Thread by @sumlenny

Wir müssen es klar sagen: diejenigen, die seit Jahren ein "Dialog" mit Russland verlangten/förderten, sind an dem heutigen Kriegsausbruch mitschuldig. Mein ex-Arbeitgeber @boell_stiftung ist unter diesen Mitschuldigen. Jahrelang warnte ich als Büroleiter Kiew vor drohender Gefahr

Jahrelang versuchte man, mich stummzuschalten. Als "zu antirussisch" und "pro-ukrainisch" wurde ich eingestuft. Mir wurde verboten, sich über Russland kritisch zu äußern. Dies sollte fürs Büro Moskau eine "Gefahr" sein - auch meine Unterstützung für die ukrainische Sprache.

Seltsame Kontakte des ehemaligen Büroleiters Moskau waren für die Stiftung kein Problem. Dieser gründete gemeinsame Projekte mit dem ex-GRU-Offizier Trenin und schrieb auch nach seinem Verlassen der Stiftung den "Böll-Blog" über Russland. Nur die Ukraine war "nationalistisch".

Das Motto im Referat war "immer mit Russland sprechen, auch wenn die Ukrainer*innen Kröte schlucken müssen". Ich wehrte mich wie es nur möglich war, aber das war die generelle Russland-Faszination der Stiftung. Nicht nur ich - ein kleiner Büroleiter - erlebte diesen Druck.

Als das Vorstandsmitglied der Stiftung @e_ueberschaer den Aufruf für transatlantische Kooperation, u.a. im Verteidigungsbereich mitunterschrieb, erlebte sie eine regelrechte Hetzkampagne - auch in der Stiftung. In diesem Jahr muss sie gehen - ungewöhnlich schnell für den Vorstand

Viele Kolleg*innen, welche sich Russlandkritisch äußerten, wurden als "zu emotional", "subjektiv" oder "russophob" eingestuft. Natürlich wurden die demokratischen Kräfte in Russland unterstütz (gut so!), diesen wurde aber eine große Prise des großrussischen Chauvinismus erlaubt.

Wenn diese sich abwertend über die Ukraine äußerten, nahm man dies mit einem bitteren Lächeln: "naja, man muss es verstehen, sie machen aber gute Projekte in Moskau". Das bedeutet bei weitem nicht, die Böll-Stiftung wäre schlecht. Die trägt aber Mitschuld für die deutsche Apathie

Sich nicht "zu hart proukrainisch" zu äußern, damit man in Moskau keine Probleme kriegt war eine Grundidee der Stiftung. Als ob es das Büro Moskau schützen könnte. Diese naive Vorstellung grenzte an eine Besessenheit. Ich glaube, darüber muss man reden. Dies hätte Böll begrüßt.