Derzeit kursieren zwei Studien und einige Artikel, wonach die #Vermögensungleichheit in D gar nicht so extrem & problematisch sei. Ist sie sehr wohl: #Überreichtum verletzt Gerechtigkeitsprinzipien und gefährdet die Demokratie. Ein🧵 spiegel.de/wirtschaft/ver…
1. Wieso wird aktuell ein Paper von Albers, Bartels & Schularick zitiert, das 2020 erschien? Etwa zeitgleich zeigte ein anderes Paper, das sich mit der Schließung der Datenlücken der Reichsten befasste: Die Vermögensungleichheit in D ist sehr viel extremer als bislang angenommen.
Während Albers, Bartels & Schularick den Fokus auf die Entwicklung von Vermögen seit 1895 lagen, lag das Paper von Schröder, Bartels, König & Grabka den Fokus auf die aktuelle Vermögensungleichheit. Ergebnis: Das reichste 1% in D besitzt nicht „nur“ 21,6%, sondern 35,3%.
Quelle 1 - The Distribution of Wealth in Germany 1895-2018: diw.de/de/diw_01.c.81…
Quelle 2 - Millionaires under the Microscope: Data Gap on Top Wealth Holders Closed; Wealth Concentration Higher than Presumed: diw.de/documents/publ…
2. Die Ergebnisse der Bundesbank-Studie sehe ich wegen der Diff. kritisch. Schröder et al(Quelle2) aber auch die Böckler-Stiftung kommen zu anderen Ergebnissen. Was die Lücke erklären könnte: Vermögensrenditen der Reichsten sind sehr viel höher als die der restlichen Bevölkerung.
So differenziert bspw. die OECD (2021): Sie nimmt bei Kalkulationen der Vermögensentwicklung an, dass super-high wealthy (über 10 Mio.$) 7% auf ihr Vermögen erzielen, während beim Rest der Bevölkerung mit 4% kalkuliert wird. Das macht einen immensen Unterschied.
3. Grundsätzlich, wie es der Spiegelartikel (s.o.) nahelegt, solle mehr auf die Vermögensbildung der unteren 50% der Fokus gelegt werden. Löblich - aber das allein löst das Problem der #Ungleichheit nicht. Ungleichheit ist per Definition eine Frage von Arm UND Reich.
Es ist problematisch, wenn nicht nur die ärmere Hälfte immer prekärer dasteht (s. @Paritaet 2021), sondern gleichzeitig die Vermögen der Reichsten rasant ansteigen. So auch zuletzt: Laut den neusten Zahlen von Forbes besitzen die zwei reichsten Deutschen jetzt 82 Mrd. €.
Letztes Jahr kamen die zwei reichsten Familien auf „nur“ 71 Mrd.€. So viel Vermögen in der Hand weniger, die innerhalb von Monaten weitere Milliarden machen, während die untere Hälfte der Bevölkerung fast nichts besitzt: das ist sehr wohl ein Problem.
Da Vermögen auf wenige konzentriert ist, „können [sie] durch Spenden an Parteien, durch Androhungen von Standortverlagerungen, Lobbyismus oder eine direkte Einflussnahme auf Medien, politische Prozesse & öffentliche Meinungsbildung zu ihren Gunsten manipulieren“, Schürz 2020:198.
Extreme Ungleichheit ist ein extremes Problem. Und Deutschland hat genau dies.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
80% derer, die #Ungleichheit als Problem sehen, halten es für die Aufgabe von Regierungen, etwas dagegen zu tun - Ergebnis der OECD Studie👇🏼
Was tun? Man müsste dagegen anSTEUERN. Aber das will #Lindner nicht-das wäre gegen die Interessen seiner Klientel*. tagesspiegel.de/politik/oecd-s…
(*Bewusst nicht Wähler*innen.) Das ist auch ein Ergebnis der Studie:
Für stärkere Besteuerung des reicheren Teils der Bevölkerung gibt es generell mehr Unterstützung,…selbst unter den Besserverdienenden – wobei deren Bereitschaft für Umverteilung abnimmt, je mehr sie verdienen.
„Wir sind an einem Wendepunkt, #Ungleichheit kann nicht mehr als etwas Zweitrangiges gesehen werden“ (OECD). Mehr Gleichheit + Wachstum schließen sich nicht nur nicht aus. Im Gegenteil: Mehr Chancen für viele würden der Wirtschaft helfen und den Lebensstandard aller verbessern.