Nun, im Jahre 2045, dem Jahr also, in dem ich in meinen Ruhestand gehe, möchte ich kurz auf die letzten Jahrzehnte der Bildungspolitik und der “Bildungsoffensive Bund-Länder” eingehen [thread].
Mir ist gut in Erinnerung, wie schlimm es um die Bildung stand, als sie aus den Pandemiejahren herauswankte: 𝗩𝗲𝗿𝘀𝗰𝗵𝗹𝗮𝗳𝗲𝗻𝗲 𝗗𝗶𝗴𝗶𝘁𝗮𝗹𝗶𝘀𝗶𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴, ü𝗯𝗲𝗿𝗳ü𝗹𝗹𝘁𝗲 𝗕𝗶𝗹𝗱𝘂𝗻𝗴𝘀𝗽𝗹ä𝗻𝗲, 𝗳𝗲𝗵𝗹𝗲𝗻𝗱𝗲 𝗖𝗵𝗮𝗻𝗰𝗲𝗻𝗴𝗲𝗿𝗲𝗰𝗵𝘁𝗶𝗴𝗸𝗲𝗶𝘁. (1/21)
Es war ein Geniestreich der Regierung, die 𝗕𝗶𝗹𝗱𝘂𝗻𝗴𝘀𝗮𝗯𝗴𝗮𝗯𝗲 von über 250 Milliarden Euro nicht nur als gestaffelte 𝗦𝘁𝗲𝘂𝗲𝗿𝗮𝗯𝗴𝗮𝗯𝗲, sondern auch als 𝗨𝗻𝘁𝗲𝗿𝗻𝗲𝗵𝗺𝗲𝗻𝘀𝘀𝗼𝗹𝗶 einzuführen. Letztlich zeigte sich, dass Unternehmen profitierten. (2/21)
Auch wenn Kanzler @KuehniKev bis zum heute von der mittlerweile 𝐚𝐮𝐬 𝐝𝐞𝐧 𝐏𝐚𝐫𝐥𝐚𝐦𝐞𝐧𝐭𝐞𝐧 𝐠𝐞𝐟𝐥𝐨𝐠𝐞𝐧𝐞𝐧 𝐀𝐟𝐃
und ihrem Vorsitzenden B. Brechtken als “Neo-Sozialisten” beschimpft werden, waren diese monetären Maßnahmen der Beginn einer Veränderung. (3/21)
Dass die monetären Zuwendungen gleichzeitig an eine 𝐠𝐞𝐳𝐢𝐞𝐥𝐭 𝐠𝐞𝐬𝐜𝐡𝐮𝐥𝐭𝐞 𝐕𝐞𝐫𝐰𝐚𝐥𝐭𝐮𝐧𝐠 und ordentlich 𝐛𝐞𝐳𝐚𝐡𝐥𝐭𝐞 𝐀𝐝𝐦𝐢𝐧𝐢𝐬𝐭𝐫𝐚𝐭𝐨𝐫𝐞𝐧 mit didaktischer Weiterbildung gebunden wurden, war eine weitere bahnbrechende Änderung. (4/21)
Im Zuge dessen wurden Schulen als Schmelztiegel der Zukunft erkannt: Dass neben 𝐒𝐜𝐡𝐮𝐥𝐬𝐨𝐳𝐢𝐚𝐥𝐚𝐫𝐛𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫𝐧 auch 𝗣𝘀𝘆𝗰𝗵𝗼𝗹𝗼𝗴𝗲𝗻, 𝐕𝐞𝐫𝐰𝐚𝐥𝐭𝐮𝐧𝐠𝐬𝐛𝐞𝐚𝐦𝐭𝐞 und 𝐈𝐧𝐭𝐞𝐠𝐫𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬𝐛𝐞𝐚𝐮𝐟𝐭𝐫𝐚𝐠𝐭𝐞 eingesetzt wurden, war dafür zentral. (5/21)
Es zeigte sich, dass die 𝐢𝐧𝐟𝐨𝐫𝐦𝐞𝐥𝐥𝐞 𝐙𝐮𝐬𝐚𝐦𝐦𝐞𝐧𝐚𝐫𝐛𝐞𝐢𝐭 von Praktikern und den obersten Bildungsbehörden Rahmenbedingungen dafür schufen, die Schüler endlich von den 𝐀𝐥𝐭𝐥𝐚𝐬𝐭𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐬 𝐊𝐚𝐢𝐬𝐞𝐫𝐫𝐞𝐢𝐜𝐡𝐬 befreiten. (6/21)
