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Mar 14 10 tweets 2 min read
Als ich diesen Account vor drei Monaten startete und anfing, meine Gedanken zu #Waldorfschule und #Anthroposophie aufzuschreiben, kannte ich keine anderen waldorfkritischen Social-Media-Accounts aus Schüler*innenperspektive, mittlerweile habe ich einige kennengelernt.
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Und ich bin immer wieder beeindruckt, wie sehr sich unsere Erfahrungen und die Kritik ähneln.

Dabei hatte ich bisher von Waldorf-Seite vermittelt bekommen, meine Erfahrungen seien ungewöhnlich oder zu lange her. Die beiden Schulen, die ich besuchte,
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seien wohl Ausnahmefälle, da hätte ich Pech gehabt. Und überhaupt habe sich seit meiner Schulzeit sehr viel geändert, die Waldorfschulen seien jetzt sehr modern und nicht mit den Schulen von vor 20-30 Jahren zu vergleichen.
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Dabei würde ich meine ehemaligen Schulen als vergleichsweise liberal und undogmatisch einschätzen. Ich habe Erfahrungen aus fundamentalistischeren Schulen gelesen.

Mir wurden meine Erfahrungen abgesprochen und klein geredet, meine Kritik wurde nicht ernst genommen.
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Ich bin sehr dankbar dafür, das jetzt im Austausch mit anderen geraderücken zu können und zu sehen, dass ich nicht allein bin.

Unter #AnthroMeToo lese ich außerdem furchtbare Erfahrungen, die weit darüber hinaus gehen.
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Bei allen Unterschieden im Detail: Die grundlegenden Erfahrungen sind sich sehr ähnlich, denn wir haben alle eine zum Bund der Freien Waldorfschulen gehörige Einrichtung besucht. Auch, wenn die einzelnen Schulen selbstverwaltet sind und die "reine Lehre" mehr oder weniger 6/10
streng auslegen können, müssen sie sich alle an die Vorgaben des Bundes halten. Die Grundlage muss immer die Anthroposophie sein und jeder Unterrichtstag muss mit einem Gebet (dem Morgenspruch) begonnen werden. Ich lese Tweets und höre Podcasts von Menschen, die erst vor
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Kurzem die Schule beendet haben und die gleichen Dinge erlebt haben wie ich vor 25 Jahren. Es hat sich so wenig geändert und die Erfahrungen ähneln sich so sehr, dass ich manchmal das Gefühl habe, nichts mehr beisteuern zu können, weil ich bloß Gesagtes wiederholen würde.
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Gleichzeitig bin ich froh, von euch zu lesen!

Und ich bin froh, dass diese Beiträge ein Echo finden. Denn offenbar wissen sehr viele Eltern nicht, was ihre Kinder in der Waldorfschule erwartet.
Einerseits wollen sie es vielleicht nicht sehen, andererseits agieren
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die Schulen auch sehr intransparent, so dass selbst den Schüler*innen oft nicht klar ist, welchen Hintergrund ihr Unterricht hat.

Gut, dass es diesen öffentlichen Austausch gibt, gut, dass zugehört wird - wenn auch noch nicht von Waldorf-Seite.
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Mar 16
In meiner Familie gab es keine religiöse Praxis. Meine Mutter war auf dem Papier evangelisch, mein Vater war aus der Kirche ausgetreten.

In der #Waldorfschule wurde ich aber religiös beschallt. Das Morgengebet, die Heiligenlegenden, religiöse Texte im Lesebuch.
Ich war damit allein, ich habe mich nicht begleitet gefühlt. Ich hatte aber das Gefühl, dass es besser wäre, religiös zu sein. Es war das vage Gefühl, dass hier etwas von mir erwartet würde und dass dieser Gott, um den es da ging, vielleicht böse werden könnte, wenn
ich ihn ignorierte. Besonders freundlich wirkte er in den Geschichten ja nicht.

Unsere Lehrerin erzählte uns von der adeligen heiligen Elisabeth, die die Kissen von der Kirchenbank nahm und auf dem harten Holz kniete. Ich verstand das als Vorbild für uns, also begann
Read 14 tweets
Feb 19
Wenn ihr darüber nachdenkt, eure Kinder in eine #Waldorfschule einzuschulen, solltet ihr bedenken,dass der Wechsel auf eine andere Schulform danach nicht ohne Weiteres möglich ist. Da ist einerseits das negative Bild, das Waldorf-Kindern von der "Staatsschule" vermittelt wird.1/5
Ich hatte vor meinem Wechsel ein diffuses Bild von einer bösen Außenwelt und assoziierte mit der "Staatsschule" viel negatives (Kälte, Leistungsdruck usw.), da hatte dieser Waldorf-Kampfbegriff ganze Arbeit geleistet.

Vor allem aber: Waldorfschulen unterrichten nicht auf 2/5
dem Niveau von Realschulen oder Gymnasien. Sie hängen z. T. mehrere Jahre hinterher. Es ist darum üblich, dass #Waldorfschüler*innen bei einem Schulwechsel mindestens eine Klasse wiederholen.

Der Rückstand betrifft dabei nicht nur die MINT-Fächer. 3/5
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