Völlig surreal. Ein offener Krieg in Europa. Heute morgen zwitscherten Vögel vor meinem Hotelzimmerbalkon in Kyjiw und gleichzeitig waren in weiter Ferne Explosionen zu hören.
Es sind Schüsse im Zentrum von #Kyiv zu hören. Russische Spezialeinheiten sollen in der Stadt sein. Freunde und Bekannte von mir versuchen noch aus der Stadt zu kommen.
Ich bin in Polen. Dank herzensguten Menschen, die mich mitgenommen haben. Meinen Kameramann, der mich aus Kyjiw gefahren hat, musste ich an der Grenze zurücklassen. Männer im wehrpflichtigen Alter werden nicht ausser Landes gelassen. #Ukraine
Ich habe im Gespräch mit Menschen in der #Ukraine vor allem eine Sache gelernt: Die Ukrainerinnen und Ukrainer brauchen jede Hilfe, die wir geben können. Es geht um die Zukunft aller Menschen in der Ukraine und um die Zukunft aller Menschen in Europa.
352 Zivilist:innen sind in der Ukraine in den vergangenen vier Tagen durch die russische Armee getötet worden. Darunter 14 Kinder. Unter den 1684 Verletzten sind 116 Kinder. Quelle: Ukrainisches Innenministerium
Die Menschen in der Ukraine erleben die grösste Katastrophe ihres Lebens. Wie ich den Krieg von Wladimir Putin gegen 40 Millionen Ukrainer:innen vor Ort erlebt habe und weswegen dieser Krieg uns alle betrifft, darüber spreche ich heute Abend mit @moschoenenberg. 🇺🇦 #Ukraine2022
Die Eltern meines ukrainischen Kameramannes leben in einer Stadt, die von der russischen Armee eingekesselt wurde. Seit 24 Stunden sind die Menschen ohne fliessend Wasser und ohne Strom.
Seit Wladimir Putin der Ukraine den Krieg erklärt hat, gibt es keine ruhigen Momente mehr im Leben von 40 Mio. Ukrainer:innen. Eine Auszeit ist unter diesen Umständen für mich undenkbar. Um möglichst nahe aus der Region zu berichten, werde ich in wenigen Tagen nach Polen reisen.
Ich bin seit gestern zurück in der Ukraine. Der Krieg von Wladimir Putin gegen die Ukraine dauert nun schon fast drei Wochen. Für die Menschen in im Land gibt es ein Leben vor dem 24. Februar und ein Leben danach.
Am ersten Tag zurück in der Ukraine, waren wir an einer Beerdigung von ukrainischen Soldaten, die bei einem Angriff der russischen Armee vergangenen Sonntag ums Leben gekommen sind. Das Leid welches dieser Krieg über die Ukraine bringt, ist schwer in Worte zu fassen.
Gestern habe ich in #Lwiw eine Bekannte aus #Mariupol treffen können. Iryna konnte mit einem Teil der Familie in die Westukraine fliehen. Was die Familie über Flucht und das Schicksal von Mariupol erzählt hat, erinnert an Berichte aus Aleppo 2016 und St.Petersburg im 2.Weltkrieg.
Meine Bekannten aus #Mariupol haben bis auf eine Ausnahme alle ihr zu Hause aufgrund des Beschusses durch die russische Armee verloren. Niemand kann die getöteten Zivilisten von den Strassen räumen. Durch die Stadt zieht ein kaum auszuhaltender Gestank von verwesenden Leichen.
Viele sind nicht in der Lage mit Journalist:innen zu sprechen nach traumatischen Erlebnissen. Ich versuche die Gesundheit der Menschen, die ich unterwegs antreffe zu schützen. Teilweise bedeutet dies, dass ich kein Interview aufzeichne,sondern psychologische Hilfe für sie suche.
In Ortschaften um #Mariupol, die von der russischen Armee kontrolliert werden, zwingen russische Soldaten die männlichen Einwohner dazu sich auszuziehen. Die russische Armee sucht danach die Körper nach pro-ukrainischen Tattoos ab, um potenzielle Widerstandskämpfer zu finden.
