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Jan 27 13 tweets 2 min read
Ende Januar 1945 fuhren die ersten Evakuierungszüge aus Auschwitz durch Sachsen. An einigen Bahnabschnitten sammelten sich erfrorene Leichen, die unterwegs aus den Zügen geworfen wurden.
Die Waggons wurden von der Deutschen Reichsbahn gestellt und waren offen. Die Häftlinge waren der Witterung ausgesetzt. Dokumente der Reichsbahn zu dieser Zeit sind unauffindbar.
Am 27. Januar 1945 wurden auf der Strecke Prag-Dresden bei der Durchfahrt eines Sonderzuges zahlreiche Tote abgeworfen. Im Abschnitt zw. Lovosice und Pirna wurden zahlreiche Häftlinge entfernt. Die Toten wurden von Kriegsgefangenen eingesammelt und bestattet.
Die Todesmärsche aus Auschwitz und Groß-Rosen wurden auch über ein Außenlager in Zittau geleitet. Über 100 Häftlinge starben hier. "Die kamen nicht marschiert, die kamen auch nicht gelaufen, sondern kamen regelrecht geschlichen. Es war ein Bild des Jammerns." Waltraud Jurig
Nur die wenigsten Menschen waren bereit zu helfen oder sogar Menschen zu retten. Mehr Menschen beteiligten sich jedoch an Suchaktionen. Die allermeisten zeigten sich gleichgültig.
Durch Sachsen wurden zwischen Januar und April 1945 etwa 80.000 KZ Häftlinge transportiert. Die Todeszahlen sind unbekannt. Man schätzt, dass ca. 5% der Menschen starben. Die Dunkelziffer ist vermutlich um einiges Höher, da Sachsen genügend abgeschotteten Raum besitzt.
In Abtnaundorf, einem Außenlager von Leipzig-Thekla, wurden am 18. April 1945 304 kranke Häftlinge in eine Baracke gesperrt, die anschließend angezündet wurde. Mind 87 Häftlinge starben in den Flammen oder wurden erschossen.
Im Lager Flöha starben ca. 45 Menschen. Auf dem Marsch nach Leitmeritz starben dann, u.a. im Gelobtland, 56 weitere Menschen.
In Gröditz tobte eine Typhusepidemie. Die SS ließ 188 Kranke an einer Kiesgrube im nahegelegenen Koselitz sammeln und erschoss 186 von ihnen.
In einem Wald in Niederschlema wurden 84 Menschen erschossen, die zu schwach waren, um weiterzulaufen.
43 Frauen wurden in einer Kiesgrube in Salzenforst erschossen.
Bereits 1947 haben Forschungen 146 Orte in Sachsen gefunden, an denen in Einzel- und Massengräbern mehrere Tausend Menschen begraben lagen.
Quelle und Literaturempfehlung:
Hans Brenner u.a.: "NS-Terror und Verfolgung in Sachsen. Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen"
Dazu noch eine Dokumentation von @ARTEde :

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Jan 24
Mit einer scheinbar nicht so einfach zu beantwortenden Frage versammelten sich heute ca. 10 Menschen an der Schießgasse. Später kamen, so die Menschen vor Ort, noch zwei Beamt*innen, die die Frage "spannend" finden und fragten, ob es denn weitere gebe. ll #DD2401 Image
Kurze Zeit später lief Querdenken mit ca. 200 Menschen am Pirnaischen Platz vorbei. In vielen Kreisen zog man durch die Innenstadt bis zum Bahnhof. Erst ab Prager Straße war Polizei dauerhaft zugegen, die den Zug lediglich begleiteten. ll #DD2401 ImageImageImage
Am Hotel Pullman wartete dann ein spontaner Gegenprotest von 7 Studierenden. Die Polizei sicherte nach Bitte den Protest, der von Querdenken bedrängt und beleidigt wird. Danach wird der Protest ordnungsgemäß beendet und zog ab. ll #DD2401 Image
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Jan 14
Die Organisator*innen wollten gestern Protest anmelden. Ursprüngliches Ziel war direkt am Krankenhaus. Die Polizei lehnte sofort ab und schickte die Gruppe an die Augsburger/Blasewitzer Straße.
