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May 21, 2022 11 tweets 4 min read Read on X
Keynote von @LarsMecklen zu @pruefungskultur:
Ausgangspunkt ist die Einsicht, dass Prüfungen alles beeinflussen und teilweise überschreiben, was Lernen wertvoll, wichtig und lustvoll macht. #wildcampenbw Image
@LarsMecklen @pruefungskultur Medienwandel führt zu Komplexitätssteigerungen ➡️ Gesellschaft wird komplexer und muss sich darauf einlassen. Das ist der Kontext der Frage, was eine »zeitgemäße Prüfungskultur« ist – zunächst also eine hinreichend komplexe. Image
@LarsMecklen @pruefungskultur Axiom: »In der Digitalität gibt es keine nicht-kommunikative Situation mehr.«
Kritikpunkte an traditioneller Prüfungskultur:
(1) Gedächtnis als einzige Wissensquelle ist Kennzeichen der Oralität
(2) Handschriftlichkeit in Prüfungen ist Verschriftungsform der Literalität
(3) soziale Isolation ist Gegenteil der für Digitalität entscheidenden Vernetzung
»Erfahrung, dass Vernetzung Qualität einer Situation erhöht, wird durch Prüfungssituation zerstört. Als Bild: Wer etwas alleine trägt, kann niemals so viel tragen, wie wenn das gemeinsam mit anderen geschieht.«
Prüfungen sind heute so wie sie sind, weil Verantwortliche experimentell-naturwissenschaftlich Rückschlüsse über nicht-beobachtbare Lernprozesse ziehen wollen. Image
Dazu müssen verschiedene Variablen kontrolliert werden, die für alle genau gleich sein müssen. Image
Der Versuchsaufbau der Prüfung produziert das erwartete Ergebnis. Erfüllt es die Erwartungen nicht, wird der Versuchsaufbau modifiziert – oft werden deswegen zusätzliche Stressoren eingebaut, wie z.B. Zeitdruck. So entstehen simulierte Kompetenzen.
Lösungsvorschlag von @LarsMecklen:
Formative Gespräche über Lernen und tatsächlich vorliegende Kompetenzen. Mittelpunkt der Prüfungskultur ist die Kompetenz von Lehrenden, einschätzen zu können, was Lernende können. Image
Ergebnis ist, dass Lernkultur und Prüfungskultur zur Deckung kommen, es keine Differenz gibt zwischen dem, was/wie Schüler*innen lernen und was von ihnen in künstlichen Prüfungssituationen verlangt wird.
Über Zwischenschritte sollten Prüfungsformate geöffnet werden. Denkbar wäre z.B. Schüler*innen wählen zu lassen, wann sie geprüft werden, damit sie ihr Können zeigen können. ImageImage

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Sep 20, 2023
Die »Mami«-Geschichte ist ein Lehrstück, wie schlechter rechter Journalismus Menschen empört, statt nachdenken zu lassen.
Worum gehts?
Ein Dienst der Stadt Zürich hat einen Newsletter verschickt. Darin steht wohl, es wäre sinnvoll, Elternteile von Kindern nicht »Mami« zu nennen. Image
Wie ist das gemeint?

Gemeint ist, nicht generisch zu sagen: »Hast du Mami gefragt?«, »Das muss s’Mami entscheiden.«, wenn man
a) nicht weiß, in welchen Verhältnisse ein Kind lebt
b) nicht weiß, wer zuhause ist und entscheidet.
[Hier kommt das Principle of Charity ins Spiel: Guter Journalismus rekonstruiert die sinnvollste Version einer Aussage. Schlechter rechter Journalismus konstruiert immer die ungünstigste Interpretation.]
Read 7 tweets
Feb 5, 2023
In einem Monat finden an den Zürcher Gymnasien die Aufnahmeprüfungen (ZAP) statt. Dieses Jahr gibt es u.a. zwei Änderungen, die deutlich machen, wo die Probleme einer restriktiven Aufnahmepraxis durch eine selektive Prüfung liegen.
Ganz grundsätzlich ist das Problem, dass der Kanton Zürich den Zugang von Jugendlichen an allgemeinbildende Schulen künstlich beschränkt. Aus ökonomischen Gründen. Deshalb braucht es Selektion, die nur unfair sein kann.
Ein Lossystem, das ich letztes Jahr ins Spiel gebracht habe, würde das für die Bevölkerung deutlich machen. Wie auch immer: Aktuell entscheidet eine Kombination auf Prüfungsleistung, die sozial normiert wird, und Vorschlagsnoten.
Read 11 tweets
Jan 14, 2023
Der Umfrage-Trick zum Gendern:
Weil in einer NZZ-Umfrage viele Teilnehmende dem Gender-Stern nicht zustimmen, soll er verboten werden.
In dieser Vorstellung stecken mehrere Fehlargumente:
(1)
Verwaltungen sollten nicht so schreiben, wie es sich die Mehrheit wünscht, sondern wie es für die Bevölkerung am besten ist. (Und es ist wahrscheinlich am besten, wenn alle Personen mitgemeint sind.)
(2)
Wenn eine Mehrheit eine Meinung hat, ist das kein Grund, andere Verfahren zu verbieten. Bei Sprache ist die richtige Lösung immer die liberale: alle Menschen so sprechen und reden lassen, wie sie es möchten und sinnvoll finden.
Read 4 tweets
Jun 7, 2022
Das Interview mit Andrea Franc und der Umgang damit ist ein Lehrstück für das Versagen des Schweizer Qualitätsjournalismus. 🧵
(1/11)
Andrea Franc ist Historikerin, die mehrmals Aufträge für »economiesuisse« durchgeführt hat. Der Wirtschaftsverband hat ihr die Publikation einer Monografie mit Übersetzung ermöglicht.
dg.philhist.unibas.ch/de/personen/an…
(2/11)
»economiesuisse« fordert seit über 10 Jahren, die Schweizer Hochschulen sollten sich stärker am Arbeitsmarkt ausrichten und dazu z.B. Studiengebühren erhöhen (indem sie z.B. lohnabhängig oder rückzahlbar gestaltet werden).
Read 13 tweets
May 20, 2022
Keynote #wildcampenbw von @JaninaBeigel und Lena Kleber von der #deeperlearninginitiative – werde hier etwas mitschreiben. ⬇️
Ausgangspunkt:
Routinearbeiten nehmen an Bedeutung ab, Aufgaben rund um Vernetzung und Analyse werden wichtiger.
Phasenmodell
(1) Design durch Lehrkräfte
(2) Instruktion und Aneignung
(3) Ko-Konstruktion & -Kreation
(4) Authentische Leistung

(@lisarosa »authentische Leistung« ist hier der Alternativbegriff zu »Lernprodukt«)
Read 5 tweets
Feb 1, 2022
Heute war Notenabgabe.
Ich habe eine neue Praxis, die ich kurz vorstellen möchte – und drei Probleme, die ich nicht lösen kann. #notenade 🧵
Ich spreche mit allen Schüler*innen (oder schreibe) ihnen. Dabei gebe ich ihnen eine wertschätzende Rückmeldung zu ihren Leistungen im letzten Semester, erwähnte, woran ich mich besonders erinnere, was mich gefreut hat etc.
Ich teile ihnen dabei auch ihre Semesternote mit, die ich aber nicht rechnerisch begründe, sondern versuche, gesamthaft plausibel zu machen. (Das gelingt mir nicht immer, zumal die Schüler*innen sich untereinander vergleichen und Noten »brauchen«.)
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