Thread (weil mehrmals gelesen):
Hat uns der #Krieg gezeigt, dass wir zurück zu klassischen Geschlechterrollen müssen?
Die kurze Antwort: Nein, man kann eher sagen, weil wir klassische Geschlechterrollen haben, haben wir Krieg. #feminismus#UkraineRussianWar
🧵/1
Lange Antwort: #Putin ist nicht als Präsident geboren, vielleicht noch nicht einmal als das Monster das er nun ist. Viele Menschen in -& außerhalb von Russland dachten ein russischer Präsident muss stark & hart (toxisch männlich) sein und haben ihn für seine „Stärke“ gewählt,
/2
für seine Härte respektiert und schließlich den Abbau von Demokratie & die Menschenrechtsverletzungen für diese scheinbaren Führungsqualitäten toleriert. Noch vor ein paar Tagen haben einige gefordert man müsse versuchen Putin zu verstehen, ihm helfen sein Gesicht zu wahren.
/3
Ich frage mich, ob diejenigen bei allen Menschen so geduldig versuchen die andere Perspektive zu übernehmen & die Person nicht zu verletzen. Die Antwort ist nein, er bekommt #himpath.
/4
Die Form von Empathie, die mächtige Männer traditionell erhalten, weil man Angst vor ihnen hat o. ihre Hilfe will und sich deshalb vorsorglich Gedanken um ihre Bedürfnisse macht. Viele denken vermutlich es wäre schlau- deeskalierend.
/5
Das Problem ist, dass man dafür keinen Respekt von diesen Männern bekommt, da sie -nur für Härte respektiert -ebenfalls nur Härte respektieren. Das erklärt, dass all die gesichtswahrenden Angebote nicht halfen. #Putin marschiert ein - ohne Respekt vor den Grenzen des Westens.
/6
Und nun?! Brauchen wir den Helden voll positiver Männlichkeit (Todesmut, Stärke, Verantwortung), der den Bösewicht Putin bekämpft? Nun ja. Ich würde nicht bestreiten, dass #Selenskij all diese Eigenschaften hat und damit für die Ukraine gerade das Unmögliche möglich macht.
/7
Aber ich würde nicht zustimmen, dass eine Frau nicht so mutig & führungsstark sein könnte. Man muss nur ins benachbarte Weißrussland schauen & findet 3 Frauen -Swetlana Tichanowskaja Weronika Zepkalo & Marija Kolesnikowa, die den Wiederstand gegen Lukaschenko anführten.
/8
Und trotzdem regt aktuell ein Selenskij in Uniform die Weltöffentlichkeit vielleicht zu mehr Waffenlieferungen an als eine Frau das täte, weil auch viele westliche Staatschefs den Stereotyp des Kämpfers mit einem Mann verbinden. Wissen werden wir es nie sicher, denn...
/9
#Selenskij ist ein Mann & das Militär besteht zu 83% aus Männern. Hierfür gibt es mehrere Ursachen, eine ist aber, dass auch die ukrainische Gesellschaft noch immer stark von Geschlechterrollen bestimmt ist & der Krieg der schlechteste Zeitpunkt um das zu ändern.
/10
Hinsichtlich der Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern zeigt uns der Konflikt also vor allem eines, dass wir aufhören sollten Männer für toxische Männlichkeit zu feiern, wenn wir keinen #Krieg wollen.
1) Der Gleichheitsdiskurs sagt: Männer und Frauen sind gleich. Frauen können alles was Männer auch können. V.a. vertreten bis zu den 1970er/1980er Jahren.
Problem: Mann als Norm
/1
2) Der Differenzdiskurs sagt: Männer und Frauen sind unterschiedlich aber gleich viel wert. Entstanden in Italien. Besonders beliebt in der Populärliteratur der 1990er.
Problem: Frauen und Männer haben mehr gemeinsam als sie trennt.
3) Der konstruktivistische Diskurs: Es gibt männliche und weibliche Geschlechterrollen. Diese sind sind von der Gesellschaft konstruiert, werden anerzogen und haben wenig mit den angeborenen Voraussetzungen der Person zu tun.
Problem: Was bleibt wenn wir dekonstruieren?