Update Modellrechnungen: Eine gebremste Omikron-Welle könnte für die Kliniken wie die Delta-Welle werden (aber mehr Personalausfall überall)
Thread & Blog-Artikel 1/x
Hier im Thread nur die wichtigsten Hauptpunkte, ausführlich und mit Links zu allen Quellen im Blog-Artikel: 2/x dirkpaessler.blog/2022/01/03/mod…
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Der Blick in andere Länder sagt uns: Auch bei uns wird eine Welle kommen: In Deutschland befinden wir uns gerade am Knickpunkt nach oben, wir sind also etwas hinterher. Und das hat nicht nur mit Glück zu tun, denke ich. 4/x
Dass es bei uns später losgeht mit dem Omikron-Wachstum ist m.E. die Folge unserer Verhaltensänderungen und Maßnahmen, mit denen wir seit Ende November auch schon die Delta-Welle gebrochen hatten und die jetzt auch Omikron ausbremsen.
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Die Mehrheit des Volks hilft mit, das ist gut sichtbar im Kontakte Monitor covid-19-mobility.org/de/contact-ind…: Je niedriger die grüne Linie liegt, um so weniger verschiedene Menschen treffen sich. Das hilft! 6/x
Ich habe den Eindruck, dass die deutsche Bevölkerung sehr deutlich signalisiert, dass sie beim Stoppen der Pandemie aktiv mithelfen will.
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20 Millionen Menschen haben sich im Dezember eine Impfung geholt (1/2/3): was für ein Statement, während andernorts ein paar Leute “spazieren gehen” und leider dafür viel mehr Medienecho bekommen.
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Omikron wuchs von Anfang an in Deutschland aufgrund von schon stattfindenden Kontaktreduzierungen mit 4 Tagen Verdopplungszeit und damit langsamer als z.B. und UK oder Dänemark.
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Beide Länder hatten höhere Impfquoten und hatten schon viele Einschränkungen abgeschafft – was mit einem Virus, der Geimpfte ansteckt, zum Nachteil wurde.
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Auch über Weihnachten haben sich m.E. viele Menschen in Deutschland mit ihren Kontakten beschränkt, und auch das hat zur Folge, das die Omikron-Welle bei uns etwas später startet als in anderen Ländern. Eine Gemeinschaftsleistung!
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Wenn wir schon so eine Wirkung hatten: Sind wir also vielleicht gar nicht mal so weit von dem Punkt weg, an dem wir Omikron mit ein paar “Smart Moves” ganz ausbremsen könnten, mit ein paar gut koordinierten Maßnahmen, ohne den ganz “harten Lockdown”?
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Ich habe drei plus zwei Szenarien entworfen: 13/x
Jetzt wird es etwas technisch, muss man nicht alles gelesen haben :-). 14/x
Mit 2,4 Tagen Generationszeit und R0Omikron=R0Delta kann ich die Entwicklung von Omikron in Deutschland gut nachbilden im Modell:
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Ergebnisse der Modellrechnungen: In der aktuellen Modellrechnung ergibt sich für die Inzidenz in Deutschland folgender Verlauf: 16/x
Mit einem staatlichen Eingriff um den 17.1.2022 (ausgelöst von 5.000 Hospitalisierungen/Woche) könnten wir die Gesamtinzidenz unter 800 halten. Wenn das Volk die Arbeit alleine machen muss, würden sich Inzidenzen über 1.000 ergeben.
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Wenn wir nicht dagegenhalten (oder gar lockern), könnte sich Omikron auf Inzidenzwerte deutlich über 2.000 erheben, ähnlich wie wir das in anderen Ländern bereits sehen (siehe oben).
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Der Verlauf der COVID-Hospitalisierungen sieht so aus. Die gepunktete grüne und orange Linie zeigen die pessimistischere Variante (Omikron macht stärker krank). 19/x
Gestrichelte schwarze Linie zeigt Anzahl der wöchentlichen Hospitalisierungen, die das Modell bei optimaler Versorgung erwartet hätte (siehe unten). Durch Überlastung liegt durchgezogene schwarze Linie der Werte vom RKI darunter. Jetzt treffen sich die beiden Linien wieder.
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Die ITS-Belegung mit COVID-Patienten sieht im Modell wie folgt aus: 21/x
Auch hier lag im November die Anzahl der bei optimaler Versorgung zu erwartenden Betten deutlich höher als von DIVI gemeldet (durch die Überlastung mit der Folge einer höheren Anzahl Verstorbener, siehe Anhang 1). Die Werte laufen jetzt erst wieder zusammen.
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Insgesamt liegen alle Modellrechnungen “mit Bremsen” beim Höchstwert der Patienten und ITS-Bettenzahlen unterhalb der Welle im November. Nur ohne Bremsen geht es deutlich darüber hinaus.
