Thread by @KonLex09

Moloch
Der Antisemitismus der Massen

Dr. Daniel Langhans, nach eigenen Angaben Unternehmensberater aus Bayern, hat seinen Weg vom extrem konservativen Katholiken, der Frauen zu Hause sehen möchte und Homosexuelle bei der Konversionstherapie, zum Verschwörungsideologen

abgeschlossen. Sein Weltbild ist umfassende Welterklärung, die sich in bis in prähistorische Zeiten erstreckt. Langhans, der zu Zeiten des QD-711-Wanderzirkus zuletzt zu den immer wieder gebuchten Rednern gehörte, ist angekommen, wie sich heute in Fulda zeigte.

Er beginnt seine Rede mit dem Mythos vom Gemälde im Flughafen Denver und nimmt ihn als Beleg für eine jahrzehntelange Planung der Pandemie. Das ist der Auftakt, den er steigern wird.
faktencheck.afp.com/dieses-bild-mi…

Er setzt fort mit dem Astroworld-Festival des Rappers Travis Scott, einem Konzert, bei dem es in den USA Anfang November zu mehreren Todesfällen kam. Die Ursachen sind aktuell Anlass umfangreicher Ermittlungen.

Seine Rede enthält visuelle Versatzstücke, die er herausgesucht hat: der überdimensionale Kopf, durch den Menschen gehen, die Treppe, Hörner, Symbole von Unterdrückung und Vernichtung, die Hörner sind historischen Vorstellungen von Satan, Dämonen und Hexenmeistern zuzuordnen wie

auch das Kreuz, so wie er es schildert. Sie gehören zur europäischen Kultur wir auch der Kopf, der einen anderen Ursprung hat.
Ein Daniel aus dem Publikum, vermutlich Daniel T., antwortet: Moloch.
Die Vorstellung von Moloch entstammt der Hebräischen Bibel mit fester Redewendung:

„Kinderopfer dem Moloch darbringen“. Der Einfachheit halber ein Zitat aus der Wikipedia:
"In der rabbinischen Tradition ist „Moloch“ als eine Bronzestatue dargestellt worden, die mit Feuer erhitzt wurde. Die biblisch-rabbinische Überlieferung von diesem Menschenopfer ist

vielfach auch von Kommentatoren wiederaufgegriffen und in Verbindung mit den von altgriechischen und lateinischen Autoren berichteten Opferungen von Kindern für Kronos-Baal in Karthago gebracht worden.
Eine Verbindung des Moloch-Kultes soll auch zu den Kanaanitern bestehen, was

einen weiteren Pfad (als den von Langhans) zu Rassismus und Antisemitismus in Europa eröffnet.

Langhans hat die Inszenierungen des Festivals und des Künstlers nun in Verbindung mit Hollywood und einem uralten, fast prähistorischen Kult gebracht, über den kaum etwas bekannt ist.

Aber in seiner Vorstellung gibt es den Kult ununterbrochen über Jahrtausende.
In der Hebräischen Bibel gilt Moloch als Götze, der christliche Monotheist Langhans nennt ihn einen Gott. Er ist durch.

Dass Langhans den modernen Künstler ins Spiel bringt (und damit auch Hollywood), ist nicht überraschend. Heutige Verschwörungsideologen wie Tilman Knechtel sehen die Kunst- und Kulturszene, insbesondere in den USA, als Hort von Illuminaten und Reptiloiden, deren Kunstwerke

beständig Anspielungen enthalten würden, die es nur aufzudecken gäbe.

Es folgt der Vorwurf, die Freundin des Künstlers würde "Blutrituale" inszenieren und in Blut baden. Das Konzert und die Todesfälle dort werden zu einem "okkulten Ritual". Der Rapper wird damit zum Angehörigen einer menschenfeindlichen, menschenopfernden Moloch-Sekte, die

überlieferten Bezüge zur Kindsopferung sind überschrieben, um das Ideologe passend zu machen.
Okkult steht hier für schlecht oder feindlich, was es als Begriff historisch nicht ist. Andere in der QD-Bewegung sehen "okkult" als Weg zu einer umfassenden Welterkenntnis, so viel

am Rande.
Natürlich stellt er einen Bezug zu Britney Spears her, es geht um die Illuminaten im Kulturbetrieb und darum, viele Kleinigkeiten zu sammeln, um am Ende ein gelöstes Puzzle zu behaupten, wo gar keines ist.

Vor kurzem ging ein Video vom GPE in Israel 2019 durch die TG-Gruppen. Madonna sang und ließ tanzen, ihre Stimme wurde stark durch Autotune unterstützt, und die Inszenierung habe ich nicht ganz verstanden, bin mit Madonnas Werk aber kaum vertraut. Denn selbstverständlich bezieht

sich die Inszenierung auf den gesungenen Text. Nichts, was Langhans irritiert. Er zieht eine irrationale, emotionale Analogie und behauptet: "Sie haben die katholische Kirche von oben gekapert!", ruft er laut.
"Sie" bleiben zunächst im Ungewissen, wir dürfen hier die "Moloch-