Freunde meiner Bekannten haben #Mariupol diese Woche verlassen. Als sie in ihr Auto stiegen, haben sie gesehen, dass sich Nachbarn - ein Ehepaar - auf dem Balkon erhängt haben. Ein Suizid aus Verzweiflung, weil diese mit ihrem behinderten Sohn, die Stadt nicht verlassen konnten.
Die ständige Bedrohung vor einem Luftangriff durch die russische Armee versetzt Menschen in der Ukraine in Angst. Eine Kamera zieht in dieser Situation Aufmerksamkeit auf und Fragen mit sich, weswegen ich mein Gespräch mit @honegger heute bei #10vor10 vorzeitig beenden musste.
In #Lwiw kam es am frühen Abend zu 2 Luftangriffen durch die russische Armee. Von offizieller Seite werden 5 Verletzte bestätigt. Der Chef der lokalen Militärverwaltung des Bezirks Lwiw fordert die Menschen auf in den Schutzkellern zu bleiben, da weitere Angriffe drohen könnte.
Die wichtigste noch in Russland verbliebene Stimme der Opposition wird von den Behörden zum Schweigen gezwungen. Die Nowaja Gasjeta muss alle Publikationen ab sofort einstellen. Die Redaktion plant die Arbeit bei Ende des Krieges von Russland gegen die Ukraine wieder aufzunehmen.
Für ein paar Tage bin ich gestern zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn aus der Ukraine in Richtung Polen ausgereist. Bekannte aus Mariupol haben mich an die Grenze gefahren. Ich hoffe möglichst bald in die Ukraine zurückkehren zu können.
Ich bin übers Wochenende nach Berlin gefahren. Heute wollte ich spazieren. Eine Autokolonne mit Russland-Fahnen fährt vorbei. Unter Aufsicht von @polizeiberlin. Ich beruhige 2 geflüchtete Ukrainerinnen, die am Strassenrand stehen. Sie seien der Hölle entkommen, erzählen sie.
Die geflüchteten Ukrainerinnen verstehen nicht, was geschieht. Sie sind sichtlich mitgenommen. Ich versuche zu erklären, dass eine sehr kleine Minderheit der Menschen in Deutschland den Krieg Russlands unterstützen würde. Währenddessen hupt die Autokolonne ununterbrochen.
Ich bin zurück in #Kyjiw. Zum ersten Mal seit ich die Stadt am 24.Februar verlassen habe. Die Strassen sind im Vergleich wie ausgestorben. Nach den ersten Schalten aus der Hauptstadt gibt es den ersten Luftalarm. Alltag für die Menschen in der Ukraine - nach 1.5 Monaten Krieg.
Heute waren wir in einem Vorort von #Kyjiw unterwegs, in welchem die Leichenhallen völlig überfüllt sind mit getöteten Zivilisten. Heute Abend wurden weitere 26 Tote aus Kellern geborgen. Wie die 🇺🇦Untersuchungsbehörden bloss alle Getöteten identifizieren und obduzieren wollen?
Heute unterwegs in #Butscha. Über 360 Zivilisten im Ort wurden durch die russische Armee getötet. Als wir heute vor Ort waren wurden mehrere Leichen geborgen. Wegen des Regens musste die Arbeit unterbrochen werden. Der lehmige Boden macht es schwierig die Leichen auszugraben.
Unterwegs durch Vorstädte von #Kyjiw ist in einem unserem Autoreifen heute eine Patrone stecken geblieben. Den Reifen konnten wir auswechseln. Der Automechaniker wünscht uns Glück bei der Weiterfahrt. #Ukraine2022
Über 400 Leichen wurden in der Kleinstadt #Butscha unweit der ukrainischen Hauptstadt #Kyjiw bisher geborgen. Sie alle starben während der Besatzung der Stadt durch die russische Armee. Eindrücke des Grauens unterwegs vor Ort: srf.ch/news/internati…
Guten Morgen - Доброго Ранку! 🇺🇦Zurück unterwegs in der #Ukraine im Zug nach Kyjiw mit einer Delegation von Schweizer Parlamentarier:innen.
Es sind mehrere Explosionen in Kyjiw zu hören. Wir haben vor knapp einer halben Stunde die Pressekonferenz des UNO-Generalsekretärs @antonioguterres und dem ukrainischen Präsidenten @ZelenskyyUa verlassen.
