Oh, jetzt ist @narkosedoc richtig unter Beschuß.
Ich hatte mir sein ambivalentes Verhältnis zur Hass und Hetze vorige Woche mal angeschaut.
Darauf meldete er sich, wir schrieben ein bißchen hin und her, und ich dachte mir: Okay, vielleicht lerne ich mal den Menschen kennen.
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Aber nee. Im persönlichen Schriftverkehr ging es so ähnlich weiter.
Erstens: Ja, sorry, Gaul durchgegangen.
Zweitens: Aber hey, deine Follower – "da bekommen sie Zukauf und Applaus aus einer ganz finsteren Ecke des Internets. Wollen Sie das?"
Er schrieb mir an diesem Tag...
2/
...fünfmal: morgens um 9h, um 13h, um 16h, gegen 19h und nochmal um 21h15.
Inhalt:
–Impfen ist gut.
–Impfen ist Fremdschutz.
–Grafiken von @quarkswdr.
–Schnupfen oder "Bauchlage/ECMO" ist russisches Roulette. Ich sehe halt die Leute.
Alles noch ganz zivil.
Und dann...
3/
...der Klassiker:
Zusammenbruch des Gesundheitssystems muß vermieden werden.
Daraufhin ich:
Das wäre ein Grund, das Gesundheitssystem auf Vordermann zu bringen, aber kein Grund, die ganze Gesellschaft zu schikanieren.
Er antwortete moderat.
Ich: Schreib doch sowas...
4/
...öffentlich.
Er:
Nee, wir werden im Gesundheitssystem verarscht, muß auch mal auf den Putz hauen, das gehört dazu.
Ich:
Also gegen Leerdenker keilen, die "vor Selbsthass nach kaltem Schweiß stinken, es aber nicht merken"?
Sorry, ich sehe die Kausalität nicht. Wenn es...
5/
...im Gesundheitssystem schlecht läuft, sind doch nicht die Corona-Dissidenten schuld. Wieso muß man da auf die einprügeln.
Er:
Doch, weil die haben keine Ahnung.
Verweist auf @saschalobo's Erfindung der "Denkpest".
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Und sagt, der Vergleich sei gut, weil wenn man nach Schweiß riecht, merkt man das ja auch nicht.
Ich:
Faktencheck, stimmt nicht. Das merkt man sehr wohl.
Und dann wollte ich wissen, was genau er macht.
Da wurde er sauer. Du hast überhaupt kein Ahnung, als Laie kannst du...
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...dir nicht anmaßen, überhaupt irgendwas beurteilen zu wollen. Dann empfahl er noch ein paar Kollegen, die er angeblich kennt (einer hat mich blockiert, einen anderen habe ich gefragt) und empfahl sich.
Zwischenfazit:
Der Typ ist vielleicht auch Arzt, aber riecht nach PR.
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Interessant fand ich vor allem, was in diesem Austausch NICHT stattfand:
Austausch.
Es wurde auf kein Argument meinerseits eingegangen (außer dass ich als Laie nichts vergleichen und sowieso nichts darf). Es kamen immer nur die Ladenhüter der Covid-PR. Und was auch nicht kam:
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Praxis. Realität. Also das, was er im Gesprächsauftakt angekündigt hatte. Außerdem keinerlei, also wirklich null Sensorium dafür, dass Corona-Maßnahmen möglicherweise auch Schaden anrichten. Das findet einfach überhaupt nicht statt.
Es war wie eine Brieffreundschaft mit...
10/
...dem PR-Team von Pfizer. Oder mit jemandem mit stark verengtem Tunnelblick. Was vermutlich auf dasselbe hinausläuft.
Also:
Es läßt sich nicht ausschließen, dass hier ein echter Klinkarzt twittert. Kann aber auch sein, dass er ein starkes Team hinter sich hat.
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Vom Inhalt her ergibt sich ein klares Bild, das jeder selber begutachten kann. Der Account ist zwar jetzt nicht mehr zugänglich (warum eigentlich?), aber Screenshots kursieren ja in Hülle und Fülle.
