Ein paar zerstreute Anmerkungen zur #Evaluierung des Sachverständigenrats. Vorweg: Er ist nicht lesenswert und langweilt größtenteils (Ausnahme vermutlich das juristische Kapitel 7). Ständig wird behauptet, man könne nichts sagen wegen fehlender Daten oder Kapazitäten. 🧵 1/
Es ist daher keineswegs der Fall, dass viele Maßnahmen als wirkungslos bezeichnet würden - das ist schlicht eine Falschbehauptung. Aber es findet sich weniger Fragwürdiges, als zu befürchten war. 2/
Problematisch sind viele der für das Maßnahmen-Kapitel hinzugezogenen Expert:innen, die als Verharmloser:innen bekannt sind. Macht sich das am Inhalt bemerkbar? Ja, zum Teil wenigstens. 3/
Die Evaluation behauptet, dass Kinder weniger infektiös seien, sich weniger infizierten und das Virus weniger häufig in die Familien trügen. Ich bin nicht mehr genügend im Thema, um beurteilen zu können, inwieweit das zutrifft. 4/
Doch selbst, wenn das zuträfe, dann wäre der Effekt leider nicht groß genug. Internationale Studien, die vom Sachverständigenausschuss nicht zur Kenntniss genommen werden, zeigen, dass Schulschließungen zu den wirksamsten Maßnahmen gehören. 5/
Der Sachverständigenausschuss behauptet, man könne einzelne Maßnahmen nicht anhand des Pandemiegeschehens beurteilen. Doch es gibt Studien, die genau das tun. Sie mögen begrenzte Aussagekraft haben, aber sollten wenigsten zur Kenntnis genommen werden. 6/
Was wird stattdessen zitiert? CODAG-Berichte und methodisch sehr schlechte deutsche Auftragsstudien. Die CODAG-Berichte sind blogartige Posts von fragwürdiger Qualität und dürften in so einer Publikation gar nicht zitiert werden. 7/
Zu den psychischen Auswirkungen der Maßnahmen auf Kinder wird zwar erwähnt, dass eine Kausalität durch die Maßnahmen nicht nachweisbar ist, da die Pandemie selber sich auch belastend auswirken könnte. Aber es fehlt der Hinweis auf Daten, die letzteres sogar nahelegen. 8/
Man könnte auch einfach mal erwähnen, dass es seit mehr als einem Jahr keinen Wechselunterricht und seit Monaten keine Maskenpflicht oder Schnelltests mehr gibt und es den Kinder trotzdem nicht besser geht. 9/
Zu Masken werden leider eine Quelle falsch zitiert und irreführende Informationen verbreitet. Generell ist mir nicht verständlich, warum die vorliegenden Daten nicht die Wirksamkeit von Masken und Maskenpflicht belegen sollten. 10/
Die Umsetzung wäre ohne die ständigen Querschüsse
von Experten, die behaupten, Laien wären zu doof, eine FFP2-Maske richtig zu tragen (anstatt Hinweise zum richtigen Gebrauch zu geben), sicher erheblich besser. 11/
Und was soll das hier? Die Wirkung von Masken ist bei niedriger Inzidenz doch nicht "minimal" - sie verhindern vielmehr ein Steigen der Inzidenz. Haben die Autor:innen etwa die Dynamik exponenziellen Wachstums nicht verinnerlicht? 12/
Auch diese Behauptung ist hanebüchen. Solche Statistiken sind unbrauchbar, da Infektionen durch Zusammenkünfte mit unbekannten Menschen (z.B. im Einzelhandel oder Verkehr) in der Regel nicht nachweisbar sind. Die Autoren bestehen doch sonst so auf die Qualität der Daten... 13/
Überhaupt nicht evaluiert wird die Unterlassung von Maßnahmen. Wie viele Menschen könnten noch am Leben sein, wenn die Politik entschiedener für Maßnahmen gesorgt hätte? Kein Thema hier. 14/
Im Kapitel zu Risikokommunikation wird behauptet, man müsse eine Balance zwischen Alarmierung und Beruhigung finden. Das halte ich für falsch: Balance an sich hat keinen Wert. Vielmehr muss man alarmieren, wenn es Alarmierendes gibt, und beruhigen, wenn es Beruhigendes gibt. 15/
Und es reicht nicht zu sagen, dass staatliche Akteure zu Falschinformationen Stellung beziehen müssten. Sie dürfen vor allem nicht selber Falschinformationen verbreiten, wie oft geschehen. 16/
Ich möchte noch diesen Thread zur fragwürdigen Zitationspraxis des Evaluierungsberichts empfehlen.
Hier der Link zum #Evaluierungsbericht des #Sachverständigenrat. Brisant: Am Bericht haben gleich fünf Mitglieder aus Klaus Stöhrs covid-strategie.de mitgearbeitet. Dazu Verharmloser wie Matthias Schrappe, Kai Schulze und Thomas Wieland. Wurde der Ausschuss unterwandert?
Es ist einfach so: Wer Kinder in der Schule hat, ist ausgeliefert. Infektionsschutz wird von der Politik systematisch verweigert. Selbstbestimmung über den eigenen Körper? Fehlanzeige. 1/
Mit zunehmender Dauer der Pandemie steigt der Preis für privat betriebenen Infektionsschutz weiter an. Zugleich sind die Risiken für Kinder, die dreimal geimpft sind, erheblich niedriger. Unter diesen Umständen kann ich es nachvollziehen, Kinder in die Schule zu lassen. 2/
Ich bin nach wie vor dafür, Maske in der Schule zu tragen. Infektionsschutz ist kein Ganz oder gar nicht. Aber manchmal ist der Preis für Privatmaßnahmen zu hoch. Selbst bei Risikofaktoren. 3/
#Verstöhrend: Der von der CDU für den Sachverständigenrat nachnomminierte Klaus #Stöhr spricht sich auf rechtem Schwurbelsender dafür aus, Pandemietote einfach hinzunehmen. Die vorgeschobene Begründung: Der Staat könne nicht mehr tun und wir würden das Virus eh alle kriegen. 1/
Doch das sind falsche Informationen. Nach wie vor wirken Maßnahmen wie Masken, Luftfilter oder Kontaktreduzierung. Wir können die Toten verhindern - wenn uns daran liegt. 2/
Es ist auch falsch, dass wir das Virus sowieso irgendwann kriegen werden. Derzeit werden eine Vielzahl neuer Impfstoffe und -strategien entwickelt, die das Potenzial haben, die Pandemie zu beenden. Wer bis dahin durchhält, wird belohnt. 3/
Problematische Personalie für ein an sich unbedeutendes Gremium. Stöhr ist so ziemlich der letzte "Experte", der für dieses Gremium geeignet ist. Das zeigt, dass die CDU auf Verharmlosung und #AlternativeExperten setzt. 🧵
Es ist in Berlin lächerlich einfach, eine vierte Impfung außerhalb der Stiko-Empfehlung zu kriegen. Die öffentlichen Impfzentren stellen sich da zwar quer, doch die privaten eher nicht. In einem von denen habe ich heute meine vierte Impfung erhalten. #ImpfenSchuetzt 1/
Vielleicht impfen die auch außerhalb der Stiko-Empfehlung. 2/
Leider ist es so, dass das Antikörper-Level recht schnell wieder auf das Niveau vor der vierten Impfung zurückfällt. Doch lässt der stabile Schutz vor schweren Verläufen bei der dritten Impfung hoffen, dass der nochmals bessere Schutz der vierten anhält. 4/