Die Evakuierung von Zivilisten aus dem eingekesselten Stahlwerk in #Mariupol ist am Wochenende angelaufen. Für Soldatenmütter, wie Nelja Schastun, deren älterer Sohn getötet wurde und deren jüngeren Sohn im Stahlwerk ist, nimmt der Horror damit kein Ende.
Guten Morgen aus #Kyjiw! Vor dem heutigen Datum haben sich viele Menschen in der Ukraine gefürchtet. Die Nacht war überraschend ruhig. Nach 22 Uhr kein einziges Mal Luftalarm. Ausser zu hoffen, dass dies so bleiben wird, bleibt den Menschen in der Ukraine nichts anderes übrig.
Einen Stream zur Rede von Wladimir Putin anlässlich des Tag des Sieges zu finden, stellt sich als richtige Herausforderung heraus und macht deutlich, wie fest sich das Land bereits zu einer grösseren Version von Nordkorea entwickelt hat.
Mehr als eine Million Ukrainer:innen wurden laut Angaben der ukrainischen Behörden gegen ihren Willen aus der Ukraine nach Russland deportiert. Zuvor wurden sie in «Filtrationslager» geschickt. Ich habe mit Augenzeugen solcher Lager und Angehörigen von Lagerinsassen gesprochen.
Ich bin zum ersten Mal seit Mitte Februar in Russland. Von aussen gibt das Strassenbild den Anschein, als hätte sich nichts verändert. Es fällt höchstens auf, dass in Moskau wenig Menschen unterwegs sind und der Mc Donald's an der Strassenecke fehlt. Mein erster Eindruck täuscht.
Eine Mehrheit der Menschen in #Russland schweigt zum Krieg gegen die #Ukraine. Direkt auf das Thema angesprochen, habe ich in den vergangenen Tagen unterwegs in Moskau und St. Petersburg viel überraschendes und erschreckendes zum Thema gehört.
Ich habe die Menschen gefragt: «Wie geht es Ihnen seit dem 24.02? Wie leben Sie?» und erkläre,dass ich seit dem 24.02 nicht im Land war.
Erste Reaktion: Eine junge Frau erzählt mir ihr Vater wolle sie für ihre «pro-ukrainische» Haltung beim Geheimdienst denunzieren. #Russland2022
Während ich mich mit der jungen Frau unterhalte, steht ein älterer Herr am Nebentisch auf und verlässt das Lokal. Die junge Frau schaut mich an und sagt: «Ich hoffe er geht uns jetzt nicht wegen unserem Gespräch bei der Polizei verpetzen.» Diese Angst - schwer in Worte zu fassen.
Mein Eindruck vor Ort: Dieser Krieg spaltet die Generationen in Russland. Ältere Menschen scheinen in der Regel der Staatspropaganda eher Glauben zu schenken. Von allen Menschen unter 40 Jahren,die ich in den vergangenen Tagen angesprochen habe, hat niemand den Krieg befürwortet.
Zweites Beispiel dazu: Ein junger Taxi-Fahrer. Frage: «Wie ist es Ihnen seit dem 24.02 ergangen?» Antwort: «Ich bin an einer Depression erkrankt & ich schäme mich dafür,was im Namen des russischen Staates geschieht.» Den Kontakt zum Vater in einer Provinzstadt hat er abgebrochen.
Drittes Beispiel: Ein junger Mann aus dem Ural. Mit seinen Eltern spreche er das Thema Krieg nicht an. Ansonsten würden sie sich gleich streiten. Er fühle sich unfrei in Russland, aber wohin emigrieren und mit welchem Geld? Er versuche seinen Medienkonsum einzuschränken.
Viertes Beispiel: Ein Mann aus einem Land im Kaukasus. Hat Verwandte in der Ukraine. «Jeder normale Mensch ist gegen diesen Krieg.» Auf die Frage, ob er nicht Angst habe in Russland das Wort «Krieg» zu verwenden, sagt er: «Nein, jeder weiss doch, dass es ein Krieg ist.»
Fünftes Beispiel: Eine Frau, nicht älter als 25 Jahre. Sie antwortet auf die Frage, wie es ihr in den letzten drei Monaten ergangen sei: «Wenn Sie mich fragen, ob wir die aktuelle Politik der Regierung unterstützen - natürlich nicht!»