Zunächst ist da sicherlich die Einführung des𝐯𝐞𝐫𝐩𝐟𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧𝐝𝐞𝐧 𝐅𝐫𝐞𝐢𝐝𝐚𝐲 (frei-day.org) zu nennen, der Schüler*innen die Möglichkeit gab, ihre𝐞𝐢𝐠𝐞𝐧𝐞𝐧 𝐈𝐧𝐭𝐞𝐫𝐞𝐬𝐬𝐞𝐧 zu verfolgen. (7/21)
Dass die 𝐒𝐜𝐡ü𝐥𝐞𝐫*𝐢𝐧𝐧𝐞𝐧𝐦𝐢𝐭𝐛𝐞𝐬𝐭𝐢𝐦𝐦𝐮𝐧𝐠 im Zuge dessen ausgeweitet wurde, sorgte für eine beispiellose Entwicklung des Lernens und nicht für Willkür, wie Kulturpessimisten jeder Art prophezeit hatten. (8/21)
Trotz des massiven Widerstandes der Kleinstpartei CDU, die vor allem gegen die 𝐙𝐮𝐬𝐚𝐦𝐦𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐦𝐞𝐥𝐳𝐮𝐧𝐠 𝐯𝐨𝐧 𝐑𝐞𝐥𝐢𝐠𝐢𝐨𝐧𝐬-, 𝐖𝐢𝐫𝐭𝐬𝐜𝐡𝐚𝐟𝐭𝐬- 𝐮𝐧𝐝 𝐄𝐭𝐡𝐢𝐤𝐮𝐧𝐭𝐞𝐫𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭 hetzte, zeigt sich, die Wirkung der neu entfachten Neugierde (9/21)
Dass im Zuge der Neustrukturierung der weiterführenden Schule die 𝐌𝐨𝐫𝐠𝐞𝐧- 𝐮𝐧𝐝 𝐍𝐚𝐜𝐡𝐦𝐢𝐭𝐭𝐚𝐠𝐬𝐬𝐭𝐮𝐧𝐝𝐞𝐧 𝐚𝐮𝐟 𝐆𝐥𝐞𝐢𝐭𝐳𝐞𝐢𝐭 umgestellt wurden, kam nicht nur den Schüler*innen, sondern auch dem Lehrpersonal sehr entgegen. (10/21)
Dass die 𝐋𝐞𝐡𝐫𝐚𝐦𝐭𝐬𝐚𝐮𝐬𝐛𝐢𝐥𝐝𝐮𝐧𝐠 𝐢𝐧𝐬𝐠𝐞𝐬𝐚𝐦𝐭 𝐫𝐞𝐟𝐨𝐫𝐦𝐢𝐞𝐫𝐭 wurde, war dahingehend natürlich der nächste riesige Schritt. (11/21)
Hier zeigte sich, dass die Abkehr von traditionellen Lehrproben und die 𝐇𝐢𝐧𝐰𝐞𝐧𝐝𝐮𝐧𝐠 𝐳𝐮 𝐩ä𝐝𝐚𝐠𝐨𝐠𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧, 𝐝𝐢𝐠𝐢𝐭𝐚𝐥𝐞𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐬𝐜𝐡𝐮𝐥𝐞𝐧𝐭𝐰𝐢𝐜𝐤𝐥𝐞𝐫𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐓ä𝐭𝐢𝐠𝐤𝐞𝐢𝐭𝐬𝐛𝐞𝐫𝐞𝐢𝐜𝐡𝐞𝐧 gleich mehrere Probleme auf einmal löst. (12/21)
Im “Kassler Konsens” von 2036 wurde diese neue Ausrichtung zusätzlich in ein duales System überführt, dessen fachlicher Fokus in den ersten Jahren des Bachelors sehr viel deutlicher Richtung 𝐧𝐞𝐭𝐳𝐤𝐮𝐥𝐭𝐮𝐫𝐞𝐥𝐥𝐞𝐫 𝐏𝐫𝐚𝐤𝐭𝐢𝐤 überführt wurde (13/21).
