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Jul 11 17 tweets 6 min read
Wie funktioniert moderner #Lobbyismus in der Wissenschaft. EIN THREAD zum Fall #haucap #uberfiles #faz #UniDüsseldorf
Die #UberFiles zeigen, wie Uber-Lobbyisten bereits früh den Ökonomen Justus Haucap ins Visier genommen haben. Haucap ist Ex-Chef der Monopolkommission, gilt als Verfechter von Deregulierung und starkem Wettbewerb. Er schreibt häufiger für die #INSM. Und er ist gut vernetzt.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen schickt Haucap auf Nachfrage das Angebot zu einer Auftragsstudie. Das wirkt ziemlich konkret. („The consequences of the analysis – a reform of regulation – are then discussed in Section 6.”)
Die Studie soll 44.000 Euro kosten. Den Unterlagen zufolge macht Haucap ein weiteres Angebot: „We also offer the basic necessity of reforming market regulation in taxi competitions and to present positive consumer effects in a newspaper article”. Kosten: 4.000 Euro.
Welche Zeitung Haucap damit offenbar meinte, schreibt ein Uber-Lobbyist in einer anderen Mail: „Hau=ap has indicated that the Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) will give h=m available space for this.“
Tatsächlich erscheint am 6.12.2014 der Artikel „Die Taxipreise freigeben“ in der FAZ.
Mails legen den Verdacht nahe, dass der Artikel dabei vor Veröffentlichung von #Uber redigiert wurde. Die FAZ erklärte, man kenne den Vorgang nicht.
Interessant an dem Vorgang: Haucap sitzt im Kuratorium der FAZIT-Stiftung. Die soll eigentlich die redaktionelle Unabhängigkeit der FAZ schützen. Und ein Mitherausgeber der FAZ, G. Braunberger, sitzt umgekehrt im Beirat des von Haucap gegründeten DICE Instituts. Gut vernetzt eben
Die FAZ sagt: man kenne den Vorgang nicht und stehe für Unabhängigkeit. Von Haucaps Mitarbeitern heißt es: man könne den Vorgang nicht mehr rekonstruieren. Aber: sicher würde man keine Veränderungen vornehmen, die nicht der eigenen wiss. Auffassung entsprächen.
Neben dem FAZ-Artikel kaufte Uber auch eine 2015 von Haucap et al. veröffentlichte Studie. Die Mails legen den Verdacht nahe, dass Uber diese redigiert & verändert hat. Haucap: die Arbeit sei „letztlich ergebnisoffen“ erstellt worden & halte alle wiss. Standards ein.
Die Studienergebnisse präsentierte Haucap anschließend 2015 auch vor Bundestagsabgeordneten und im Rahmen einer Veranstaltung des DIW. Die Studie ist als Auftragsstudie von Uber gekennzeichnet.
Haucap verfasst häufiger Auftragsstudien. Dafür nutzt er die DICE Consult GmbH. Diese hört sich so ähnlich an, wie das Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE) (das von Haucap gegründet wurde und zu dem es pers. Verflechtungen gibt)…
Laut Uni Hannover haben beide nichts miteinander zu tun: „Die DICE Consult GmbH ist weder ein Institut, noch ein An-Institut der Universität Düsseldorf. Sie wird eigenständig und privatwirtschaftlich organisiert & steht in keiner vertraglichen Beziehung zur Universität.“ @HHU_de
Auch das DIW Berlin hat eine solche kommerzielle Tochter, die DIW Consult GmbH. Auch sie war an der Erstellung der Studie beteiligt. Auch von ihr heißt es: man habe sich an alle wissenschaftlichen Standards gehalten.
Für mich stellen sich Fragen: Neben denjenigen zu einzelnen Akteuren, frage ich mich, weshalb wir GmbHs brauchen, die im Namen an wiss. Einrichtungen erinnern.
Würde mich freuen, wenn wir über #Wissenschaftsfreiheit vs. #Lobbyismus diskutieren können.
-ENDE –
Sehr spannend und erhellend, diese Arbeit von @AnnikaJoeres und Kollegin kannte ich bisher nicht:
@HHU_de Völlig richtig, das Uni Hannover ist falsch. es soll Uni Düsseldorf heißen!! Sorry @UniHannover Und: danke für die Hinweise!
Wer weitere Details zum Fall Haucap erfahren möchte: 👇

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