Eine Paradoxie der politischen Debatte über die Pandemie und ihre Bekämpfung: genau jene, deren Geschäftsgrundlage im systematischen Schüren von Ängsten besteht, echauffieren sich nun über vermeintliche Angstmacherei. Ein kleiner Thread zum politischen Spiel mit der #Angst. (1/7)
Rechtsextreme Politik ist grundsätzlich immer Angstpolik: Menschen sollen sich maximal fürchten und sich gleichzeitig möglichst ohnmächtig fühlen. Genau dann suchen sie nämlich Zuflucht bei den erleuchteten starken Führern, die ihnen Schutz und Orientierung versprechen. (2/7) !B
(Diese Führer selbst fürchten übrigens nichts, denn v.a. anderen sind sie Männer™ und ist Angst - wie Masken, Impfungen, Rücksichtnahme auf sich und andere - etwas für Luschen. Maximal hat man Respekt, und was zu weich & zu schwach ist, kann/soll auf der Strecke bleiben.) 3/7 !B
Weil Angst polit. Geschäftsgrundlage des Rechtsextremismus ist, wird sie nach Kräften geschürt - Themen variabel, rassistischer Unterschleif als Konstante. Es geht stets um "Überflutung", "Überfremdung", "Ausländerkriminalität", Ethno-Krieg im Inneren, und dgl. mehr. 4/7 !B
In der Pandemie haben die Berufsangstmacher nun eine neue Passion entdeckt: das sich-Empören über die natürlich völlig unbegründete Angstmache der anderen (alle Beispiele aus den letzten beiden Monaten). 5/7 !B
Natürlich hat man parallel dazu die eigene Angstmache nicht eingestellt. Man hat sogar eine Synthese aus eingeübter Angstpolitik & der i.a. als überschießend denunzierten Furcht vor Covid gefunden: der Virus ist demnach tatsächlich bedrohlich, wenn Ausländer™ ihn tragen. 6/7 !B
PS: im [außerhalb OÖs] außerparlament. Bereich beobachten wir Ähnliches in extraschrill. Man wettert gegen die Corona-"Panikmache", während man im selben Atemzug vor Impftod, Chips, Enteignung und Versklavung durch diabolische Verschwörer (und 1000 anderen Dingen) warnt. 7/7
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„Kognitiven Antisemitismus“ ortet die Studie bei 9 (stark) + 9 (moderat) Prozent der österr. Bevölkerung (S. 30); „affektiven Antisemitismus“ bei 22 + 12 Prozent (S. 35). Beides niedriger als die Werte für HUN, POL oder GR, aber hoch verglichen mit West- und Nordeuropa. 2/11
Hier einige Items, die zum "kognitiven Antisemitismus" abgefragt wurden – jeweils mit den österreichischen Werten für starke und tendenzielle Zustimmung und den entsprechenden Durchschnittswerten über die 16 berücksichtigten Länder hinweg. 3/11
Als Thema weniger sexy als Verhaftungen und Chats, aber langfristig gesehen mindestens so wichtig: volle Solidarität mit den Protesten der Elementarpädagog*innen. Entlohnung, Anerkennung, und Betreuungsverhältnisse sind mies, zum Leidwesen von Pädagog*innen, Kindern & Eltern. /1
Ich hab mal eine Schmalspurausbildung zum Kindergruppenbetreuer absolviert. Bin unsicher, inwieweit sie mich für eine elementarpäd. Tätigkeit qualifiziert hat, aber was sie mir jedenfalls vermittelt hat, ist Respekt vor ihr und ihrer gesellschaftlichen Tragweite. Ein Beispiel: /2
Wollen wir, dass Kinder sich daran gewöhnen - es als normal erleben -, dass Erwachsene gegen ihren Willen, durch Einsatz eines Kraftvorteils, auf ihre Körper zugreifen? In einer Intimität, wie sie bei Pflegetätigkeiten gegeben ist? Genau das passiert nämlich, wenn zuwenige... /3
Ob es nun zwei-, drei- oder fünftausend Teilnehmer*innen waren bei #w1109 - angekündigt als "Megademo" nach monatelangem Atemholen erscheint mir das eher als (weiterer) Beleg, dass der Corona-Straßenprotest in Österreich im 1. Quartal 2021 seinen Zenith überschritten hat. 1/4
Damals betrank man sich im Coronademolager an den Mobilisierungserfolgen & war überzeugt, die Republik aus den Angeln zu heben. Rutter garantierte einen Regierungssturz binnen Wochen. Ich hab das hier (als grenzenlose Selbstüberschätzung) beschrieben: derstandard.at/consent/tcf/st… 2/4
Gefährlich scheint mir, dass mit schwächelnder Mobilisierung und abnehmender Euphorie die Bewegung auf den fanatisierten und sich blitzartig weiter fanatisierenden Kern zusammenschrumpft. Dessen Wortführer greifen in ihren Ansagen zunehmend ins apokalyptische Register. #w1109 3/4