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Anders sieht es bei der Anzahl der Personen aus, die durch Erkrankung und/oder Quarantäne ausfallen (wogegen die Impfung viel weniger schützt): Hier ergibt sich im Modell eine viel höhere Belastung der Gesellschaft als in allen Wellen zuvor – in allen Szenarien. 24/x
Trotz Unklarheit zum Schutz der Bevölkerung jetzt Bremsmaßnahmen zu beschließen, auch ohne bereits stattfindende Eskalation, wäre klug und “gute Führung” für ein Land. Wie immer: Je später Maßnahmen kommen, um so “härter” und “länger” müssen diese sein. Auch bei Omikron. 25/x
Anhang 1: Überlastung führt zu erhöhter Sterblichkeit
Die folgenden vier Kurven zeigen die Modellergebnisse für die Zahlen der Patienten und der Verstorbenen im Vergleich der Modelldaten mit den Daten vom RKI bzw. DIVI. 26/x
Wir haben aus 3 Wellen die Erfahrung gemacht, dass ab ca. 10.000 COVID-Hospitalisierungen und ab ca. 5000 COVID-ITS-Betten die Patientenzahlen unter den bei optimaler Versorgung im Modell zu erwartenden Werten liegen. Gleichzeitig...
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Gleichzeitig steigt die Anzahl der Verstorbenen über die im Modell erwarteten Werte. Also: Die Patienten-Sterblichkeit steigt. Statistiken zur DE-weiten Übersterblichkeit deuten an, dass dieser Effekt noch stärker sein könnte als hier gezeigt.
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Welche persönliche Risiken hat man in Schule/Arbeit bei Omikron-Inzidenz 1.000?
Welche Gedanken über Corona-Risiken muss man sich jetzt als Schüler und/oder Erwachsener machen, wenn man in so einem Szenario in Schule/Arbeit gehen soll?
Ein Thread/Blog-Artikel 1/x
Dieser Thread enthält nur die wichtigsten Punkte. Ich empfehle die Lektüre des Blog-Artikel mit ausführlicher Herleitung und mit Quellen-Links 2/x dirkpaessler.blog/2022/01/06/wel…
In ca. 10 Tagen werden wir in Deutschland die Inzidenz 500 erreichen, und 4-7 Tage später, so um den 20.-22.1. dann die Inzidenz 1.000. Die 2.000 kommen dann wieder 4-7 Tage später (wenn wir nicht bis dahin erheblich bremsen, siehe Modellrechnungen). 3/x
Frage: Könnte man aus den aktuellen Hospitalisierungszahlen schon absehen, ob Omikron intrinsisch (d.h. neben Berücksichtigung der Impfungen) weniger oder gleich viele Hospitalisierungen erzeugt?
Kurze Antwort: m.E. nein
Lange Antwort: Thread! 1/x
In meinem Modell berechne ich Omikron und Delta getrennt. Das Modell für Delta ist bewährt, d.h. die grüne Kurve können wir mal so als gegeben annehmen.
Der Verlauf der Omikron-Fallzahlen kommt aus Szenario 2 von meinen Modellrechnungen vom Sonntag:
In der Grafik kann man sehen, dass im Modell etwa an Sylvester die Anzahl der deutschlandweiten Omikron-Hospitalisierungen die durch Delta verursachten Patienten eingeholt/überholt hat.
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Booster schützt Geimpfte zu 75% vor Ansteckung mit Omikron, verliert danach aber schnell an Wirkung - sagt @UKHSA im Briefing vom 23.12.2021
Welcher Impfschutz ergibt sich für die Altersgruppen in Deutschland im Zeitverlauf im Vergleich zu Delta?
Ein Pandemie-Mathe-Thread 1/x
Die aktuellen Impfungen schützen nach einem Booster viel schlechter gegen **Ansteckung** mit Omikron als mit Delta, wie die Grafiken zeigen, und Wirkung sinkt auch schnell wieder. Der Schutz vor **schwerer Erkrankung** bleibt aber wohl bestehen.
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Warum unsere Booster-Strategie trotzdem richtig ist: Die knapp 30% "Schutzwelle" fällt im Jan/Feb genau mit der Omikron-Welle zusammen und hilft uns zumindest beim Bremsen der Ausbreitung. Ein erhöhter Schutz gegen schwere Verläufe darf man wohl auch erwarten, denke ich.
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Modellrechnung: Welche Folgen könnten aus der Omikron entstehen?
6 Szenarien mit Ausblick bis Ende Januar, die uns ein bisschen in die Zukunft sehen lassen
Thread 1/x
Es wurde die Frage an mich herangetragen, mit wie vielen Patienten, ITS-Betten oder Personalausfall man rechnen müsste im Januar.
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Alles was mehr als 2-3 Wochen in der Zukunft liegt bleibt natürlich immer “unscharf” bei meinen Modellierungen, aber jede Information ist besser als “keine Ahnung haben”, insbesondere wenn man als Entscheider für eine Firma, eine Klinik oder eine Stadt o.ä. planen muss.
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Die 4 Gruppen sind wie folgt berechnet: 1. Im Krankenhaus: Summe Hospitalisierungen der letzten 2 Wochen, ca. 4% 2. Schwer erkrankt: 4x Summe Hospitalisierungen der letzten 2 Wochen, ca. 16%
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3. Asymptomatisch: 20% der Fälle der letzten 2 Wochen, sollten in Quarantäne, aber unentdeckt?, ca. 20% 4. Symptomatisch kaum/wenig Symptome: Rest der Fälle der letzten 2 Wochen, sollte in Quarantäne, ca. 60%
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