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Jul 20, 2022 25 tweets 11 min read Read on X
Update #Ukraine
Im Überblick:
- Moskau ordnet Offensive an allen Frontabschnitten an;
- ukr. Truppen wollen russ. Einheiten westlich vom Dnjepr abschneiden;
- ukr. Minister stellt seine Aussage über Millionenarmee klar;
- russ.-türk.-iran. Gipfel in Teheran.
Thread 👇
(1/25)
Das russische Verteidigungsministerium hat die Ausweitung der Offensive auf allen Frontabschnitten angekündigt. Die „operative Pause“ sei vorbei. Im besonderen Fokus soll offiziell die Ausschaltung der ukrainischen Artillerie stehen, die Donezk unter Beschuss nimmt.
(2/25)
Bemerkenswert war, dass nahezu zeitgleich zu der Ankündigung aus Moskau die „militär-zivile Administration“ von #Zaporizhzhia (also die Verwaltung vom russisch eingenommenen Teil) erklärte, dass „Anfang Herbst“ ein „Referendum über den Beitritt zu Russland“ stattfinden solle
(3/)
Das weckte die Vermutung, dass die in Moskau angekündigte Offensive vor allem auf #Zaporizhia zielen soll, um die gesamte Provinz bis September einzunehmen.
Bereits vor Wochen wurde hierzu gesagt, dass ein Referendum erst komme, wenn die gesamte Provinz unter Kontrolle stehe.
4/
Trotz all dieser Ankündigungen bleibt die Frontlinie aber weiterhin eher statisch.
Die Rede ist von „schweren Positionsgefechten“ ohne tiefe Vorstöße.
Die wichtigste ukr. Verteidigungslinie ist derzeit Bakhmut-Soledar-Sewersk mit einem scharfen Bogen bis nach Slavyansk.
(5/25)
Sewersk bildet also eine Art Verteidigungskeil.
Dementsprechend heftig sind die Kämpfe um die Ortschaft.
Am Montag meldete Luhansk, dass Sewersk unter Kontrolle genommen wurde, allerdings widersprachen auch russ. Kriegsreporter sofort und zum Teil in scharfen Worten…
(6/25)
Tatarsky spottete bsp., dass einige Leute in Luhansk „anscheinend in die Zukunft sehen können“.
Koz schrieb, es sei „verfrüht“ über die Einnahme der Stadt zu sprechen.
Hartschenko stichelte, die Lage bei Sewersk sei „nicht so regenbogenfarben, wie es sich manche wünschen“.
(7/25)
Alle Kriegsreporter stimmten darin überein, dass heftige Kämpfe derzeit in den Walmassiven rund um Sewersk stattfinden.
Jedes Wäldchen sei von ukrainischen Schützengräben durchzogen, jedes Feld von Minenfeldern und Panzerabwehrstellungen.
Schnell Vorstöße seien kaum möglich.
(8/)
Dass die Stadt so erbittert verteidigt wird, wird hauptsächlich mit zwei Gründen verbunden:
a) Sewersk soll so viel Zeit wie möglich rausholen, um die eigentliche Hauptverteidigungslinie der ukrainischen Truppen auf der Linie Slavyansk-Kramatorsk-Bakhmut vorzubereiten…
(9/25)
b) am Mittwoch soll in der Air Base Ramstein in Deutschland die nächste Sitzung der „Waffengeber“ stattfinden, wo über weitere westliche Waffenlieferungen gesprochen werde.
Der Fall von Sewersk dürfe den Gipfel auf keinen Fall überschatten, um die Lieferungen nicht zu gefährden.
An der „Südfront“ zeichnen sich unterdessen weitere ukr. Vorbereitungen für eine großangelegte Offensive auf #Cherson ab.
Zuvor haben verschiedene Militärexperten vermutet, dass Kiew noch vor dem Wintereinbruch eine Entscheidung im #Ukrainekrieg wird herbeiführen wollen.
(11/25)
Kiew fürchtet, dass der Winter den Russen in die Hände spielen könnte, weil sie über die Wintermonate ihre Kontrolle über die eingenommenen Provinzen konsolidieren würden.
Auch die wirtschaftliche Lage könnte sich in UKR im Winter verschärfen👇
(12/25)
Mittlerweile lassen sich zwei Hauptkomponenten identifizieren, wie ukr. Truppen ihre „Herbstoffensive“ vorbereiten.
Erstens, sind es schwere Angriffe auf russische Depots, die auch in den letzten Tagen weitergingen, wenn auch mit einer etwas geringeren Intensität.
(13/25)
Zweitens, versuchen ukr. Truppen derzeit das russische Kontingent westlich des Dnjepr de facto abzuschneiden.
Die gesamte Versorgung läuft dort nämlich über zwei (2) Brücken statt – die strategisch wichtige Antonivka Brücke bei Cherson und das Kahovka-Wasserkraftwerk.
(14/25)
Beides wurde in den letzten Tagen von ukr.Truppen bombardiert – vermutlich mit Hilfe der amerikanischen HIMARS-Systeme.