Was folgern wir daraus?
Ich halte es für hochproblematisch, wenn jemand...
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...hier mit der besonderen Autorität des Arztberufs auf Meinungsmachtour geht. Denn das ist es, was dieser und einige andere Accounts tun.
Man sollte nicht naiv sein: Social Media in dieser Größenordnung ist ein zeitaufwändiger Job. Schon der Header des Accounts ist...
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...professionell gestaltete Grafik. Wie man hört, hat eine bekannte Social-Media-Intensivärztin (mit Klarnamen) ihre Stunden im Hauptjob reduziert, um mehr Zeit fürs Influencen zu haben.
Karrieremäßig vielleicht eine gute Entscheidung. Medienpräsenz ist eine harte Währung.
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Aber was hat ein anonymer Mediziner davon, hier Corona-Panik und Impfwerbung zu machen?
Reine Menschenliebe?
Heiligen Zorn auf Wichswichtel und Leerdenker?
Jedenfalls keine fünfstelligen Rednerhonorare.
Es ist auf jeden Fall massive, radikale Stimmungsmache. Man sollte...
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...den Einfluß nicht unterschätzen, den diese Accounts haben. Und daher ist es nicht zuviel verlangt, wenn jeder Verdacht der Einflussnahme durch irgendwen, der da kommerzielle oder politische Interessen haben könnte, ausgeräumt wird.
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Die ungute Mischung aus Kitsch und Heroismus, das klebrige, tränenselige Emotionstheater, mit dem wir uns seit zwei Jahren konfrontiert sehen und mit dem jede sachliche Debatte totgeschlagen wird, hat seinen Ursprung in solchen Accounts auf Twitter.
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Es wäre an der Zeit, diese Leuten, wer auch immer sie sind, ihren Einfluss zu entziehen. Und wenn sich wirklich herausstellen sollte, dass hier unter der falschen Flagge eines angeblichen Mediziners PR betrieben wurde, dann wäre das ein Skandal erster Güte.
Ich wünsche mir...
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...dass wir alle ein Auge auf jeden haben, der sich hier anonym als irgendwas ausgibt. Vor allem Journalisten sollten da hellwach sein und sich nicht von ihrer eigenen Emotionalität überfahren lassen.
Und ich glaube, von @narkosedoc hören wir in nächster Zeit nicht mehr viel.
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,@saschalobo haut drauf:
"Quergläubige", "schrill", "abstrus", "haben sich so tief in ihre verschwörungsraunende Scheinrealität zurückgezogen, dass man sich fragen muss, wie diese Leute jemals zurück in ein halbwegs normales Leben finden sollen."
Und dann wird's lustig:
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Am Ende des Textes phantasiert er sich eine Virusvariante herbei, die nur Ungeimpfte dahinrafft, aber "selbst Zehntausende Tote in den eigenen, ungeimpften Reihen werden die Querdenker und Impfgegner nicht davon überzeugen, dass ihr Weg falsch war. Und ist. Und bleibt."
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Von dieser Wünsch-Dir-Was-Variante scheint er so überzeugt zu sein, daß er sie bereits im Vorspann des Textes als Fakt präsentiert: "Es wird die Neudefinition des Pyrrhussieges. Viele werden ihn nicht erleben."
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🧵Ein anonymer Twitter-Arzt namens @narkosedoc macht seinem Herzen Luft.
"Ich habe diesen Beruf gewählt weil ich gerne Menschen in Not helfe. Ein pazifistischer Beruf, geprägt von Nächstenliebe."
Und dann geht's los mit der Nächstenliebe:
"Nach Spenden bettelnden Priester." 1/
"Quarkdenker. Potpourri wirrer Gedanken. Denkpest. Die vor (Selbst)hass nach kaltem Schweiß stinken, es aber selbst nicht riechen. Durch Jauche ziehen. Beschmutzen. Demagogen."
Zwischendurch ein wenig Selbsterkenntnis:
"Im Internet fließt der Hass so leicht in die Tastatur."
