Die antisem. Vorfälle & pressefeindliche Stimmung im sächsischen #Freiberg gestern Abend, sorgen berechtigter Weise für große Empörung.
Das eigentliche Problem ist aber deutlich weitreichender und Freiberg scheint ein Beispiel dieser gefährlichen Entwicklung zu sein.
Ein #Thread
In dem 40.000 Einwohner*innen-Städtchen beteiligten sich gestern 1000 Menschen an dem Aufmarsch. Die Mobilisierung im Voraus war gering und Anreisen von außerhalb waren nicht zu beobachten. Es drängten sich zahlreiche Familien mit Kleinkindern neben teils vermummten Neonazis
durch die engen Straßen. Auch waren diesmal sichtbar Personen aus dem Gesundheitswesen dabei. Obwohl einige, laut eigener Aussage, sich eher "bürgerlich" als rechts verorten, scheinen sie keine Berührungsängste mit Neonazis zu haben. Soweit nichts neues. Ähnliches ließ sich
bereits ab 2015 gerade in Sachsen beobachten.
Was mit der Corona-Krise neu ist, sind die Einschränkungen, die jede*n einzeln betreffen. Extrem Rechten Kräften scheint es durch die persönlichen Einschnitte in das Leben, leichter zu gelingen, die Leute an sich zu binden.
In den letzten zwei Jahren haben sich einige der Einwohner*innen so stark radikalisiert, dass sie ohne Kamera Journalist*innen die wildesten antisemitischen Verschwörungsmythen erzählen. Diese verdienen hier keine detaillierte Beschreibung (ich sag nur "Hitler-> Menschenfreund";
jüdische Finanzelite -> Untergang Titanic" usw.).
Diese Menschen davon wieder weg zu bekommen scheint eine unmögliche Aufgabe.
In #Freiberg scheint man jedenfalls noch keine wirkungsvollen Antworten auf die Aufmärsche in der Stadt zu haben. Mediale Aufmerksamkeit erreichte es,
als hunderte Freiberg*innen einen Brief unterschrieben, welcher sich gegen die Aufmärsche positionierte.
Ein durchaus schönes Zeichen - gegen die Aufmärsche scheint dies jedoch nicht wirklich zu helfen.
(Hintergrund: freiepresse.de/mittelsachsen/…).
Festzuhalten bleibt dennoch, dass auch die Bevölkerung in Freiberg bei Diskussionen über die Aufmärsche nicht in zwei gleich große Teile gespalten ist. Die anderen 39.000 Einwohner*innen Freibergs schließen sich nicht den Aufmärschen an. Es bleibt die Abspaltung einer Gruppe
welche sich mit Verlauf der Pandemie weiter radikalisiert & zunehmend gefährlicher wird.
Es ist auch die Aufgabe von Journalist*innen diese Aufmärsche weiterhin genausten zu beobachten und davor zu warnen, bevor extrem rechte Kräfte immer mehr Menschen an sich binden können. 9/9
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Erfahrungsbericht #le1809:
In diesem Thread wollen wir schildern, wie wir als Berichtende die #wirsindalleLinx-Demo und die Zeit nach Beendigung der Demo erlebt haben (Kein Anspruch auf Vollständigkeit). 1/12
Die Demo startete lautstark, mit viel Pyro und einigen Böllern. Die anfangs dezentrale Einsatztaktik der Polizei wirkte deeskalativ (vom Kamerawagen abgesehen), sodass es weitestgehend ruhig blieb. 2/12
Erst beim Passieren der Polizeiwache kam es aus einem Block zu ersten Flaschen- und Farbbeutelwürfen gegen das Gebäude. Die Polizei hielt sich zunächst jedoch weiter zurück. 3/12