Hier traf ich auf die Gruppe, man fing an miteinander zu reden. Nach kurzer Zeit verstanden sie, wieso die Polizei sie nicht ans Krankenhaus ließ. Nun stellte sich die Frage: Wieso wollten sie, da hier ja potentielle Anmelder*innen standen, gar keine Personalien aufnehmen?
Nun stand man also da und beobachtete, wie sich wenige Meter weiter, auf der anderen Straßenseite, Neonazis zusammenrotten. Auch der Gegenprotest wuchs an. Keine Polizei vor Ort. Die ignorierte das Geschehen einfach.
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Jan 12
Ich habe, in relativ kurzer Zeit, "Gedenken abschaffen. Kritik am Diskurs zur Bombardierung Dresdens 1945" durchgelesen und gleich am Anfang: Im Buch werden gerne Fremd- bzw komplizierte Wörter und Satzstrukturen verwendet. Somit nicht für jede*n gut lesbar.
An sich gibt das Buch einen guten Überblick zu dem ganzen Themenkomplex rund um den 13. Februar, aber irgendwie fehlt mir noch etwas.
Geschichtlich wird das ganze oft nur kurz angerissen, da man sich, glaube ich, vor allem auf den gesellschaftlichen Aspekt konzentriert.
Ich vermute also, dass das einfach etwas ist, was mir geschichtsliebender Mensch etwas fehlt. Wem es ähnlich geht: Ich kann gerne Literaturempfehlungen geben.
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Jan 11
Wir sollten uns merken, dass Nancy Faeser die Polizei nicht nur lobt, sondern "sehr sehr" lobt. Das ist eine ziemliche Steigerung, die vor allem nix mit der Realität zutun hat. Aber vielleicht haben die Wasserwerfer ein wenig den Blick versperrt.
Außerdem ist der Tweet ein Tritt gegen uns alle. Inwieweit macht die Polizei einen "sehr sehr guten Job", wenn meine Berichterstattung bspw so aussieht, dass ich mit dem Auto aus Laubegast flüchten muss? Mich teilweise vor Neonazis in Hauseingängen verstecken muss?
Inwieweit ist es ein "sehr sehr guter Job", wenn die Polizei uns auffordert, zu gehen, "damit hier Mal Ruhe einkehrt", während über 300 Neonazis marschieren und die Polizei einfach teilnimmt (anders kann man es nicht mehr beschreiben)
Read 4 tweets
Jan 10
Okay, ich weiß, jetzt sind gleich wieder welche böse mit mir, aber: Weil die Kerzen-Aktion ja jetzt alle wachgerüttelt hat und so, wird doch spätestens heute Gegenprotest vor Ort sein. Oder?
Unbeeindruckt von den Kerzen gibt es heute nämlich wieder in ganz (!) #Dresden Aufmärsche von Querdenken. Allein gestern liefen 300 durch Laubegast. (#DD0901)
Und ich kann auch nicht mehr dieses "Minderheit!"-Gerede ertragen. Diese Minderheit plant Anschläge, greift Menschen an, kämpft gegen die Demokratie. Ganz ehrlich, da ist es mir egal, dass sich Summe X Menschen geimpft haben, wenn diese Minderheit weitermacht.
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Jan 9
Ja also, zum Glück sind das alles keine Antisemit*innen. Die denken halt bei ihren Sprüchen nicht an Jüd*innen, sondern höchstens an Israel. Das ist nämlich was ganz anderes!
Aber gut, dass ich die Frage gestellt hatte. Zwar ist der Spruch ("Hinter dem Faschismus steht das Kapital"), über den gerade so viele weinen, nicht direkt antisemitisch, aber die Leute, die diesen verteidigen, dafür umso mehr.
Die Frage ist: Wie ordne ich die ein, die sich mit Menschen wie oben solidarisierten, nur um mich anzugreifen?
Wenn's passt, arbeitet man als Linke*r halt gerne mit Antisemit*innen zusammen 🤷‍♀️
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