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Ja, lieber @narkosedoc, das merkt man, wie leicht der Hass fließt. Zum Beispiel auch bei deinen Vorstellungen über adäquaten Umgang mit Demonstranten:
"Einkesseln, stundenlang im Regen stehen lassen, in Ruhe Personalien feststellen, saftige Geldstrafen." 3/
Vor zwei Jahren hatte ich ein paar hundert Follower und war nie auf Twitter. Jetzt sind es über 10.000.
Das ist durchaus erfreulich, aber ich würde es sofort wieder eintauschen gegen den vorherigen Zustand.
Trotzdem war Twitter war für mich in dieser Zeit sehr wichtig.
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Von Anfang an dachte ich mir bei den "Maßnahmen":
Wirklich?
Führt da kein Weg dran vorbei?
Ist nicht der Schaden, den wir hier an einem komplexen System anrichten, zwangsläufig größer als der Nutzen?
2/
Kann die Unterwerfung der gesamten Weltgesellschaft unter den Kampf gegen einen einzigen Erreger nicht schon systemtheoretisch nur in die Hose gehen?
Diese Zweifel fand ich in den Medien nicht wieder.
Und genau das bestärkte die Zweifel.
3/
Omicron wäre doch eigentlich die ideale Exit-Strategie. Man könnte den gesichtswahrenden Rückzug antreten und sagen: Es ist nur noch ein Schnupfen, unsere Maßnahmen haben uns toll über diese schwere Zeit gebracht, jetzt können wir sie langsam (und vorsichtig!) zurückfahren. 1/
Die große Erzählung bliebe intakt, man könnte Kritiker weiterhin als Terroristen verunglimpfen, aber die Mehrheit hätte solidarisch die Pandemie besiegt. Die ganzen Überwachungs- und Zensurmaßnahmen könnte man beibehalten (denn das sind ja wirklich alarmierende Entwicklungen!) 2/
...nur Impfpflicht und -Abo müßten unauffällig unter den Tisch fallen. Das wäre aber wohlgemerkt kein Sieg der Querdenker, denn Omicron schaffte eben neue Verhältnisse, auf die die Politik wie immer total angemessen reagiert. 3/
Eins war uns doch eigentlich immer klar: Bei Medienhysterie, egal worüber, ist erstmal Skepsis angebracht. Dass bei Corona viele um mich herum die Skepsis zum Fenster herausgeworfen haben und voll auf den Panik-Zug aufgesprungen sind, bleibt für mich das erstaunlichste Phänomen.
Man kann das ja verstehen. Man kann sowieso alles verstehen – Bilder aus Bergamo und NYC und sonstwo (auch wenn diese Bilder wiederum Teil der Medienhysterie waren, die es nüchtern zu hinterfragen gilt). Trotzdem gibt es Zahlen und Fakten, die man sich einfach anschauen kann...
...und die nicht zum Ausmaß der "Maßnahmen" passen. Man kann die Krankheit noch so bedrohlich finden und trotzdem fragen: Na gut, aber bringt ein Lockdown denn überhaupt irgendwas? Man kann die Impfung sehr begrüßen und trotzdem fragen: Wie ist denn das Nebenwirkungsprofil?
"Hey, Leute! Beruhigt euch. Impfung schützt vor allem dich selbst und macht für Alte, Vorerkrankte und Risikogruppen total Sinn. Sie schadet auch höchstwahrscheinlich nicht, zumindest statistisch – hat aber durchaus Nebenwirkungen... /2
...die noch gesammelt und erforscht werden, daher möge jeder sich informieren und dann frei entscheiden. Druck und Panikmache sind zu unterlassen. Stattdessen erinnern wir uns daran, was uns mal stark gemacht hat: Freiheit, Vielfalt, Diskussion, Zivilgesellschaft... /3
...sachlicher Umgang mit Fakten und nüchternes Abwägen. Also an alle: #Zurückzurvernunft. Schönen Tag noch!" – Wär geil, in einem Land zu leben, in dem der Konsens so klingt, oder? Bis vor einiger Zeit dachte ich, das wäre der Fall. Aber was muß ich stattdessen sehen? /4