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Feb 27 15 tweets 2 min read
Warum es wichtig ist aufzuhören die ukrainischen Geflüchteten als "christlich" zu bezeichenen:
1. Putins Krieg hat ein starkes antisemitisches Motiv. Das sollte nicht unsichtbar gemacht werden.
2. Putin rechtfertigt seinen Krieg mit rechter Propaganda, in der er die Ukraine als Nazis und Russland als die bedrohten darstellt. Fakt ist jedoch:
Die Ukraine hat eine der größten jüdischen Bevölkerungen in Europa, Russland hat eine rechts-faschistische Regierung. Alle Ukrainer*innen zu Christ*innen zu machen, trägt Putins Narrativ.
3. Besonders in Deutschland ignorieren wir damit die Lebensrealität vieler Menschen, die gerade um ihre Angehörigen bangen, die wissen, dass die Orte ihrer Wurzeln so nie wiedersehen werden, die zusehen müssen, wie ihre Roots und Kultur ausgelöscht werden soll. Denn:
Etwa 1/3 der Ukrainer*innen in Deutschland sind Jüd*innen.
45% der Jüd*innen in Deutschland sind Ukrainer*innen.
In Deutschland ist es also besonders unsensibel ukrainische Geflüchtete als christlich zu generalisieren.
4. Der kriegerische russische Angriff auf die Ukraine löst bei vielen Jüd*innen nochmal besondere Verbindungen zum Hintergrund der eigenen Flucht auf/aus. Die aktuelle Situation ist nicht von ihrer Situation als "Kontinentflüchtlingen" in
Deutschland und ihren Erfahrungen in Ländern der ehemaligen Sowjetunion zu trennen. Die Ideologie, für die Putin steht, steht in engen Zusammenhang mit der Verfolgung, aufgrund derer die meisten von ihnen heute in Deutschland leben.
5. Bei einem Land mit so einer großen jüdischen Gemeinschaft so zu tun, als gäbe es sie nicht, ist es zumindest sprachlich eine Wiederholung der Auslöschung osteuropäischer Jüd*innen.
6. Viele Jüd*innen erleben gerade, dass Unterstützungsangebote ihre Realität nicht mitdenken, weil die gleichen Orte bei Krisen, die sie als Jüd*innen betroffen haben (z.B. Halle) nicht mit Hilfsangeboten reagiert haben. Es besteht also für viele Ukrainer*innen gerade die Frage
im Raum: Wenn wir bisher als migrantische/ ukrainische/ russische Jüd*innen nicht mitgemacht wurden, wie sollen wir uns jetzt von solchen Angeboten als jüdische Migras/ Ukrainer*innen/ Russ*innen aufgefangen fühlen? Ukrainer*innen zu Christ*innen zu machen, verschärft diese
Unmachbarkeit dringend benötigte Unterstützung anzunehmen, sich in den eigenen Communities aufgehoben zu fühlen.
Fazit:
Solche Narrative nutzen maximal der russischen Propaganda, sind aber absolut an ukrainischer Realität vorbei und zeigen die Ignoranz gegenüber ukrainischer und jüdischer Realität in Deutschland. Das Letzte, was diese Menschen gerade gebrauchen können, sind
christo-normative stereotype Bildchen von Ukrainer*innen als preuso-kritisches Kommentare. Löscht jüdische osteuropäische Realität nicht erneut aus, indem ihr sie sprachlich negiert. Gerade bei einem Land mit einer Realität wie die Ukraine!

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Feb 26
Ich finde die aktuellen Angebote für Ukrainer*innen und Russ*innen von einigen intersektional gedachten Beratungstellen wie z.B. LesMigraS wichtig und möchte sie nicht perse in Frage stellen. Aber ich möchte infrage stellen, für wen diese Angebote sind. LesMigraS zum Beispiel hat
weder nach #Halle noch letztes Frühjahr Beratung für Jüd*innen angeboten. Dabei sind 1/3 der Ukrainer*innen in Deutschland Jüd*innen, 90% der Jüd*innen in Deutschland Migras, 45% davon aus der Ukraine. Sie nur als Migras anzusprechen ganz besonders mit dem Hintergrund WARUM die
meisten von ihnen hier sind (eben als post-ost Jüd *innen), steht gegen LesMigraS-Konzept "Identität kennt kein Entweder-Oder".
Der kriegerische russische Angriff auf die Ukraine löst bei vielen Jüd*innen nochmal besondere Verbindungen zum Hintergrund der eigenen Flucht auf/aus.
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Nov 20, 2021
Ich war auf einer einzigen Veranstaltung und war schockiert, wie - weil 2G - alle ihre Masken in Endlich-Ohne-Kondom-Ficken-Manier abgeworfen haben. In einem Raum ohne Fenster, voller politisierter Menschen. Und natürlich gab es Positiv-Meldungen danach. I really don't get it.
