Als Sidekick zur gestrigen Diskussion zu #fairlesen und E-Books in #Bibliotheken ein kurzer Literaturtipp. Gerade in deutscher Übersetzung erschienen ist »Burning the Books : A History of Knowledge Under Attack« des britischen Bibliothekars Richard Ovenden.
Ovenden erzählt fesselnd die Geschichte des Wissens, in der Bibliotheken und Archive eine zentrale Rolle spielen. Denn Wissen ist bekanntlich Macht.
Er nennt fünf Gründe, weshalb wir auch künftig Bibliotheken und Archive benötigen (ich zitiere aus der mir vorliegenden englischen Ausgabe, Seite 225):
»Firstly, they support the education of society as a whole and of specific communities within it.«
»Secondly, they provide a diversity of knowledge and ideas.«
»Thirdly, they support the well-being of citizens and the principles of the open society through the preservation of key rights and through encouraging integrity in decision-making.«
»Fourthly, they provide a fixed reference point, allowing truth and falsehood to be judged through transparency, verification, citation and reproducibility.«
»Finally, they help root societies in their cultural and historical identities through preserving the written record of those societies and cultures.«
Eine Gesellschaft, die für sich in Anspruch nimmt, eine »Wissensgesellschaft« zu sein, kommt gar nicht umhin, Bibliotheken und Archive als zentrale und neutrale Anlaufpunkte nicht nur zu pflegen, sondern massiv auszubauen.
Wer Bibliotheken nicht finanziell stützt und ausbaut, sie womöglich sogar schließt, verspielt die Zukunft für eine bildungsgerechte, offene und diverse Gesellschaft. Dies darf auf keinen Fall marktwirtschaftlich orientierten Unternehmen wie Amazon überlassen werden.
In Zeiten von Fakenews und alternativen Fakten sind Bibliotheken wichtiger und notwendiger denn je. Das erfordert eine bessere und grundlegendere Ausstattung - finanziell, personell und materiell. Danke.
Quelle Zitate | Richard Ovenden: Burning the Books : A History of Knowledge Under Attack. - London : John Murray, 2020. - ISBN 978-1-529-37876-4
Die deutsche Übersetzung von Ulrike Bischoff ist im Suhrkamp Verlag erschienen | Richard Ovenden: Bedrohte Bücher : Eine Geschichte der Zerstörung und Bewahrung des Wissens. - Berlin : Suhrkamp, 2021
ISBN 978-3-518-43007-1
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Erstes Fazit nach der Kampagne #fairlesen.
Offenbar haben die meisten der Autor*innen die Forderung des @bibverband nicht gelesen, sonst würden sie nicht solche Un- und Halbwahrheiten weiterverbreiten und unterschreiben.
Das Muster dieser Kampagne kommt mir bekannt vor: Autor*innen, die man durchaus als bekannt bezeichnen kann, wirbeln ganz viel heiße Luft auf, bleiben dann in der Diskussion allerdings auffällig still.
Während sich Autor*innen und Verlage bei "Fair lesen" auf die Bibliotheken einschießen, freut sich Amazon als lachender Dritter. (Mit Video am Ende des Threads)
Mit der Initiative "Fair Lesen" fordern Autor*innen und Verlage, dass Neuerscheinungen nicht sofort als sogenannte "Onleihe" in öffentlichen Bibliotheken zur Verfügung stehen. Denn die ersten Monate nach dem Erscheinen eines Buches sind ökonomisch die entscheidenden.
Wie hier allerdings von den Autor*innen argumentiert wird, ist erschreckend. Da wird von "erzwungene(r) Online-Ausleihe zu Niedrigpreis-Bedingungen" geschwafelt, was schlichtweg gelogen ist.