solche Kleinigkeiten sind doch egal, solange man #teamFeminismus ist oder?
Wokeness tut so, als wären diese Symbole nicht Symbole für Feminismus, sondern schon selbst der Feminismus.
Also: Feminismus besteht nicht darin, sich für Frauenrechte einzusetzen, sondern öffentlich mitzuteilen dass man zu den Feministinnen gehört.
Die Performance begleitet nicht nur, sie überstrahlt oder ersetzt die Substanz.
Zweiter Punkt: Diversität.
Damit ist hier eine sehr spezifische Diversität gemeint, also Vielfalt hinsichtlich nur weniger Eigenschaften: Hautfarbe, Geschlechtsidentität, Behinderung/Krankheit und ein paar andere.
Vielfalt hinsichtlich Bildungsniveau, Herkunft (Stadt/Land), Alter und Familienstand ist Wokies dagegen komplett egal oder sogar ein Dorn im Auge.
Und weil diese Faktoren zusammenhängen, sind Wokies (obwohl sie doch die antirassistischsten sind!) überwältigend weiß & akademisch.
Das Problem mit woker Diversität mal flapsig formuliert:
Wokies legen großen Wert darauf, die 0.1% der Frauen zu inkludieren, die sich nicht als Frau identifizieren, aber gar keinen auf die 50% der Frauen, die nicht wissen was eine Zervix ist.
Die letzte Säule der Wokeness ist „Drall“: das Prinzip, nur eine grobe Richtung vorzugeben, kein konkretes Ziel. Darum hört man von ihnen nie Lob, immer nur Kritik: #irgendwasIsImmer, du bist #nieGutGenug.
Das muss so sein: die Kritik, der Shitstorm - das ist die Performance.
Und die muss weitergehen.
Wenn du ein Projekt für Frauen machst, hast du schwarze Frauen nicht genug bedacht, wenn du dich für schwarze Frauen einsetzst, hast du schwarze Frauen mit Behinderung nicht genug berücksichtigt.
Wenn du für die was machst, exkludierst du non-passing Transfrauen mit nicht-sichtbaren Behinderungen die zu diskriminiert sind um sich zu outen, sprich: du exkludierst Brian den Brillenträger.
Irgendwas is immer und du bist nie inklusiv genug.
Das ist der Punkt von Performativität: wenn Wokies irgendwann zufrieden wären, wenn sie aufhören würden dich zu kritisieren, würden sie ja ihre Gruppenzugehörigkeit zum Feminismus nicht mehr öffentlichmachen und wären daher in ihrer Logik keine Feministinnen mehr.
Das ist meine Erklärung dafür, dass Wokies mit so viel Feuer und Leidenschaft auf Altfeministinnen rumhacken: weil Kompromissbereitschaft an ihrer Identität als Feminist*in kratzen würde und jede Bedrohung des Selbstbilds rigoros abgewehrt werden muss.
Diese #nieGutGenug-Haltung ist an sich schon toxisch, aber verbunden mit der ausgiebig zelebrierten Dringlichkeit jeder noch so winzigen Inklusiver-machung wird's zerstörerisch: Du bist schuld dass Transpersonen sterben, weil du Brian den Brillenträger ausgeschlossen hast!
Auch diese zelebrierte Dringlichkeit gehört zur Performativität: es wird verbal immer maximal eskaliert. Buchstäbliche Gewalt, Lebensgefahr, Genozid: kein Sprachbild ist zu krass als dass Wokies es nicht heraufbeschwören würden. Je krasser, desto antidiskriminierender.
Für Leute, die neu in Wokistan sind - die die Mechanismen nicht kennen und womöglich glauben dass Worte wie „Gewalt“ irgendwas bedeuten - ist das ziemlich belastend und beängstigend.
Mein Tipp: mach dir klar dass das ein Shitstorm im Wasserglas ist. Ach ja, und komm zu #teamTERF.
Übrigens, ich hab keine Ahnung was die ganzen langen Wörter wie „Performativität“ bedeuten. Ich weiß nur, dass die schlauen Leute das in dem Kontext (ha!) immer benutzen. Ich laber hier nur. Bitte nehmt mich nicht ernst.
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Mir ist diese Inventur-Sichtweise schon bei Umweltthemen aufgefallen: Von der pro-Abholzen-Fraktion wird ein Wald betrachtet als „viele Bäume“. Wenn ich also einen Wald abholze und woanders viele Bäume anpflanze, komme ich netto bei null raus. Mehr Bäume = mehr Wald = mehr gut.
Beispiele: die „Parkerweiterer“ bei #stuttgart21, die Renaturierer von RWE.
Dass ein Wald ein Ökosystem ist, in dem alle Teile mit allen anderen Teilen verbunden sind und interagieren, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, wird unter den Teppich gekehrt.
Und jetzt wird verkündet dass „Mensch mit Vagina“ etc ein angemessener Ersatz ist für „Frau“. Also Frau = Mensch mit weiblichen Organen, und wenn man genug von diesen Organen nachbaut, dann hat man einen Frauenkörper. Daraus folgt: #sexIsMutable, Bio-Geschlecht ist wandelbar.
Ich persönlich halte nichts davon, aber meine Mutter. Und meine Tanten. Mütter von Freundinnen. Die Homöopathie-Fans die ich kenne sind Frauen >40, mit deren Kindern <30 ich mich drüber unterhalte wie offensichtlich absurd Homöopathie ist.
Die Homöopathie-Fans die ich kenne haben immer Kinder, sind nie jünger als 30 und sehr selten Männer.
Und ich hab mich gefragt woran letzteres liegen könnte. Warum sind Frauen für Quacksalberei anfälliger als Männer? Warum hören die Frauen nicht auf die Wissenschaft(TM)?
Bessere Frage: warum hört die Wissenschaft nicht auf die Frauen? In „Unsichtbare Frauen“ berichtet @CCriadoPerez über Unterrepräsentation von Frauen in medizinischen Studien. Das hat 2 Effekte: es gibt Medikamente auf dem Markt, die bei Männern wirken, aber bei Frauen nicht.