Während meines Aufenthalts beim Antifaschistischen Jugendkongress @AJugendkongress endlich dazu gekommen, das Denkmal für die Toten des "Chemnitzer Blutbads" bzw. der Chemnitzer Augustkämpfe des Jahres 1919 direkt am #Hauptbahnhof zu fotografieren.
Ab Juli 1919 hatte es in der Stadt Proteste gegen Lebensmittelnot gegeben, ab Anfang August wurden diese aus bürgerlicher Richtung teilweise antisemitisch gegen jüdische Geschäfte aufgeladen.
Die sozialistische Presse verurteilte das scharf, Räte und Arbeiterparteien versuchten mit der Stadtverwaltung zu verhandeln und die Ergebnisse bei einer öffentlichen Versammlung am 8. August auf dem heutigen #Theaterplatz zu berichten.
Regierung und Garnison untersagten diese Versammlung durch Verschärfung des Belagerungszustands ausdrücklich, die zusammengezogene #Reichswehr griff sie mit Schusswaffen an. Die Demonstrierenden strömten daraufhin zum Hauptbahnhof und konnten die Soldaten teilweise entwaffnen.
Die folgenden stundenlangen Kämpfe forderten 36 Tote, davon 22 Soldaten und 14 Zivilisten, mehr als 100 wurden verletzt.
Die Reichswehr musste abziehen, konnte aber durch spätere Besetzung der Stadt die Lage wieder unter ihre Kontrolle bringen. Aus Sicht der Regierungs-SPD war hier ein "kommunistisch provozierter" Aufstand niedergeschlagen worden.
Ausschnitte aus der damaligen Berichterstattung der "Chemnitzer Volkszeitung" der USPD, entnommen aus "Das Chemnitzer Blutbad" von Arno Bruchardt (Leipzig 1919), komplett hier: leo-bw.de/web/guest/deta…
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Das Leipziger Stadtmagazin @kreuzer_leipzig geht auf mehreren Seiten der Frage nach, wie #Sachsen wurde, was es ist – es wird viel zutreffendes Übles aus der Zeit- aber auch Vorgeschichte zusammengetragen und das Geschichtsbild selbst problematisiert, ...
... aber mit keinem Wort werden die Revolution vor hundert Jahren und die Entstehung der sozialistischen Arbeit*rbewegung erwähnt, die beide mit ihre wichtigsten Schwerpunkte in Sachsen hatten.
Die Gründung des Freistaats selbst war ein revolutionärer, sozialistisch-demokratischer Akt (classless.org/2020/10/16/rev…), noch 1923 wurde eine linke und aktiv antifaschistische Koalition aus SPD und KPD zur Landesregierung gewählt, die durch Einmarsch der Reichswehr abgesetzt wurde
Am 7. April 1920 ist der Einmarsch der Regierungstruppen ins #Ruhrgebiet weitgehend abgeschlossen, einer der größten Massenmorde in Deutschland vor dem #Nationalsozialismus, ein Meilenstein auf dem Weg dahin.
Die Schilderung der Gräueltaten, die Reichswehr und Polizei während der Rückeroberung des Gebiets zwischen Lippe und Ruhr über Tage hinweg begehen, ist hart zu lesen. Sie sollen aber nicht vergessen sein.
Nach der Eroberung von #Dinslaken ziehen Reichswehr und Polizei unter Kabisch im weiteren Verlauf des 2. April weiter nach Walsum, Hamborn und Sterkrade (heutiges Stadtgebiet von #Duisburg und #Oberhausen), es kommt zu Rückzugsgefechten der Rotgardisten, die hohe Verluste haben.
Nach wem die Karl-Liebknecht-Straße, die Kurt-Eisner-Straße und die Käthe-Kollwitz-Straße benannt sind, dürfte den meisten in #Leipzig hoffentlich klar sein.
Aber die Straßen der Stadt stecken voller weiterer, heute oft leider weniger bekannter Namen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung, der Sozialdemokratie, der Revolution & des Widerstands gegen den NS - viele davon direkt mit der Stadt verbunden (fast alle allerdings Männer).
Hinzu kommen die Orte der Revolution selbst: das "Volkshaus" als deren de-facto Hauptquartier, die "Leipziger Volkszeitung" (#LVZ) als das Organ der Revolutionspartei USPD, die Soldatenquartiere in #Connewitz ("Goldene Krone" und "Eiskeller", heute das Conne Island).