Thread by @VeroWendland

Ein Thread über die #Ukraine und den Kabarettisten Wilfried #Schmickler, der gerade in den @DLF „Zwischentönen“ interviewt wird. Er betrifft mich und meine Familie im Krieg (Tag 114) persönlich. Daher wird es persönlich.➡️

Gestern fragte mich mein Sohn2, was wohl die emotionalen Treiber des russischen Angriffs auf sein 2. Land, die #Ukraine, seien. Angst? Eros? Gier? Neid? - Ich sagte: „Neid ist ein ungeheuer starker Treiber. Neid und Angst, und Gier.“➡️

Heute schaltete ich die @DLF Zwischentöne an, mit Wilfried Schmickler als Gast. Es ging um den Krieg. Er las zur Einstimmung sein Gedicht „Gier“, und ich dachte: das ist es!, und schickte es meinem Kind: „Wir sprachen gestern darüber.“ Hier ist der Text. ➡️das-blaettchen.de/2011/04/die-gi…

Und dann legte Schmickler über Russland und die #Ukraine los. Er sagte, teils wörtlich, teils sinngemäß, mehrere Dinge:
• „Fühle mich überfordert, dazu Stellung zu nehmen, man sollte im Zweifelsfall besser schweigen“.➡️

Dann schwieg Schmickler aber nicht, sondern sagte:
• „Also Witze über Putin, nackter Oberkörper und Testosteron, das ist mir zu billig.“
• Er habe Unbehagen an dem Schauspieler Zelenskyj, der sich professionell ins rechte Licht setze, um bestimmte Effekte zu erzielen;➡️

• Er habe Unbehagen an der #Ukraine, die Männern im wehrpflichtigen Alter die Ausreise verwehre und das Recht auf Kriegsdienstverweigerung abspreche;
• es sei ja bekannt, dass in der Ukraine farbige Studierende schlechter behandelt worden seien als ukrainische Flüchtlinge. ➡️

Wir fassen zusammen, Kabarettist #Schmickler im @DLF:
• keine „Zwischentöne“, keine Worte zu Russlands völkischem Landnahmeprojekt, auf das Ihr Gedicht „Gier“ so zutrifft wie nur irgendwas. Keine Nachfrage des Moderators. Aber Aufruf, keine billigen Putinwitze zu machen.➡️

Stattdessen, im rheinischen Singsang von dem Mann aus Leverkusen-Hitdorf vorgetragen, Kritik an den Verteidigern, die ums Überleben kämpfen und, ja, tatsächlich jeden Mann brauchen. Und auch jede Frau übrigens, die verfügbar ist. Die allermeisten bleiben freiwillig auf Posten. ➡️

Herr Schmickler („Ich konnte gut reden“) ist also schlechthin nicht willens und in der Lage, sein eigenes Gedicht - eins der wenigen, auf die er nachhaltig stolz sei, wie er sagt - auf die schlimme Realität anzuwenden. ➡️

Wir, Schmickler und ich, teilen die Heimat - wie oft bin ich, aufgewachsen im Kölner Norden, auch als ich längst woanders wohnte, mit meinen halb-ukrainischen Kindern auf der Fähre Langel-Hitdorf über den Rhein gefahren. ➡️

Wie war ich von seinem „Gier“-Gedicht in der einen Minute berührt und von seinen Ukraine-Äußerungen in der nächsten absolut abgestoßen. Herr Schmickler ist mental nie weiter östlich gekommen als bis Hitdorf. „Und jetzt ist das alles nur noch Trümmer“: auch ein Schmickler-Zitat.

@threadreaderapp please unroll