#Forschungsalltag: Heute steht qPCR als Test für ein neues Experiment in einem neuen Projekt an:
Ich möchte dazu magnetische Kügelchen testen, die mit einer kurzen einsträngigen Sequenz beschichtet ist, mit der ich aus der mRNA meiner Krebszellen eine ganze bestimmte isolieren
kann.
Ich habe dazu RNA aus Zellen isoliert und mit immer leicht veränderten Protokollen durch Bindung an diese Kügelchen, Entnahme, Reinigung und dann wieder davon Lösen angereichert. Dann wurde die RNA in cDNA umgeschrieben und heute schaue ich mir an, wie gut die
Ausbeute ist (wie viel dieser RNA ist vorhanden) und die rein diese geworden ist. Ich möchte diese nämlich auf einem recht neuen System sequenzieren, das ganze RNA Stränge sequenzieren und sogar Modifikationen (also kleine angeheftete Moleküle, die die Funktion verändern)
erkennen kann. Warum?
Man weiß seit langem, dass diese Modifikationen die Eigenschaften von tRNA (das ist jene, die beim Übersetzen von mRNA Kopien in Eiweiße, die richtigen Bausteine dem richtigen Code zuordnen) verändert. Da immer mehrere Codes für einen Eiweißbestandteil
codieren, werden manche von den Zellen bevorzugt genutzt als andere. Die Modifikationen in Kombination mit den verschiedenen Codes können so zB beeinflussen wie schnell leicht unterschiedliche Formen von Eiweißen gebildet werden und in welchem Verhältnis sie am Ende vorliegen.
Nun haben wir in unserem aktuellen Projekt zufällig entdeckt, dass ein Molekül, dass diese Art Modifikationen auch auf der mRNA (also die Genkopie die als Vorlage für die Eiweiße dient) beeinflusst, in unserer Blutkrebserkrankung häufig mutiert ist. Welche Auswirkung dies darauf
hat, dass die Vielzahl mutierten Gene möglicherweise unterschiedlich schnell in Eiweiße übersetzt werden, wollen wir herausfinden.
Dazu testen wir die Methoden jetzt erstmal einzeln.
Wenn also die Anreicherung der Ziel-mRNA geklappt hat, testen wir diese mit dem neuen
Sequencingprotokoll und schauen dann wie wir die Daten bioinformatisch aufgelöst bekommen. Dann testen wir weitere Protokolle, die wir benötigen, um überhaupt erstmal zu bestimmen, welche mRNAs wir überhaupt anschauen wollen und danach ein Protokoll das die Effizienz der
Übersetzung messen kann (letzteres enthält viel Gentechnik und wird etwa 6 Monate bis 1 Jahr dauern).
Dann beginnen die eigentlichen Versuche, aber nur, wenn wir zeigen können, dass die ersten Vorversuche, die wir mit freien Mitteln querfinanzieren, tatsächlich Veränderungen
zeigen. Erst dann nämlich können wir Gelder für die Forschung beantragen, ein Prozess auch auch nochmal locker 6 Monate kostet. Ohne Förderung landet das alles in einer Schublade und irgendwo anders auf der Welt versucht vielleicht nochmal jemand das gleiche und weiß nicht, dass
es damit schon Erfahrung gibt.
Erst nämlich, wenn alle Protokolle stehen, kontrollierte Experimente mehrfach durchgeführt zu den gleichen Ergebnissen führen und weitere Versuche die dahinter stehende Hypothese bestätigen, dann wird es irgendwann ein Manuskript geben,
das irgendwann irgendwo veröffentlicht wird.
Grundlagenforschung ist extrem zeitaufwendig, vor allem wenn sie nicht deskriptiv, sondern mechanistisch orientiert ist.
Und wenn man dann zwischendurch Anträge schreiben, sich um seine Stelle kümmern, viel Verwaltungskram
(Gentechnik, IT, Personal) und andere Projekte (inkl. Betreuung von Studierenden und DoktorandInnen und Lehre) wuppt, zieht sich das in den Länge.
Das ist Forschungsalltag in D.
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Die Behauptung, hier wolle Big Pharma die hohen Gewinne schützen und Pharmalobby und Ärzteschaft verweigerten daher ein wirksames Allheilmittel, geistert nun schon eine ganze Weile durch die Medien
Was ist dran an der Story?
In 2018 berichteten Medien von „durchschlagenden Ergebnissen im Kampf gegen Krebs. Methadon, ein starkes Schmerzmittel und Opioid, das in der Schmerztherapie, auch bei Krebserkrankungen eingesetzt wird sollte das billige und verfügbare Wundermittel sein.
