Die neue Bundesbauministerin #Geywitz übernimmt die Idee des damaligen Hamburger Bürgermeisters Scholz und setzt auf serielles Bauen zur Lösung der Wohnungskrise. Warum das ein Irrweg ist: ein Thread. 1/10 spiegel.de/wirtschaft/soz…
1. Die Einrichtung von industriellen Fertigungsstraßen zur Vorfabrikation von Elementen und Modulen für eine Serienfertigung ist aufwändig und teuer und macht ökonomisch nur Sinn, wenn hohe Stückzahlen erzeugt werden. Es gibt jedoch heute keine großen Wohnungsbauträger mehr 2/10
wie einst die Neue Heimat, die in so großem Stil bauen, dass diese Stückzahlen erreicht werden.
2. Es wird fast ausschließlich Wohnraum im Inneren der Städte benötigt. Dort jedoch gibt es nicht die großen Freiflächen, auf denen standardisierte Gebäude (die sich naturgemäß 3/10
nicht in einen städtischen Kontext einfügen können) erstellt werden können. Ortsunabhängiger serieller Wohnungsbau macht nur auf der grünen Wiese Sinn, aber dort will niemand wohnen.
3. Serielles Bauen funktioniert nur, wenn es bundeseinheitliche Bauregeln gibt. Doch in 4/10
Deutschland haben 16 Bundesländer 16 verschiedene Bauordnungen mit unterschiedlichen Auflagen.
4. Serielles Bauen ist in Deutschland momentan nicht günstiger, sondern sogar 10 bis 20% teurer als konventionelles Bauen. Das liegt einerseits an der aufwändigen Einrichtung der 5/10
industriellen Fertigung. Zum anderen wird bei serieller Fertigung nur in bestimmten Bereichen gespart. Gerade jedoch Faktoren wie Haustechnik oder Grundstückspreise sind enorm gestiegen und schlagen bei serieller Fertigung genauso zu Buche wie bei konventioneller.
5. Weil 6/10
serieller Wohnungsbau nur in Großserienproduktion sinnvoll ist, besteht die realistische Gefahr, dass wieder monofunktionale, uniforme Großsiedlungen mit standardisierten Grundrissen und Fassaden ohne Prägnanz und Individualität gebaut werden, die zudem auch keine soziale 7/10
Mischungen, sondern vorwiegend Bewohner*innen der gleichen Schicht bzw. Milieus aufweisen.
6. Serielles Bauen benötigt einen langen Planungsvorlauf und ist deshalb keine Option, um sehr rasch Wohnraum zu erzeugen.
7. Das reine Denken in Zielzahlen (400.000 Wohnungen 8/10
pro Jahr) von Bundeskanzler Scholz und Bauministerin Geywitz führt nicht weiter. Es besteht die Gefahr, dass zu viel und an der falschen Stelle gebaut wird. Stattdessen muss genau geschaut werden, was wo für wen sinnvoll ist. Es geht also um maßgeschneiderte, an Orte 9/10
und Bedarfe angepasste Lösungen statt Massenwohnungsbau. Dafür jedoch liefert serieller Wohnungsbau keine Antworten. 10/10

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6 Jan
Lustig. Problem ist nur, dass JuLis wie Frau Schaaf (Landesvorstand der Jungen Liberalen Sachsen) es ernst meinen und finden, unsere Politiker seien nichts anderes als nordkoreanische Dikatoren.
Mehr lustiges Zeug von Frau Schaaf. Das müsste doch reichen für eine wöchentliche Kolumne in der "Welt".
Die FDP sollte so langsam mal realisieren, dass sie ein Extremisuproblem bei ihrer Nachwuchs-Organisation hat.
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29 Nov 21
Richard David #Precht diskutiert mit Svenja #Flaßpöhler und Letztere kann (ab Min. 3.00) unwidersprochen fordern, man müsse der Perspektive der Juden auch eine Perspektive der Nicht-Juden hinzufügen - was auf eine #Holocaust-Relativierung hinausläuft: 1/4
zdf.de/gesellschaft/p…
"Wir müssen dahin kommen, dass wir nicht nur die Betroffenenperspektive zulassen – die ist unbedingt notwendig. Wenn wir uns noch mal erinnern an den Holocaust, da hat man ja am Anfang immer gesagt: ›Ja, ihr Juden, ihr könnt ja eh nichts sagen zu dem ganzen Problem, ihr wart 2/4
da ja viel zu nah dran‹. Daran sieht man, wie wichtig das ist, dass man die Betroffenenperspektive auch erst mal hört. Aber: Unbedingt notwendig ist es, diese Betroffenenperspektive zu vermitteln mit einer Nichtbetroffenen-Perspektive, zum einen, weil wir alle in dieser 3/4
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22 Oct 21
Sehr lesenswerte Einlassung von Anselm Neft, woher der Run auf Immobilien, Grundstücke und Aktien stammt. Thread. "Die Debatten um Immobilienspekulationen und etliche andere Themen sind meines Erachtens meist verkürzt, weil sie den Elefanten im Raum nicht sehen oder nicht 1/7
ansprechen: Woher kommt das Geld für Investitionen in Immobilien oder Aktien? Es wird von privaten Unternehmen (aka Banken) durch Kreditvergabe erschaffen. Die Zentralbanken stellen dann die jeweiligen Geldmengen zur Verfügung, schöpfen sie quasi aus dem Nichts (nein, es 2/7
muss keinen realen Gegenwert geben, es wird lediglich versucht, Preisstabilität im Blick zu behalten, damit es nicht durch das übermäßige oder zu wenige Drucken von Geld zu Inflation oder Deflation kommt. Alle anderen Faktoren der Einflussnahme sind heutzutage "dereguliert"). 3/7
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