Ist es Arroganz? Eitelkeit? Westliche Überheblichkeit? Lasst Eure Masken halt einfach da, wo sie hingehören: in Euren Gesichtern, egal welches G. Wir tun so, als wäre Maske tragen die größte Freiheitberaubung und machen damit rechte Narrative zur Realität. Dabei gehört es zu den
besten Sicherheitsmaßnahmen die wir haben. Geimpfte können übertragen, also lasst die Maske auf. Geimpfte können krank werden, also lasst die Maske auf. Geimpft sein bedeutet nicht dass wir alle zur Prä-Corona-Realität zurückkehren können. WIR STECKEN IMMERNOCH IN EINER PANDEMIE.
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Oct 29, 2021
Sanitätshaus-Realität:
Im März war ich im Sanitätshaus, weil mein Rollstuhl plötzlich nicht mehr angesprungen ist. Akku hatte aus unerfindlichen Gründen einfach komplett aufgegeben. Bestätigung der Krankenkasse, dass ein neuer bestellt werden kann, kam 3 Wochen später. Ich hab in
der Zwischenzeit einen (ungewarteten, was ich aber da noch nicht wusste) Leihakku vom Sanitätshaus bekommen. Im Juni hab ich dann mal im Sanitätshaus angerufen, um zu fragen wann ich meinen Akku bekomme. Die sehr kryptische Antwort ließ mich darauf schließen, dass ich jetzt den
Leih-Akku behalten soll und sie dafür den neuen Akku im Lager behalten. Ich fand das jetzt erstmal nicht soooo schlimm, weil der Leih-Akku immerhin viel mehr Durchhaltevermögen hatte, als mein alter und "neu" eh immer relativ ist, weil man selten neue bekommt, sondern
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Oct 24, 2021
Kurzer Diskurs: Das Wort "Antisemitismus" wurde von einem Antisemiten geprägt und populär gemacht. Dass es heute das gängige Wort ist, mit dem die Lebensrealität von Jüd*innen beschrieben werden soll, zeigt wie Lebensfern und von Jüd*innen abgewandt der Diskurs ist. Jüd*innen
sind in ihrer Jahrtausenden langen Geschichte immer mit Verfolgung, Hass, Genoziden, Dämonisierungen konfrontiert gewesen. Da ist es doch absurd davon auszugehen, dass es dann in den jüdischen Sprachen und Dialekten keine eigenen Worte dafür gibt, um diese strukturelle,
institutionelle und alltägliche Realität zu beschreiben. Warum also die Sprache der Täter benutzen, wenn wir unsere eigenen Begriffe haben? "Risches" oder "Rischus" ist zum Beispiel der jiddische Begriff für das was heute unzulänglich als Antisemitismus beschreiben wird. Und
Read 5 tweets
Aug 26, 2021
Diese Diskussion ist so fucking toxisch und zeigt, wie kaputt jüdische Kultur in Deutschland immer noch ist.
1. Deutschland ist der einzige Ort der Welt, der es nicht hinbekommt, zwischen religiösem Judentum und Jüdisch-Sein zu unterscheiden. Religiöses Judentum sagt, dass die
Mutter jüdisch sein muss. Es gibt aber noch ein ganzes fucking Universum jenseits des religiösen Judentums. Für säkulares Judentum war die Halacha schon immer schnurz-piep-egal. Als hätten sich bspw. Bundisten hingesetzt und über halachische Gesetze in ihren Familien diskutiert.
2. Diese völlige Fixierung auf religiöses und vor allem orthodoxes Judentum, diese völlige Ignoranz, ist eine Folge der Ausrottung sämtlicher jüdischer Vielfalt in Deutschland und wir spielen hier alle mit, als würden wir ne Inhaltsannalyse der Nürnberger Gesetze schreiben.
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May 18, 2021
Jens Spahn gehört zu den gefährlichsten und skrupellosesten Menschen in der Bundesrepublik, der die NS-Logik der Eugenik wieder in die Mitte unserer Gesellschaft holt und zum Standart unseres Gesundheitssystems macht.
Nicht erst mit dem IPReG hat Spahn deutlich gemacht, dass er
Menschen die vermeintlich gesundheitliche Standards nicht erfüllen, ohne ethische Bedenken aus der Gesellschaft aussortiert, ihnen Zugang, Teilhabe und Selbstversorgung verwährt und ihnen so Lebensqualität und Menschlichkeit abspricht.
Mit dem Gesetztesentwurf zur #RasterPsychiotherpie leistet Spahn den nächsten Vorstoß Bedarfe zu entindividualisieren und ein darwinistisches Gesundheitssystem zu installieren. Spahn pervertiert das ohnehin noch von NS-Ideologie durchdrungene Gesundheitssystem immer weiter, in
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