Wir sollten über die rassistischen Hintergründe einiger Verschwörungstheorien rund um Impfungen sprechen.
Gegen Impfungen zu sein, ist nicht neu. Seit Bismarck 1874 die Impfpflicht für Kinder einführte, galt dieser medizinische Eingriff in Deutschland als "umstritten".
Gegen Impfungen zu sein, ist nicht neu. Seit Bismarck 1874 die Impfpflicht für Kinder einführte, galt dieser medizinische Eingriff in Deutschland als "umstritten".
Damals holte die Polizei noch Kinder ab. Von 400.000 Erkrankten starben während der Pockenepidemie 1870 bis 1873 etwa 181.000 Menschen. Jenseits berechtigter kritischer Fragen zu Impfungen, gab es immer auch Stimmen, die in Impfungen das große Unheil sahen.
"Auch von dem Impfaberglauben selbst abgesehen, ist der Impfzwang immer ein Mittel, durch welches dem ärztlichen Gewerbe eine unfreiwillige Kundschaft zugeführt wird", meinte der Philosoph Eugen Dühring bereits 1881, der als Vordenker der Nazis gilt.
Hinter der Impfpflicht sah er sein Feindbild, Juden, die nur Geld verdienen wollten: "Der ärztliche Beruf ist wohl unter allen gelehrten Geschäftszweigen nächst der Literaten am stärksten von Juden besetzt."
Für die Nationalsozialisten war essenziell, gegen Impfungen zu sein. Es passte nicht zur Rassenideologie, in der "arische Herrenmenschen" von Natur aus abgehärtet wären und nur "Untermenschen" sterben müssten.
Diese Karikatur von 1935 erschien im "Stürmer", einem der wichtigsten Nazi-Hetzmedien. "Es ist mir sonderbar zumut, Gift und Jud' tut selten gut", steht unter "Die Impfung" und einem jüdischen Arzt. Der Herausgeber, Streicher schrieb dazu: "Die Impfung ist eine Rassenschande."
Der Deutsche Impfgegner-Ärztebund verfasste im Jahr 1935, die Zeilen: „Deutsches Volk, hab‘ nichts mit dem Impfen gemein, / Es ist jeder wahren Gesundheitspflege Hohn, / Und willst Du nicht selbst Dein Totengräber sein, / Dann bekenn‘ Dich entschlossen zur Anti-Vakzi-Nation!“
Es ist kein Zufall, dass auch heute Stimmen von Rassisten und Rechten laut sind, wenn es um Kritik Impfungen geht.
Es gibt viele Ungeimpfte, die nicht per se Impfgegner sind; die auch nicht Querdenker sind; die teils individuelle Gründe haben, sich nicht impfen zu lassen oder es schlicht nicht können. Diese Menschen sollten nicht in einen Topf mit Hetzern geworfen werden.
Jedoch sollte mit Sorge wahrgenommen werden, wie sehr Rassismus die Antihaltung zu Impfungen historisch prägt. Oft weiß man gar nicht, wer die Ideengeber hinter manchen Verschwörungstheorien sind.
Dieser starke Artikel vom Standard, aus dem ich die Karikatur und die Zitate habe, zeichnet einen wichtigen historischen Abriss des Phänomens: derstandard.de/story/20001176…
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
