Update Pandemie Modellrechnungen:
Wir können alle jede wenigstens etwas positivere Nachricht gebrauchen, die wir bekommen können, nach den Nachrichten der letzten Tage.
Also: Die aktuellen Entwicklungen lassen die Modellrechnung ein ganz bisschen besser aussehen!
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Deswegen kommt doch früher als gedacht ein Modellrechnungs-Update. Wer das lieber als leicht lesbaren Blog-Artikel lesen will, folgt bitte diesem Link:
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dirkpaessler.blog/2021/11/28/upd…
Aus zwei Gründen sind die Aussichten zumindest ein bisschen besser geworden:
1. Mit den neuesten Alters-Gruppen-Inzidenzen vom RKI vom Donnerstag konnte ich das Modell bei der Berechnung insbesondere der älteren Menschen genauer machen und...
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... es ergeben sich etwas niedrigere Fallzahlen in diesen Altersgruppen, was sofort eine Wirkung auf die Modellzahlen der Patienten und ITS-Belegung hat.
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2. Die Inzidenz am morgigen Montagmorgen wird um 500 liegen, die Modellvorhersage war 519, wir sind also anscheinend (?) einen Tick langsamer unterwegs als letzte Woche berechnet. Das hebelt die nächsten Wochen etwas herunter.
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Wir müssen uns allerdings darüber im Klaren sein, dass diese Bremswirkung Mischung aus “echtem Bremsen” und Überlastungseffekten bei der Fallzahlen-Zählung ist. Gehen wir im weiteren optimistischer Weise davon aus, dass es sich hauptsächlich um eine echte Bremsung handelt.
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Erst die Zahlen der Verstorbenen in den nächsten Wochen werden uns verraten, wie echt die Fallzahlabsenkung war.
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Mit diesen aktualisierten Ausgangszahlen habe ich drei neue Modellszenarien berechnet:
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Die Inzidenzverläufe sehen dann so aus: Die rote Linie zeigt, dass das aktuelle Worst-Case-Szenario B1 (also keine koordinierte Bremsaktion in Deutschland und nur wenig Hilfe durch die Bürger) etwas niedriger in der Spitze liegt als die Berechnungen von letzter Woche.
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Der generelle Lockdown am 6.12. (türkis) bleibt beim Blick auf die erstarrte Politik ein theoretischer Verlauf zum jetzigen Zeitpunkt. Oder wachen die Damen und Herren doch noch auf?
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Die blaue Linie würden wir erreichen, wenn sich massiv viele Menschen ab sofort am Bremsen beteiligen und deutlich ihre Kontakte senken. Besonders an den Wochenende ist die Variabilität der Kontakte zu hoch (siehe Tweet von Dirk Brockmann).
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Was man deutlich sieht: Der einzige Weg zu einem schnellen Absenken der Fallzahlen, noch bis Ende des Jahres, führt nur über einen Lockdown. Alles andere zieht sich bis in den Februar hinein.
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Das war’s dann leider auch schon mit den etwas besseren Nachrichten. Die weiterhin schlechten Nachrichten kommen von den prognostizierten ITS-Belegungen:
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Zwar meldet die DIVI aktuell 30% weniger ITS-Belegung als laut Modell zu erwarten wäre (durch Überlastungs-Effekte, siehe hier), aber auch wenn man das einrechnet werden wir in allen Szenarios sogar die Anzahl der betreibbaren Betten überschreiten.
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Platz für andere Behandlungsgründe auf ITS (Unfall, Infarkt, usw.) wäre dann nicht.
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Der weiter steil ansteigende Verlauf der ITS-Belegung der nächsten 2-3 Wochen ist durch vor dem heutigen erfolgte Ansteckungen weitreichend festgelegt, nichts hält das mehr auf.
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Wir können nur noch Verlauf ab ca. Mitte Dezember beeinflussen, Überlastung Kliniken bleibt im Modell unvermeidlich.
Hier noch Gesamtzahlen der Patienten und Toten für die drei Szenarien. Irgendwo zwischen 28.000 und 50.000 Toten würden wir rauskommen bis April, sagt Modell.
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Übrigens: Hätten wir morgen, am 29.11. einen 30% Lockdown gemacht, wären es nur ca. 19.000 Tote gewesen, eine Verzögerung um eine Woche kostet also z.Zt. ca. 9.000 Menschen pro Woche das Leben.
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Leute, bitte haltet Euch fern von anderen Menschen, insbesondere von Menschenansammlungen! Verlasst Euch nicht auf Schnelltests bei Geimpften. Immer Maske auf, und zwar FFP2! OP-Maske reicht nicht mehr.

