Wer genau profitiert eigentlich am meisten vom jüngsten Anstieg des Diesel- und Benzinpreises? Dazu ein kleiner Thread mit einem Ergebnis, das mich selbst überrascht hat. (1/10)
Der Dieselpreis ist seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine von 1,67 auf 2,31 Euro gestiegen, also um 64 Cent pro Liter. Beim Superbenzin liegt der Preis mit 2,26 Euro pro Liter aktuell 45 Cent höher als am 23. Februar. (Quelle: benzinpreis-aktuell.de) (2/10) 
Der Rohölpreis (Sorte Brent) ist seit Beginn des Kriegs aber nur von 85 auf 103 Euro pro Barrel (159 Liter) gestiegen; das entspricht einer Steigerung um 12 Cent pro Liter. (Quelle: finanzen.net) (3/10)
Nun kann man den Rohölpreis nicht eins zu eins in den Diesel- oder Benzinpreis übersetzen; aber rund 70 Prozent des Rohöls werden in einer Raffinerie zu Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin, die in den letzten Wochen allesamt hohe Preissteigerungen verzeichnet haben. (4/10)
Daraus ergibt sich, dass die Steigerung des Rohölpreises um 12 Cent pro Liter den Dieselpreis eigentlich um maximal 18 Cent pro Liter steigen lassen dürfte. Der reale Anstieg ist beim Diesel mehr als drei mal so hoch, beim Benzin 2,5 mal. Wer kassiert den Rest? (5/10)
Ein kleiner Teil des Anstiegs entfällt auf die höhere Mehrwertsteuer; die betrug 27 Cent pro Liter, als der Liter Diesel 1,67 Euro kostete; beim aktuellen Preis von 2,31 pro Liter sind es 37 Cent, also 10 Cent mehr; beim Benzin ist die MWSt um 7 Cent pro Liter gestiegen. (6/10)
Die übrigen Steuern und Abgaben sind vom Preis unabhängig, so dass sich dort nichts verändert hat. Auch die Tankstellenpächter kassieren in der Regel eine feste Marge pro verkauftem Liter; dort dürfte vom gestiegen Preis also ebenfalls nicht viel hängen bleiben. (7/10)
Der Großteil der Preissteigerung landet demnach bei den Raffinerien. Dort dürften die Gewinne stark gestiegen sein, weil die Knappheit am Markt es ermöglicht, die Preise deutlich stärker zu erhöhen, als durch die gesteigerten Kosten erforderlich wäre. (8/10)
Beim Benzin- und Dieselpreis sind es also die Raffinerien, die überwiegend europäischen Mineralölkonzernen gehören, die die "Übergewinne" bzw. "Kriegsgewinne" kassieren, von den Robert Habeck letzte Woche im Zusammenhang mit den hohen Energiepreisen sprach. (Video: ntv) (9/10)
Eine Abschöpfung dieser Zusatzgewinne, mit der sich dann wiederum finanzielle Entlastungen für diejenigen finanzieren ließen, die besonders unter den hohen Energiepreisen leiden, erscheint mir darum als wichtige Aufgabe - über die bisher aber erst wenig diskutiert wird. (10/10)
Hier noch mein Text zum gleichen Thema. Darin bestätigt der Mineralölverband @en2x_eV, dass die Raffinerien derzeit viel Geld verdienen. Dies sei aber gerechtfertigt, weil sie zuvor zwei schlechte Jahre hatten und viel Geld für den Branchenumbau bräuchten. taz.de/Hohe-Spritprei…
Weitere Stimmen zum Thema sind hier zu finden: finanznachrichten.de/nachrichten-20…
Der @Volksverpetzer hat sich auch nochmal ausführlich mit dem Thema beschäftigt und weitere interssante Informationen zu Preisabsprachen der Mineralölkonzerne ergänzt: volksverpetzer.de/hintergrund/sp…
Eine Fortsetzung dieses Threads, in der ich auf einige häufige Fragen oder Anmerkungen eingehe, ist hier zu finden:
https://twitter.com/MKreutzfeldt/status/1504021063746916352?s=20&t=hqwjSNlXKwmLO-ZKCtW9TA
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