Am Montag bombardierten ukr.Truppen erst das Schleusentor von Kahovka. Am Dienstag und Mittwoch wurden Raketenangriffe auf die Antonivka-Brücke ausgeführt
(15/)
Das Schleusentor bei Kahovka steht noch, aber die Antonivka-Brücke soll mittlerweile nur schwer befahrbar sein.
Laut der Militärverwaltung wird die Brücke bei weiteren systematischen Angriffen vermutlich komplett zusammenbrechen.
Hier ein Screen. Videos auf Telegram.
(16/25)
Zwar werden russische Truppen auf dem Westufer des Dnjepr auch danach sicherlich nicht einfach hinschmeißen und abziehen, aber die gesamte Logistik wäre erheblich beeinträchtigt.
Russ. Truppen könnten dann nur noch über sogenannte Pontonbrücken versorgt werden.
(17/25)
Für eine potentielle ukr. Gegenoffensive in dem Gebiet wäre das von großem Wert.
Zugleich wird auch in der #Ukraie selbst diskutiert, ob die Personalstärke für eine großangelegte Offensive im Süden überhaupt reicht.
Zumal russ. Einheiten auch Verteidigungslinien ausgebaut haben.
Für Jubel sorgten in der Ukraine in diesem Sinne die Ankündigungen des Verteidigungsministers Reznikov vor einigen Tagen, dass Kiew eine Millionenarmee zusammenstelle, um den Süden zurückzuerobern.
Auch deutsche Medien gaben diese Info.
Hier mehr👇
(19/25)
Einige Tage später sah sich Reznikov gezwungen, sein eigenes Statement klarzustellen. In einem Interview gegenüber BBC Russia erklärte er, dass es sich um ein „Missverständnis“ handelte.
Ukraine werde keine neue Millionenarmee zusammenstellen, sondern habe bereits eine Million.
„Ich formuliere es jetzt (genauer): wir haben heute im Bereich der Verteidigung eine Million Menschen "unter Waffen". Ich meine Armee, Nationalgarde, Territorialmilizen etc.
Das ist die Million, die ich meinte. Nicht dass wir noch eine Million zusammenstellen", so Reznikov.
(21/)
In Teheran fanden unterdessen trilaterale Verhandlungen zwischen Russland, Türkei und dem Iran statt.
Formell ging es dabei "nur" um die Nachkriegsordnung für Syrien, eine potentielle türkische "Militäroperation" dort sowie allgemein die Abstimmung der Politik in Nahost.
(22/25)
Im Hintergrund schwebte aber natürlich permanent der #Ukrainekrieg mit.
Insbesondere ging es dabei um die Frage, ob der #Iran tatsächlich "Hunderte" Angriffsdrohnen an Russland liefern werde, wie US-Quellen kurz zuvor mitteilten.
(23/25)
Laut der NYT geht es potentiell um die Lieferung von 300 iranischen Angriffsdrohnen.
Nach Angaben der CNN waren russische Vertreter bereits zwei Mal innerhalb des letzten Monats im #Iran , um verschiedene Modelle der Drohnen zu begutachten.
(24/25)
edition.cnn.com/2022/07/15/pol…
Obwohl bei dem Gipfel nichts offiziell gesagt wurde, gehen auch russ. Quellen mittlerweile davon aus, dass die UAVs geliefert werden.
Russ. Kriegsreporter begrüßten den Deal und erklärten, dass die breite Palette der iran. Drohnen die Offensive erheblich ankurbeln könnte.
(25/25)

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Jul 29
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Lage bei Pokrowsk: russ. Spitzen rücken ins Stadtgebiet ein;
- weites russ. Vorrücken an der Pokrowsk-Torezk-Achse;
- ukr. Gegenoffensive bei Sumy;
- Selenskis Vorgehen gegen Anti-Korruptionsbehörden sorgt für Entsetzen.
Thread 👇
(1/25) Image
Der Ukrainekrieg tobt unvermindert weiter.
Die schwerste Lage für Kiew herrscht im Donbass.
Nach dem Fall von Schevtschenko vor einigen Wochen rücken russ. Truppen auf großer Breite bis hoch zum Vovtscha-Fluss westwärts vor.
Halbes Dutzend Ortschaften ist seitdem gefallen.
(2/25) Image
Zur Erinnerung:
Der Fall von Schevtschenko sorgte vA in Übersee für kritische Kommentare und bissige Artikel, weil damit eine der größten Lithiumvorkommen Europas an die Russen fällt: Lithiumvorkommen, die eigentlich Teil des UKR-US-Ressourcendeals waren👇
Read 25 tweets
Jul 21
Update #Syrien
Im Überblick:
- neue Eskalationsspirale: schwere Kämpfe brechen zwischen mehreren Fraktionen im Süden des Landes aus;
- Israel fliegt massive Angriffe gegen die HTS-Regierung in Damaskus;
- der Syrien-Knoten: was den Konflikt so kompliziert macht.
