Thread by @BMauschen

Ein Magazin, nennt sich #Cicero, nach dem großen römischen Staatsmann und Philosophen. Im Vergleich zu dem, was dieses Magazin zuweilen abdruckt, hat der aber ein paar wirklich schlaue Dinge gesagt - In "De finibus bonorum et malorum" (Vom höchsten des Guten wie Bösen) (1/9)

stellt er nicht nur die verschiedenen Schulen griechischer Philosophie trefflich dar, sondern demontiert sie gleichzeitig so geschickt, dass den Lesenden die Aufgabe bleibt, zu entscheiden, was sie daraus annehmen. In "Tusculanae disputationes" (Gespräche in Tusculum) (2/9)

ergänzt er die Tugenden der Stoiker, die rein aus der Rationalität geboren werden, um den Wert der Emotion und findet so für seine geliebte Rhetorik Platz in der Philosophie.
Und, oh die Rhetorik, da war er ein Meister, der mit spitzer Zunge treffen konnte, wie andere mit (3/9)

dem Schwert und dabei manches so trefflich forumlierte, dss seine Sätze heute noch wiederhallen:

"Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare" (Jedem Menschen ist zu irren eigen, aber nur diejenigen ohne Einsicht verharren im Irrtum) (4/9)

"Cedant arma togae, concedat laurea laudi" (Die Waffen mögen der Toga weichen, die Kriegsehren dem zivilen Ansehen)

"Neque rogemus res turpis nec faciamus rogati" (Nicht wollen wir um Schändliches bitten, noch es, wenn darum gebeten, tun) (5/9)

"Sed nescio quo modo nihil tam absurde dici potest quod non dicatur ab aliquo philosophorum" (Ich wüsste aber von keiner Sache, die so absurd wäre, dass sie nicht von einigen Philosophen gelehrt würde)

Natürlich war Cicero auch Patriot, Politiker - bereit zuweilen (6/9)

für eine Mischung aus persönlichem Ehrgeiz und echten Idealen über Leichen zu gehen - und am Ende Märtyrer für eine nicht länger lebenfähige Idee der römischen Republik.

Aber für verschwörungstheoretischen Müll hätte er, der Epikurs Atommodell wie mit einem Skalpell ob
(7/9)

seiner theoretischen Mängel mit flammender Rede auseinandernimmt (De finibus bonorum et malorum, 1. Buch, Kapitel 6), sicher kein Verständnis gehabt.

Und so halte ich es lieber mit dem 2000 Jahre alten, scharfzüngigen und -geistigen Cicero, als mit einem Magazin, das (8/9)

an ein letztes Zitat erinnern mag:
"Virtute enim ipsa non tam multi praediti esse quam videri volunt" (Es gibt nämlich gar nicht so viele Menschen, die lieber wirklich die Tugend hätten, als ihren Anschein) (9/9)