Es erscheint mittlerweile völlig unverständlich, wieso nicht viel früher deutlich wurde, dass nur eine solche 𝐙𝐞𝐧𝐭𝐫𝐢𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠 𝐚𝐮𝐟 𝐝𝐢𝐞 𝐰𝐢𝐜𝐡𝐭𝐢𝐠𝐬𝐭𝐞𝐧 𝐅𝐫𝐚𝐠𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐬 𝐋𝐞𝐫𝐧𝐞𝐧𝐬 dafür sorgt, dass auch Lernräume komplett neu gedacht wurden. (14/21)
Gerade die neue Freiarbeitsräumen boten ab der “Schulhausreform 2041” auch ganz natürliche Orte für die mittlerweile etablierten 𝐚𝐥𝐭𝐞𝐫𝐧𝐚𝐭𝐢𝐯𝐞𝐧 𝐏𝐫ü𝐟𝐮𝐧𝐠𝐬𝐟𝐨𝐫𝐦𝐚𝐭𝐞 der Kollaboration und Problemlösung. (15/21)
Dass die Prüfungen selbst 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐦𝐞𝐡𝐫 𝐢𝐧 𝐍𝐨𝐭𝐞𝐧, 𝐬𝐨𝐧𝐝𝐞𝐫𝐧 𝐢𝐧 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐁𝐞𝐬𝐭𝐞𝐡𝐞𝐧 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐍𝐢𝐜𝐡𝐭-𝐁𝐞𝐬𝐭𝐞𝐡𝐞𝐧
mündeten, ist genauso selbstverständlich wie die 𝗸𝗼𝗻𝘀𝘁𝗿𝘂𝗸𝘁𝗶𝘃𝗲𝗻 𝗥ü𝗰𝗸𝗺𝗲𝗹𝗱𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 der Lehrkräfte.(16/21)
Diese wurden und werden aufgrund von 𝐞𝐦𝐩𝐢𝐫𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐃𝐚𝐭𝐞𝐧 und deren Auswertung genauso verbessert wie die Fachdidaktik insgesamt. Hier setzte seit kurzem auch die 𝐊𝐈-𝐔𝐧𝐭𝐞𝐫𝐬𝐭ü𝐭𝐳𝐮𝐧𝐠 für Lernförderung an. (17/21)
Die Möglichkeiten, 𝐅ä𝐜𝐡𝐞𝐫 𝐝𝐞𝐮𝐭𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞𝐫 𝐳𝐮 𝐠𝐞𝐰𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧 und die im Zuge der “Hochschuloffensive 2043” vereinbarten Veränderungen des Zugangs sorgten für eine deutlich 𝐧𝐢𝐞𝐝𝐫𝐢𝐠𝐞𝐫𝐞 𝐀𝐛𝐛𝐫𝐞𝐜𝐡𝐞𝐫𝐪𝐮𝐨𝐭𝐞 in den Universitäten.(18/21)
Aber auch der durch die Bildungsplanreform 2025-2030 beschlossene 𝐀𝐥𝐥𝐭𝐚𝐠𝐬𝐛𝐞𝐳𝐮𝐠 in der Mittelstufe trug Früchte und 𝐬𝐭ä𝐫𝐤𝐭𝐞 𝐝𝐚𝐬 𝐇𝐚𝐧𝐝𝐰𝐞𝐫𝐤 𝐧𝐚𝐜𝐡𝐡𝐚𝐥𝐭𝐢𝐠. (19/21)
Natürlich gibt es noch viel zu tun. Gerade im Bereich 𝐍𝐞𝐭𝐳𝐚𝐮𝐬𝐛𝐚𝐮 sicherte Bildungsministerin @ria_schroeder aber erst gerade eine Offensive von Bundesnetzagentur und den Netzbetreibern in Kraft. (20/21)
Wichtig, dass diese Zusammenarbeit schon im Vorhinein bei der 𝐕𝐞𝐫𝐬𝐭𝐞𝐢𝐠𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠 𝐝𝐞𝐫 𝟏𝟎𝐆-𝐋𝐢𝐳𝐞𝐧𝐳𝐞𝐧 berücksichtigt wurde und genauso Voraussetzung für die Lizenz war wie der Ausbau der Glasfaserinfrastukur bis zu jeder Milchkanne. (21/21)
Und ich? Ich freue mich natürlich auf das kommende 30-jährige Treffen des #twitterlehrerzimmer Wir haben viel erreicht! Aber aufhören zu twittern werden wir deshalb nicht. 𝗔𝗻 𝘄𝗮𝘀 𝗲𝗿𝗶𝗻𝗻𝗲𝗿𝘁 𝗶𝗵𝗿 𝗲𝘂𝗰𝗵 𝗮𝗺 𝗹𝗶𝗲𝗯𝘀𝘁𝗲𝗻? [thread ende]