Thread👇
(1/25) Image
Nach dem Machtumbruch Ende 2024 kommt Syrien erwarteter Weise nicht zur Ruhe.
In der südsyrischen Provinz Suwaida sind heftige Kämpfe zwischen Drusen, Beduinen und paramilitärischen Einheiten der neuen, vom Westen unterstützten Zentralregierung ausgebrochen.
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Der Gewaltausbruch fand seinen Erstauslöser in einem Alltagskonflikt zwischen den in Suwaida heimischen Drusen und Beduinen, die eher weiter östlich in der syr.Wüste beheimatet sind.
Ein Konflikt, der sich zugleich schnell auf der interethnischen Ebene ausbreitete...
(3/25) Image
Read 25 tweets
Jul 13
Update #Drohnen
Im Überblick:
- Glasfaserdrohnen übernehmen neue Nischen auf dem Schlachtfeld und werden zur Plage für die Umwelt;
- was "Zhdun"-Drohnen sind und warum es jetzt FPV-Patrouillen gibt;
- kuriose Evolution von Defensivmitteln gegen Drohnen.
Thread 👇
(1/26) Image
Die Evolution von Drohnen in der Kriegsführung schreitet weiter voran.
Neue Methoden werden auf dem Schlachtfeld permanent ausgetestet. Manches etabliert sich, manches verfällt.
Eine der Technologien, die sich NICHT etablierte, waren bsp Feuerwerferdrohnen
Voll eingeschlagen haben dagegen Glasfaserdrohnen, die eine Reihe von Vorteilen gegenüber Funkdrohnen haben:
- Unempfindlich gegen Eloka- und Jammer-Systeme;
- Perfekte Bildübertragung an den "operator";
- Fähigkeit knapp über dem Boden zu agieren;
etc.
3/
Read 26 tweets
Jul 4
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Truppen rücken ins Dnipro-Gebiet ein;
- Schevtschenko kurz vor dem Fall: US-Medien beklagen Verlust sensibler Rohstoffe;
- Spekulationen über neue ukr.Drohnenoperationen: rus. Portale befürchten Angriffe auf Atom-U-Boot-Basen
Thread👇
(1/25) Image
Im Schatten der jüngsten Eskalation zwischen Israel und Iran tobt der #Ukrainekrieg entlang der gesamten Front weiter.
Die für Kiew stabilste Lage herrscht in Zaporizhya, wo aufgrund der Steppenlandschaft und der Drohnendichte über dem Schlachtfeld ein Vorrücken kaum möglich ist. Image
Deutlich schwieriger bleibt die Lage östlich an der Schwelle zwischen Zaporizhya und Donbass.
Bei Velika Novosilka wird weiteres russ. Vorrücken nordwärts gemeldet.
Zuletzt wurde Komar und eine Reihe weiterer Ortschaften aufgegeben.
Schevtschenko steht kurz vor dem Fall.
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Read 25 tweets
Jun 26
Update #Israel #Iran
Im Überblick:
- "12-Tage-Krieg" beendet: gegenseitige Angriffe hinterlassen Verwüstung;
- Angriffe und Absprachen: bizarrer "kontrollierter" Schlagabtausch zwischen USA und Iran;
- Aussichten: Jeder reklamiert den Sieg, doch die Zukunft ist unklar
Thread👇
1/ Image
Die Eskalation zwischen Israel und Iran, die nun auch als "12-Tage-Krieg" bezeichnet wird, scheint beendet zu sein.
Zu Erinnerung:
Mitte Juni begann Israel mit schweren Überraschungsangriffen auf Iran, Teheran antwortete mit massiven Gegenangriffen 👇
2/26
In den rund 10 Tagen danach ging der Remote-Krieg, bei dem die Kriegsparteien 1000 km voneinander entfernt liegen und mehrere Pufferstaaten dazwischen haben, unverändert weiter.
Israel setzte seine Luftkampagne quer durch den West-Iran fort und bombte auch mitten in Teheran.
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Read 26 tweets
Jun 15
Update #Israel #Iran
Im Überblick:
- Israel attackiert Iran in einer mehrstufigen Luftoperation, iran. Armeeführung zeitweise lahmgelegt;
- schwere iran. Gegenangriffe: zahlreiche ballist. Raketen schlagen in ISR ein;
- was folgt: langer Krieg oder baldiger Deal?
Thread👇
(1/25) Image
In der Nacht zum Freitag, den 13. begann Israel seine bislang größte und schwerste Angriffskampagne gegen den Iran.
In einem Überraschungsangriff schlugen Dutzende isr. Raketen mitten in Teheran ein und zielten auf Befehlshaber der iran. Streitkräfte, Atomwissenschaftler etc
(2/) Image
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Um den Flugabwehrschirm lahmzulegen, ging dem eine Serie von Drohnenangriffen auf Stellungen der iran. Flugabwehr zuvor.
Hierfür hatte der isr. Geheimdienst Dutzende bis Hunderte Kleindrohnen in unscheinbaren Containern nach Iran gebracht und aktivierte diese zur Stunde X.
(3/25)

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