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25 Oct, 30 tweets, 13 min read
Für die, die langsam den Überblick zum großartigen Realsatire-Stück namens #Pimmelgate verlieren, hier ein #Servicetweet.

1. Akt:

Innensenator #Grote, Dienstherr der Hamburger Polizei, feiert seine Wiederernennung eben dazu mit einer verbotenen (#Corona, Juni 2020) Party.
2. Akt:

Obwohl dieses Verhalten Menschenleben gefährdet, lehnt #Grote einen #Rücktritt ab (anders als viele Politiker in ähnlichen Situationen außerhalb Ds - was ist aus unserer Verantwortungskultur geworden?).

Er erklärt die Sache mit Zahlung des Bußgelds für erledigt.
3. Akt:

#Grote kritisiert in einem Tweet Feiernde auf der Schanze. Die sich, anders als er, allerdings immerhin draußen treffen.

Kann man machen. Aber Steinewerfer im Glashaus gelten als nicht sehr hanseatisch.

Soweit das Vorspiel. Nun nimmt #Pimmelgate seinen Lauf:
4. Akt:

Ein Twitter-User weist auf die Doppelmoral in typisch norddeutscher Klarheit hin, indem er den Innensenator als "so 1 Pimmel" bezeichnet.

Wer mit hiesigem Sprachgebrauch vertraut ist, kann darin nur schwer einen "Hasskommentar" erkennen.

Anders #Grote.
5. Akt:

Auftritt Hamburger Polizei. Die dem Twitter-User, der zwar niemandes Leben, aber die "Ehre" des #Grote gefährdet hat, die Wohnung durchsucht.

Was sich ebenso übergriffig anfühlt wie ein Einbruch.

Wohl, obwohl die Beleidigung bereits gestanden war.
Nun gilt Contenance, kühle Zurückhaltung, als hanseatische Tugend:

Einen Politiker, der in seiner Mimosigkeit zur Verteidigung seiner Ehre mit Kanonen auf Spatzen schließt, statt sich um seine Aufgaben und die Belange der Stadt zu kümmern, schätzen wir nicht.

Schlimmer noch:
"Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas.",

steht über unserem Rathausportal:

"Die Freiheit, die errungen die Alten, möge die Nachwelt würdig erhalten."

Das hatte #Grote vergessen. Nicht so die Hamburger*innen.

#Pimmelgate war geboren.
6. Akt:

Auftritt das Volk.

Auf dem Kiez, wo der Innensenator trotz aller seiner Unkenntnis der Hamburger Seele wohnt, tauchten Aufkleber mit "Andy, du bist so 1 Pimmel" - eben jenem Tweet-Text - auf.

Diese werden, nun schon seit Wochen, von der Hamburger Polizei abgekratzt.
Offizielle Begründung, unter Anderem: Gefahrenabwehr. Jurist*innen, die sich bereits über die Hausdurchsuchung wundern, düften weiter staunen.

Doch offenbar hat #Grote, der die ganze Scharade durch Rücknahme des Strafantrags beenden könnte, den Streisand-Effekt nicht verstanden.
7. Akt:

Auftritt Rote Flora.

Deren Wandplakat wird von der "SoKo Wand & Farbe" heldenhaft übermalt - wohl wieder Gefahrenabwehr bei einem Antragsdelikt, Beweissicherung scheidet dieses Mal aus.

Für Auswärtige, die sich über den in Hamburg wohlbekannten Begriff wundern:

Derartige Polizeieinsätze haben in Hamburg eine lange, glorreiche Tradition.

Doch wir wären nicht in Hamburg, wäre #Pimmelgate hier zu Ende.

8. Akt:

Die Flora hat bereits nachgelegt.

Zweifellos sind auch schon wieder neue Sticker auf dem Kiez aufgetaucht, und wer weiß, wo noch.

Und was sich freiheitsliebende Bürger*innen noch so einfallen lassen.