Sekte" vermuten. Und ganz gleich, wen er als "sie" vermutet, singt er das alte Lied der Antisemiten, die seit längerem die katholische, den Papst oder auch die Jesuiten im Verbund mit den behaupteten Feinden der Menschheit sehen.
Gehört er noch seiner katholischen Kirche an oder

ist er eher ein Fall für die Exkommunikation? Seine frühere Ablehnung des Papstes ist nun umgeschlagen in finstere Verschwörung. Dass damit frühere antikirchliche Verschwörungstheoreme aufleben (die kath. Kirche als erste weltumspannende Organisation), liegt auf d Hand - Synthese

Es folgen Fehlinterpretationen des Madonna-Textes. Und Madonna habe gewissermassen alles gewusst über die finstere Plandemieverschwörung. Der Verweis auf die "Corona"-Schreibmaschine soll die Anzahl der Pseudofakten erhöhen.

Er kommt begrifflich aus der Antike, er hat die Gegenwart abgegrast, nun muss er ein wenig verbinden: die Freimaurersymbole auf US-Geldschein, an denen nichts Geheimnisvolles ist. Die "okkulten Geheimbündler" sind amerikanische Freimaurer, die es dort einmal in großer Anzahl und

und wenig geheim gab. Aber die Sache ist noch viel schlimmer. Was Langhans verpennt, ist die Tatsache, dass die Abbildung auf der Rückseite seit 1782 das offizielle "Große Siegel der Vereinigten Staaten" ist und auch Regierungsdokumente prägt.
Tatsächlich ist die Ikonographie

christlich geprägt, das allsehende Auge ist nichts, worauf Freimaurer ein Copyright hätten. Etwas umfassend, aber doch gut erläutert:
de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9F…

Ob Roosevelt 1933 anordnete, das große Siegel auf die Dollarnote zu bringen, ist unklar. Gedruckt wurde ab 1935, aber das Jahr 1933 dockt in seiner Vorstellung gut an die Überzeugungen an, wonach die Euthanasie im NS maßgeblich durch die USA beeinflusst sei und aus NS-Deutschland

zur Beherrschung der Massen in die USA zurückkehrte.

Unmittelbar darauf führt er die Einführung des Siegels auf den antisemitischen Rothschild-Mythos zurück. Ein Rothschild in London sei schuld, und hier sind wir bei der "jüdischen Weltverschwörung".
Der betreffende Sohn von

Mayer Amschel R., Nathan Mayer Rothschild, ist allerdings erst 1799 nach London ausgewandert.
Das Jahr 1776 ist übrigens das Jahr der US-Unabhängigkeitserklärung, aber nichts, was einen Langhans aufhalten sollte.
1776 gründete Weishaupt tatsächlich den "Bund der

Perfektibilisten", später als Illuminaten bekannt. Die Ziele waren m.E. ok, aber es gab eine Unterwanderungsstrategie, die verschwörungsideologische Deutungen herausfordert. (Manche behaupten, Washington sei eigentlich Weishaupt.)

An dieser Stelle haben wir die menschenmordenden Moloch-Anhänger, die Freimaurer und Illuminaten, den Papst und den Rothschildmythos. Das ist eine klassische antisemitische Vorstellung einer allumfassenden "jüdischen Weltverschwörung".
Zur NWO-Behauptung siehe letzten Link.

An dieser kurzen Langhans-Zusammenfassung interessiert nur eins: Der laute, anhaltende, fast frenetische Applaus.
Auf die ausgebreiteten Arme am Ende der Rede, das Christus-Symbol, sei nur kurz hingewiesen.

Auch dieser Clip dient nur zum Nachweis der Begeisterung der Langhans-Massen. Er serviert ihnen die jüdische Weltverschwörung, sie applaudieren.

Es folgt Daniel T., ein Oberstaatsanwalt a.D., wie es heißt, dessen Mutter Auschwitz überlebt hat. Als er als Kind in Ungarn geimpft werden sollte, hat sie sich in Erinnerung an Auschwitz dagegen eingesetzt und erreicht, dass er damals trotz Impfpflicht in der Schule nicht

geimpft wurde; so hat er es Langhans im interview geschildert.
Nun, da er alt ist, hat er den Weg verloren und behauptet, die "Rothschilds" seien die "Synagoge des Satans", keine Juden, sie würden sie besiegen.
Er ist nun leider ein Antisemit, fürchte ich.

Eine Methode, sich gegen Kritik zu immunisieren, ist die Behauptung, Juden seine gar keine Juden. Auch daher die "Khasaren" und "Zionisten", selbst Knechtel greift in seinem "Rothschild"-"Buch" darauf zurück, wenn er von der Errichtung des dritten Tempels zum Zwecke von

Menschenopfern schreibt.
Die Anwesenheit von Daniel T. wird umgehend genutzt zur Legitimation der getroffene Behauptungen. Es folgt eine weitere Variation des antisemitischen Tricks des "jüdischen Zeugen", der kennt sich natürlich mit Rothschild aus, weil offenbar alle Juden

tiefere Kenntnisse über "Satanisten" haben, die in den Bereich des Christentums gehören. Dass Langhans zuvor den Weg bereitet hat und den Rothschild-Mythos zuerst einbrachte, ist dann auch egal. Sonst würde der Trick nicht funktionieren.