Stay the F**K at home!
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PS: Alle gezeigten Modellrechnungen beinhalten natürlich noch keine Berücksichtigung von Omikron, weil es dafür keinerlei brauchbares Datenmaterial gibt. Frühestens in 2-3 Wochen kann man dazu was sagen. Unser akutes, brennendes Problem ist und bleibt die 4. Welle mit Delta.
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Nochmal abschließend der Link zum Blogartikel, in dem auch Annahmen und Modell-Informationen gelistet sind.
dirkpaessler.blog/2021/11/28/upd…

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More from @dpaessler

27 Nov
Fallzahlen, Hospitalisierungen, ITS-Betten und Zahl der Verstorbenen passen nicht (mehr) zusammen.

Ein Daten-Thread (mit vielen Fragen)
#ringenumdiewahrheit
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Links oben: Weil die Positiv-Rate hochgeht und aus den Meldungen der überlasteten Gesundheitsämter und Labors wissen wir, dass wir die Anzahl der tatsächlich stattfindenden Infektionen heute mehr unterschätzen als vor 3-6 Wochen (steigende Dunkelziffer).
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Links unten: Die Anzahl der Hospitalisierungen wächst deutlich langsamer als der Modell-Erwartungswert, der seit Juni wöchentlich die korrekten Zahlen vorhergesagt hat und somit kalibriert ist. Letzte Woche "fehlten" 3.700 Patienten (-27%).
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Read 12 tweets
26 Nov
@zdf berichtet über die Modellrechnungen von Prof. Kristan Schneider. Sogar richtig mit Zahlen und so, also eine gute Chance meine Amateur-Modellergebnisse mit einem Profi-Modell zu vergleichen.

Kurzfassung: Die Modellergebnisse sind beeindruckend ähnlich. 😎

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Die Grafik zeigt die Überlagerung unserer beider Kurven. Die Peaks liegen bei Schneider 1-2 Wochen später als bei mir, die maximalen Höhen der beiden Extremfälle ("nix tun" und "Lockdown") liegen sehr ähnlich.
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Für die nächsten Wochen ist Schneider's Modell bei Szenarien mit Bremsung etwas pessimistischer als meins (steilere Kurven) und meine Lockdowns sind "stärker" als bei Schneider (sinken schneller und sind kürzer). Alles im Rahmen der vielen Modell-Unsicherheiten.
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Read 8 tweets
23 Nov
Modellrechnung: Was passiert mit bzw. ohne Lockdown? Und danach?

Ein Blick in die nähere Zukunft anhand von Modell-Szenarien mit und ohne Lockdown.

Spoiler: Nicht gut. Gar nicht.

Blogartikel und Thread
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Hier im Thread kommen nur ein paar Highlights, viel ausführlicher und als wohlformatierter Blogartikel hier zum Lesen (besser als bei Twitter):
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dirkpaessler.blog/2021/11/23/mod…
Es könnte sein, dass das hier für einige Zeit der letzte Blogpost mit Modellrechnungen sein wird. Zum Einen, weil unsere Datenqualität gerade komplett am abka**en ist (viele sind überfordert: Teststationen, Labors, Meldewesen, Kliniken)...
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Read 24 tweets
20 Nov
Aus Modellierer-Sicht befinden wir uns schon seit 2-3 Wochen im "Nebel", denn die realen Daten passen nicht mehr zu den Modell-Daten. Leider ist das kein gutes Zeichen: z.B. scheinen bereits ~30% mehr Covid-Patienten zu sterben als in Zeiten optimaler Versorgung
Ein Thread
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Die 3 Grafiken für Hospitalisierungen, ITS-Betten und Verstorbene zeigen die offiziellen Zahlen von RKI und DIVI (schwarz) im Vergleich zu den Zahlen, die mein Modell aus den historischen Fallzahlen und der Prognose der Fallzahlen für die nächsten 4 Wochen errechnet (blau).
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Klar zu sehen ist, dass das Modell sehr genau die historischen Patienten/Todeszahlen berechnen kann, außer bei hoher Belastung, also in Welle 2 und 3. Und eben jetzt. Die Abweichungen werden mehr und mehr. Was ist da los? Fehler im Modell?
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Read 16 tweets
19 Nov
Die Schallmauer ist bei "Mach 1" = 1200 km/h.

Corona-Schallmauer liegt auch in diesem Bereich: Eine regionale Inzidenz>1000 dürfte die Mauer sein, wo Lockdown unausweichlich wird (=> Sachsen, Oberösterreich, Salzburg => Lockdown angekündigt).

1000er-Schallmauer-Thread
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Inzidenz 1.000 bedeutet 1.000 Infektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche.

Daraus ergeben sich 40 bis 60 Hospitalisierungen pro Woche, ca. 25 belegte ITS Betten und 9-11 Tote pro Woche. Pro 100.000 Einwohner.

Bei Inzidenz 2000 ganz einfach von allem das Doppelte.
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ABER: DE hat nur 33 ITS Betten pro Einwohner, AT 29. 2000er-Inzidenz geht also nicht.

Bayern liegt bei 628 und verdoppelt sich alle 2 Wochen, einige Regionen schon bei >1000.

Daraus leitet sich Vorhersage ab: @Markus_Soeder kündigt innerhalb 10 Tage Lockdown an.
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Read 5 tweets
17 Nov
Deutschland in der Pandemie ist wie ein Auto, dass auf einem langen Abhang zwischen vielen Fussgängern ins Rollen gekommen ist.

Drei Mal hatten wir es schon geschafft zu bremsen, zuletzt im Juni. Fast bis in den Stand.

Ein Metapher-Thread
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Ab Sommer haben wir nach dem Wieder-losrollen Stück für Stück die Bremsklötze ausgebaut (endlose Maßnahmen-Lockerungen, Kontaktverfolgung und Quarantäne faktisch aufgegeben), seit dem geht's bergab.
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Auch als das Auto schon merklich immer schneller wurde (Beschleunigung auf einer schrägen Ebene ist ein exponentieller Vorgang) hat sich keiner auf die Suche nach dem Bremspedal gemacht. Mehr und mehr Fußgänger werden verletzt oder überfahren. Trotzdem bremst keiner.
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