Wer den grössten Teil seines Lebens noch vor sich hat, scheint sich in Russland grosse Sorgen um seine Zukunft zu machen. Unabhängig von Einkommen oder Ausbildung. Sechstes Beispiel: Verkäuferin im Laden, Mitte 30: «Ich habe kein Geld um auszureisen.»
Ihre ältere Kollegin im Laden in St. Petersburg sagt auf die Frage, wie sie ihre Zukunft sieht: «Wir in Russland werden gut leben. Europa wird leiden.» Wie sie zu diesem Urteil kommt? Keine Antwort. Auch hier scheint sich zu bestätigen: Je älter,umso empfänglicher für Propaganda.
Achtes Beispiel: Mann über 50 in Moskau, Taxifahrer. Er erklärt mir, dass Russland sich hätte verteidigen müssen. Darauf folgen diverse Verschwörungstheorien. Ich erzähle ihm, dass ich am 24.02 in Kyjiw war. Er sagt: «Da waren Sie halt zur falschen Zeit am falschen Ort.»
Die Gleichgültigkeit des Taxifahrers gegenüber Menschenleben erinnern mich an eine Songzeile von einem russischen Rapper, Face. Dieser kritisierte diese Mentalität in Russland im Jahr 2018 mit:«Если я умру сегодня,значит,так надо.» «Wenn ich heute sterbe, dann musste es so sein.»
Neuntes Beispiel: Ältere Frau im Zug. Auf meine Frage, wie es ihr seit dem 24.02 in Russland ergangen sei, will sie nicht antworten und sagt: «Wir waren alle in Europa. Wir wissen wie es dort zugeht.» Danach geht sie sich beim Zugpersonal über mich beschweren. #Russland2022
Zehntes Beispiel: Mann in Moskau, Mitte 40. Auf meine Frage, wie es ihm ergangen sei, sagt er: «Nicht gut.» Er erzählt von finanziellen Problemen. «Fragen Sie die Leute auf der Strasse, eine Mehrheit würde sich längst wünschen, dass dies alles möglichst schnell ein Ende hat.»
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Dank einem Post auf Social Media habe ich einen Anhaltspunkt, dass ich in der Nähe eines Einkaufszentrums auf Menschen aus dem Nahen Osten treffen könnte, die kürzlich nach #Belarus eingereist sind. Vor Ort angekommen, stellt sich schnell heraus, dass der Hinweis korrekt ist.
Vor dem Einkaufszentrum sind vor einem Jahr Demonstranten vorbeigezogen. Heute ist es Treffpunkt für Menschen, die der Lüge von Schleppern nach Belarus gefolgt sind, von hier könnten sie in die EU reisen. Bizarr wirkt der Werbeslogan an der Fassade: «Träumen Sie von mehr!»
Ich spreche eine Gruppe von jungen Männern an: «Are you planning to go to Germany?» und dem einzigen Wort auf Kurdisch, dass ich aufgeschnappt habe und ich mir zutraue auszusprechen: «Almanya?» - «Deutschland?». Sie bleiben stehen und ich lerne Ali und seine Freunde kennen.
In #Belarus findet in diesen Tagen das wichtigste politische Ereignis des Jahrzehnts statt. Bis am Sonntagabend sind Präsidentschaftswahlen. Unter Ausschluss von internationaler Öffentlichkeit. Keine OSZE-Wahlbeobachter. Kaum internationale Presse. #Belarus2020
Ich habe es wochenlang vergeblich versucht. Ich bekomme keine Akkreditierung. Und muss nun aus #Moskau über die Ereignisse in #Belarus berichten. So wie mir, geht es vielen Korrespondentinnen und Korrespondenten. Ohne Akkreditierung ist legales Arbeiten in #Belarus nicht möglich.
Ich war zuletzt im Februar 2020 in #Minsk. Auf diesem Foto warte ich auf den Beginn der gemeinsamen Pressekonferenz des belarussischen Aussenministers @BelarusMFA und Bundesrat @ignaziocassis. Zwei Tage dauerte das Ausstellen meiner Akkreditierung damals. Heute: Keine Chance.