Thread by @einwortmehr

Guten Morgen!
#IchBinArmutsbetroffen

So, da bin ich also.

Ich hab mich dazu durchgerungen, erstmal ein paar Worte über mich und mein Leben zu verlieren.

Ich, alleinerziehende Mutter eines Teenagers

Das war nicht so geplant. Ist aber nun mal so. Achso ja, ich bin 46 ;)

Ich bin aufgewachsen zwischen einer alkoholkranken Mutter und einem ziemlich konservativen Vater. Das hieß, Verachtung und harte Hand. ➡️

Im Suff war ich die gute Tochter, sonst wurde ich ignoriert. Ich durfte alles.

Auf der anderen Seite durfte ich mich nicht schminken, meine Haare nicht schneiden, keine Bravo lesen (Pornographie). ➡️

Mit 7 wurde ich missbraucht, das wurde auf Teufel komm raus totgeschwiegen.

Mein Eltern haben immer irgendwie gearbeitet.

Schule : Abitur, aber danach eben Flaute.

Mein Vater war gestorben, meiner Mutter war es egal. ➡️

Eigene Wohnung, musste irgendwie finanziert werden, in verschiedenen Jobs gearbeitet, meistens im Call Center.

Mein Wunschberuf? Journalismus hätte ich gerne studiert.

Naja, ich hab ja nicht mal eine Ausbildung gefunden 🤷‍♀️ ➡️

Ständig umgezogen Job technisch, ich war auch nicht wirklich sesshaft, hab 2 Jahre auf Messen gearbeitet, dann wieder in die Heimat, Call Center.

Mit 32 habe ich als alleinerziehende eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht. ➡️

Mit 42 einen Herzinfarkt, 3 Monate auf Reha (nach der Herzreha in die Psychoreha, weil ich immer verleugnet habe, ging ja anderen schlechter), 3 Monate den Lütten nicht gesehen.
Danach direkt wieder ins Arbeitsleben. Call Center. Dann irgendwann Burnout und Tagesklinik.

Sollte übrigens jeder mal machen ;)

Naja, im gelernten Job nie eine Anstellung gefunden.

Dann ging es nicht mehr, da der Lütte mich brauchte. Prioritäten setzen,wichtig,auch wenn es Armut bedeutet.

Ich hatte zum Glück eine sehr nette und verständnisvolle Sachbearbeiterin ➡️

Sie schlug mir vor die Fortbildung zu machen.

Dies tat ich in erster Linie um etwas zu tun zu haben. Ich wollte nie mit alten Menschen und Kindern arbeiten. Haha, jetzt hab ich Beides bei den Dementen.

Ich dachte ja, wenn ich arbeite ➡️

Läuft es finanziell besser. Was für ein Trugschluss.

Mein Vertrag läuft auf 100 Stunden. Eingeplant sind aber Überstunden. Jeden Tag. Das heißt, ich komm auf 120-140 Stunden. ➡️

Vertrag auf 30 Stunden geht nicht.

Ich verdiene unter 1000 Euro netto. Das hat mit dem Firmenwagen zu tun, den bezahle ich ab. Den brauche ich aber,denn 1.Kann ich mir kein Auto kaufen und 2.Will mich auch keine Versicherung und 3.Sind noch Kfz Steuer offen vom alten Auto. ➡️

Ich bin also bei einem Teilzeitjob 8-11 Stunden am Tag unterwegs, hab einen Teenagerjungen, der seine Mutter braucht, die aber nicht da ist, damit ich ein gutes Vorbild sein kann. Puh, irgendwann wird er mir sagen 'Du warst ja nie da'

😡und andere sagen, du warst faul. ➡️

Und wir gönnen uns auch Nichts. Keinen Urlaub,kein Eis ohne nachzudenken,was ich da am besten einspare,weil ich den Sprit zur Arbeit benötige.Er kriegt das Eis,er kriegt den Schwimmbesuch.Er braucht dringend ein Fahrrad.Das hat ihm sein Vater versprochen ➡️

Vor 6 Jahren. Ich war diejenige dies es immer besorgt hat.
Bisher konnte ich es immer auffangen, dieses Mal geht es einfach nicht.
So, jetzt habt ihr uns genug kennengelernt.

Die Nächsten aus meinem Alltag :)

#IchBinArmutsbetroffen

#armtrotzArbeit

#Armutabschaffen