Derweil fragen sich die staunenden Hamburger*innen von den Kneipen bis in die Salons, wie ein Innensenator derart konsequent seine eigene Demontage betreiben kann. #Pimmelgate wird noch sein politischer Untergang.

Weitere Infos zum Verständnis:

de.wikipedia.org/wiki/Hanseat
9. Akt:

Das Imperium schlägt zurück. Die Hamburger Polizei hatte einen ruhigen Start in die Woche und hat gegen die Flora nachgelegt.

An dieser Stelle kann auch mal erwähnt werden, dass die "SoKo Wand & Farbe" häufiger mal Politik macht:

So wurden Solidaritätsbekundungen für die kurdischen Kämpfer, die Afrin gegen den türkischen Angriff verteidigten, entfernt.

Ein Hinweis auf den Mord an #OuryJalloh wurde übermalt.

Solche politischen Aktionen sieht das hamburgische Polizeigesetz - Überraschung - nicht vor.
10. Akt:

Und weiter geht die wilde Fahrt.

#Pimmelgate hat, erwartungsgemäß, zu einem Kreativitätsausbruch in der Zivilgesellschaft geführt.

Manchen war "Andy du bist so 1 Pimmel" noch nicht eindeutig (strafbar) genug.

Andere stellen auf den Meta-Humor der Staats-Realsatire ab.

"Die Polizei" als solche kann man mangels Persönlichkeitsrecht übrigens nicht beleidigen.

#Pimmelgate

Das erinnert mich an ein altes Shirt von mir mit dem Konterfei eines früheren Innensenators im Verbotsschild.

Der machte auch auf Law and Order. Und endete als Koksnase im Dschungelcamp...

Auch so eine SCHILLernde Gestalt.
@extra3 hat bereits ein passendes, neues Logo für die hamburgische Pim..., äh, Innenbehörde vorgeschlagen.

#Pimmelgate

Comiczeichner werden ebenso von #Pimmelgate inspiriert und machen sich ebenso ans Werk...

... und das zivilgesellschaftliche Internet allgemein.

Ich persönlich bin Grote übrigens dankbar für die Gelegenheit, die hamburgische Kultur und jüngere innenpolitische Geschichte vermitteln zu können ;)

Weitere Akte folgen. Zweifellos.

#Pimmelgate

Fast untergegangen:

Bei einem St.-Pauli-Spiel - wo sonst? - wurde ein Transparent gesichtet.

"Pillermann Grote Arsch"

#Pimmelgate

Auch die Hamburger Morgenpost fragt sehr deutlich, wieso hier mit Steuergeld und dem Ansehen der Polizei für einen albernen Privatkrieg ums Ego Schindluder getrieben wird.

11. Akt:

Selbst das Spatzenhirn von "KI" des Twitter-Suchalgorithmus findet #Pimmelgate lustig.

12. Akt:

Mein Gefühl sagt mir, wir nähern uns einem vorläufigen Finale von #Pimmelgate.

Die Flora lässt sich natürlich nicht lumpen und heilt den stumpfsinnigen Übergriff auf die Kunst binnen Stunden.

Doch das ist noch nicht alles:

Nachdem die Polizeigewerkschaften das Kasperletheater längst verurteilt haben, schließt sich nun sogar die Law&Order- "Polizeigewerkschaft" an.

Zur Erinnerung:

Zudem im 12. Akt...

Auftritt Opposition.

Nachdem man sich bisher auf allgemeines Gegnarze beschränkte, entdeckt man endlich seine Kontrollfunktion:

Linke und CDU kündigen Senatsanfragen zur #Pimmelgate-Posse an.

13. Akt:

Erster Höhepu... erstes Finale.

Grote und die SoKo Wand&Farbe knicken ein. Lang hat's gedauert.

In den folgenden Akten kommen dann parlamentarische und juristische Aufarbeitung. In diesem folgen noch ein paar Medien-Highlights.

#Pimmelgate

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