Thread by @Grit_Hartmann

Erschütternd und leider nicht mehr überraschend, der Film von @hajoseppelt & Team. Wie der #DSV bei sexuellem Missbrauch die Täter schützt. Reminder fürs größere Bild: @DOSB setzt bei #SafeSport und Aufarbeitung noch immer auf "vorhandene Strukturen" ... ardmediathek.de/video/Y3JpZDov…

Der Film macht einfach nur zornig, dass @BMI_Bund den Plänen des Sports, beim geplanten "unabhängigen" Zentrum für #SafeSport mitzumischen, keine klare Absage erteilt. Bundesregierung muss von internationalen Erfahrungen lernen: "Unabhängigkeit" darf keine Fassade sein.

Da ich mehrfach darauf hingewiesen worden bin, dass der DOSB doch gar nicht "mitmischen" will beim Zentrum für Safe Sport (in Planung) - doch, schon. Beziehe mich auf dieses Positionspapier: cdn.dosb.de/user_upload/Sa… ...

Dem DOSB zufolge soll das Zentrum Maßnahmen des Sports "ergänzen und unterstützen", "entlasten und stärken". In einem Safe Sport Netzwerk schreibt sich der DOSB eine "zentrale Rolle" zu. ...

Auch wenn das Zentrum "strukturell" unabhängig vom Sport geplant ist, kann das nicht vorrangige Aufgabe sein. Viel eher muss es ermitteln können bei entsprechenden Vorwürfen (was ein Mandat und Personalien voraussetzt) und Verbände und Vereine kontrollieren. International ...

... gibt es Beispiele. In Kanada etwa hat die Sportministerin die Stelle eines in ihrem Ministerium angesiedelten Safe Sport Commissioners geschaffen, die mit einigen Millionen jährlich ausgestattet ist. Hier sind zunächst 150.000 vom Bund geplant ...

Die Machbarkeitsstudie für das BMI schlug ca. 5 Stellen für das Zentrum für Safe Sport vor und eine Anbindung an die Sporthochschule Köln. Kommt es so, wird die Schlagkraft vernachlässigbar sein ...

Das wäre dann vermutlich eine zweite Einrichtung, wie @athleten_de bereits verdienstvoll auf die Beine gestellt hat ...

https://twitter.com/athleten_de/status/1560177686617759745

Australien, auch interessant, geht mit Sport Integrity Australia einen anderen Weg: Die neu geschaffene Bundesbehörde (eine Ermittlertruppe im Wesentlichen) ist für Safe Sport zuständig - und für sämtliche kriminelle Vorgänge (Korruption, Match Fixing) im Sport ...

Der Abstimmungsprozess hierzulande läuft noch. Auch der DOSB beschreibt z.B., dass es einen Code braucht, der das Vorgehen bei Missbrauchs-Vorwürfen regelt und auch Sanktionen (Kanada hat einen guten). Die Sache ist also noch nicht gescheitert ...

Aber eine Einrichtung mit der derzeit geplanten Ausstattung und ohne explizites Mandat für Ermittlungen auch gegen Sportverbände wird scheitern. Denn im Interesse der Verbände liegt es mindestens ebenso, ihren Ruf (und Sponsorengelder) zu schützen wie die Opfer ...

Das ist die Konstante, von USA Gymnastics und Larry Nassar angefangen - sie gilt auch im deutschen Sport. Deshalb muss das Zentrum für Safe Sport Anlaufstelle für Opfer werden - und gut ausgestattete Kontrollinstanz gegenüber dem Sport. Nicht ein Kooperationsprojekt mit ihm.

Halte auch die Debatte, ob der Sport das Zentrum mitfinanzieren muss oder nicht, für fehlgeleitet. Die Haltung des DOSB zeigt sich womöglich an der momentanen Finanzierungsverweigerung (= Reduzierung der Effektivität?) - aber das ist eher nicht der Punkt ...

Wichtiger ist die volle Unabhängigkeit vom Sport und die Schlagkraft gegen strukturell bedingte (interessengeleitete) Vertuschungsstrategie. Da kann der Bund gern noch einmal in den massiv gestiegenen Sporthaushalt sehen und dort eine Million für Safe Sport abknapsen. Außerdem...

Wie oft fragen wir (bei NADA, international bei WADA, CAS), ob Finanzierung durch den Sport Abhängigkeit bedingt. Keine abwegige Frage. DOSB soll für eigene Prävention zahlen, mehr muss gar nicht. Diskutiert werden muss über Ausstattung, Mandat, Anbindung des Safe Sport Zentrums.

Das, bleibt zu hoffen, ist nur die Twitter geschuldete Verkürzung der künftigen Aufgaben des Zentrums für Safe Sport, der Anfang womöglich. Falls nicht, läuft es in die befürchtete Richtung. Wer ermittelt, untersucht, kontrolliert?

https://twitter.com/NancyFaeser/status/1560632963704176640