P.S. Wer Lust hat, mir über diese (und andere Thesen) im Gespräch mit David Klett zuzuhören und in einer offenen Runde mitzumachen, der kann das schon bald in einem offenen, kostenlosen Format tun. #twlz
Weshalb Schulen nun Zeit, Ressourcen und Geld für neue Konzepte benötigen und was das überhaupt bedeutet [thread].
Zunächst zum Selbstverständlichen. Ich bin kein Virologe, sondern „deute nur die Zeichen“ und die sagen: Das Ganze wird länger dauern. (1/17)
In den letzten Wochen gab es, rückblickend, immer einen Fokus, den ich gesetzt habe. Damals ohne zu wissen, dass es der Fokus ist. Kurz zur Rekapitulation (2/17)
Klassenarbeiten leisten nicht das, was sie könnten und noch nicht mal. was sie sollten. Ein [thread]. (Schon wieder)
Ich bemerke eine merkwürdige Argumentation meinerseits, wenn ich in der Oberstufe bin. Die Schüler*innen, so betone ich, sollen bitte nicht alles vergessen, sondern meine Rückmeldung als Beginn für die Verbesserung nutzen. Erscheint logisch. (1/11)
Geht aber dem, zu was Klassenarbeiten (geworden?) sind zuwider. Klassenarbeiten werden sehr verengt als das Endprodukt eines Prozesses gesehen, der damit abgeschlossen ist. Damit verhindern sie Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. (2/11)
Man kann nicht Schule und Bildung verändern wollen, wenn man weder Zeit oder Raum noch Geld zur Verfügung stellt. Ein Rant. [thread]
Wenn man meint, dass die Jugendlichen die Zukunft unseres Landes sind, dann sollte man alles daran setzen, sie mit allen Mitteln, die zur Verfügung gestellt werden können, zu fördern. Das betrifft auch die Lehrer*innen, die für ihre Bildung verantwortlich sind. (1/17)
Sehr vereinfacht: Was ich als Lehrer*in möchte: Mich um die individuellen Belange der Kinder und Jugendlichen kümmern, ihnen Chancen eröffnen, sie fördern und fordern, mit Ihnen sprechen, sie motivieren, sie zu Bestleistung anspornen, aber auch ihnen Freiräume bieten. (2/17)
Abwertung von Jugendlichen on- und offline [thread] #allefuersklima
Auch und gerade in lokalen Facebook-Gruppen wird mit Standardargumenten gearbeitet, deren Ziel es ist, Kinder und Jugendliche abzuwerten. Das ist gefährlich. (1/13)
Es heißt bezüglich der Klima-Demos, die Kinder sollen lieber im die Schule (meist mit holpriger Rechtschreibung formuliert). Hier wird also ein Gegensatz zwischen Engagement und Bildung aufgebaut. (2/13)