Ihr erinnert euch an den Fall Oury Jalloh. 2005 starb er in einer Polizeizelle in Dessau. Laut Polizei angeblich Selbstmord.

Ein britischer Sachverständiger simulierte den Ablauf nun detailliert. Ergebnis: Oury Jalloh wurde sehr wahrscheinlich von der Polizei verbrannt.
Oury Jalloh, ein Asylbewerber aus Sierra Leone wurde 2005 mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Polizeiwache Dessau (Sachsen-Anhalt) zusammengeschlagen, gefesselt, mit Brandbeschleuniger überschüttet und in Brand gesteckt. Den angeblichen Selbstmord schließt der Gutachter aus.
Bis heute ist der Fall nicht aufgelöst und die Ermittlungen wurden eingestellt. Die Staatsanwaltschaft sagt nun nach der Veröffentlichung des Gutachtens, man werde es prüfen.

Wäre der Fall nicht schon schockierend genug, muss auch noch ein Gutachten aus dem Ausland nachhelfen.
Eine in der Tatnacht anwesende Polizistin sagte zunächst aus, der Dienstgruppenleiter habe "die Gegensprechanlage zur Zelle und den Feueralarm immer wieder leiser gedreht", es seien Hilferufe zu hören gewesen. Vor Gericht zog sie diese Aussage später plötzlich zurück.
Die Obduktion Oury Jallohs zeigte schwere Verletzungen an der Leiche. Unter anderem waren Schädel, Nase und Rippen gebrochen. Zwei weitere Todesfälle nach schweren Verletzungen in der gleichen Wache blieben ebenfalls unangetastet. Die Polizei vernichtete fast alle Akten zum Fall.
Heute vor 10 Jahren enttarnte sich der NSU. Nicht Ermittler enttarnten die rechte Terrorgruppe, sondern sie selbst. Bis dahin kriminalisierten die Behörden jahrelang die Opfer und ihre Angehörigen. Auch diese Schande ist bis heute nicht aufgearbeitet.
Der NSU war nicht nur zu dritt und das große NSU-Netzwerk ist voller V-Männer von Behröden, u.a. des Verfassungsschutzes.

Ausgerechnet der rassistische damalige Präsident des Verfassungsschutzes, Maaßen wurde daraufhin mit der Aufklärung beauftragt.

Nichts wurde aufgeklärt.
Diese riesigen Skandale klingen für viele Menschen in unserem Land unglaublich und unbegreiflich. Während sie für wiederum viele von Rassismus Betroffene beängstigend sind.

Deutschland muss die Chance wahrnehmen, ein für allemal mit diesen Umtrieben aufzuräumen. Es ist Pflicht.

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28 Oct
Wir hätten fast eine Wohnung in Berlin bekommen. Wir wurden als einzige Nachmieter vorgeschlagen, die Vormieter erwarteten Nachwuchs und mussten schnell umziehen. Alles passte. Den Vermietern aber waren wir wohl nicht "deutsch genug".
Ich meine, bei einem Wohnhaus in Berlin-Schöneberg, in dem sowohl Vorder-, Hinter- und Seitenhaus nur von Menschen bewohnt sind, deren Namen allesamt - sagen wir mal - wenig vielfältig sind, hätte ich es mir denken können. Aber so etwas wollte ich mir nicht einreden.
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26 Oct
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7 Oct
Es passiert und niemand spricht darüber. In Indien wüten derzeit Hindutva-Mobs. Sie attackieren gezielt Muslime, Moscheen, aber auch Christen und Kirchen, sowie Sikhs. Es gibt Tote, Verwüstung, Pogrome. Und Medien berichten rein gar nichts.
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