In Mausversuchen und in kultivierten Zellen im Labor konnten tatsächlich auch Zelltod-induzierende und Therapieverstärkende Effekte von D,L-Methadon gezeigt werden (dustri.com/nc/article-res…; oncotarget.com/article/952/te…). Die Arbeiten dazu stammten aus den frühen 2010er Jahren und
Harte Worte von der @berlinerzeitung, aber #FollowtheScience bedeutet auch, Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit im relevanten Kontext zu evaluieren. Relevant heißt, im vorliegenden Massanahmenmix und hier, nicht irgendwo in UK mit anderer Altersstruktur,
anderer Impfstoffverteilung, oder in den USA, mit einem völlig anderen Gesundheitssystem!
Und wenn wir schon bei Follow the Science sind, dann auch mit minimalem Bias, das heißt, dass diejenigen, die zu den Maßnahmen beraten haben, niemals unparteiisch das reale Eintreten
ihrer eigenen Hypothesen und ihre Ratschläge prüfen sollen!
Daher ist es konsequent und richtig, dass sich C. Drosten an diesem Prozess nicht beteiligt - kein/e Wissenschaftler/in mit Interesse an Objektivität statt Bestätigung würde das tun. Dafür gibt es in der Wissenschaft
Wie funktioniert das eigentlich mit den wissenschaftlichen Veröffentlichungen so grob? Durch welche Hände gegen Forschungsergebnisse, wenn sie „zusammengeschrieben“ wurden?
Auch das habe ich im Januar schon mal für @realsci_DE zusammengefasst.
In der Folge hatte sich eine Diskussion um die Formulierung „wissenschaftlicher Output“ entsponnen.
„Wissenschaftliche Leistung“ wird sehr metrisch dokumentiert und es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten.
Der sogenannte Impact Factor des Journals, in dem man publiziert, ist
ein veraltetes, jedoch meistens noch abgefragtes Messinstrument, das sich an einer Kennziffer (Impact Factor) orientiert, den eine Fachzeitschrift aufgrund aller darin publizierten Artikel eines Jahres und der Häufigkeit der gesamten Zitierungen bemisst, aber mit einem privaten
Was #Krebsforschung eigentlich so macht und warum es so schnell (und wahrscheinlich nie) kein Medikament gegen „den Krebs™️“ geben wird.
Ein 🧵.
Corona hat sehr viel Aufmerksamkeit auf die medizinische Forschung gelegt. Viel mehr Menschen als früher können etwas mit Worten
wie Peer Review, Evidenz oder Kontrollgruppe anfangen und doch sieht man an der häufigen Frage danach, warum es denn noch kein Allheilmittel gegen Krebs gibt (wo doch gegen Covid innerhalb kürzester Zeit Impfstoffe entwickelt wurden), dass der Alltag der Forschenden
in unserem Bereich noch recht unbekannt ist.
👉 Zunächst einmal fächert sich medizinische Forschung in verschiedene Stufen auf:
Es gibt Grundlagenforschung. Diese befasst sich mit den molekularen Ursachen für Erkrankungen, zB. welche Gene in welcher Krebsart mutiert sind und
Inhaltliche Feinheiten täuschen nicht darüber hinweg, dass der weniger antikapitalistisch angehauchte Ableger von ZeroCovid, NoCovid, sich inhaltlich und personell kaum von der Ursprungs-Ideologie abhebt.
Ein langer Thread 🧵zum Netzwerk.
Ich möchte gar nicht so sehr inhaltlich auf die Konzepte eingehen, da kann sich jeder selbst eine Meinung bilden und es ist auch genug darüber geschrieben worden. Aus wissenschaftlicher Sicht halte ich sie für utopisch bzw. dystopisch (anhängig davon wie compliant die Menschen
sind und wie viel Druck eingesetzt werden müsste). Der Hauptunterschied zwischen beiden Konzepten besteht wohl darin, dass ZeroCovid ein links-orientiertes Konzept propagiert, dass durch sehr harte Massnahmen, wie umfassende Lockdowns, ohne Rücksicht auf die Volkswirtschaft, und
Vor etwa 1,5 Jahren habe ich mich @Rapidtests angeschlossen, weil die Pandemie in einer Phase war, in der Selbstschutz stark eingeschränkt war, weil FFP2 schlecht erhältlich und Impfungen noch nicht zugelassen waren. Die Tests hätten in dieser Phase der Pandemie viele
Infektionsketten erkennen und Leid verhindern können.
Aber die Deutschen folgen in ihrer politischen Logik leider dem Tagesrhythmus eines Teenagers, der bis Nachmittag nicht in die Gänge kommt und abends kein Auge zukriegt und machen erstmal zu lange nichts, bevor sie dann mit
„viel hilft viel“ versuchen gegenzusteuern, ohne zu merken dass die Voraussetzungen mittlerweile ganz andere sind.
Daher meine, auf die momentane Lage angepasste, Einschätzung:
👉Wir brauchen keine Massentests mehr!👈
Wir brauchen ein gutes (Varianten-)Monitoring zB. über