Die Narrative zu Sparen, Vermögen und Inflation überschlagen und widersprechen sich. Ich will in untersch.🧵 hier versuchen mit Fakten und Zahlen, meist auf Grundlage meiner und unserer Arbeit am @DIW_Berlin, den Diskurs zu den Prioritäten von Entlastungen informieren zu helfen.
60 % der Menschen in 🇩🇪 können in dieser Krise nicht sparen — so neue Berichte. Das zentrale Problem ist aber ein anderes: 40 % der Menschen haben heute fast keine Ersparnisse, also nichts um sich gegen die hohe Inflation abzusichern.
Die Deutschen #sparen viel – mehr als andere Europäer*innen. (Nur in der Schweiz ist die #Sparquote noch höher.) Aber viele Menschen in 🇩🇪 haben nur wenige oder keine Ersparnisse. Warum?
Die Sparquote in Deutschland heute ist nicht niedrig, weder im historischen Vergleich, noch im Vergleich mit anderen Industrieländern. Die Sparquote ist lediglich (noch) ungleicher geworden, da jetzt noch mehr Menschen nicht sparen können.
Die Deutschen #sparen viel – aber die Ungleichheit bei der Sparquote ist mit die höchste in Europa. Die unteren 40 Prozent sparen faktisch nichts. Das reichste Prozent spart 35 %.
(N.B. Einige der Statistiken hier sind älter, Zahlen für 2022 sind leider meist nicht verfügbar.)
Das spiegelt sich auch in den absoluten Sparbeträgen wider. Während das untere Einkommensdrittel nichts spart, sondern sich verschuldet, können die obersten 10 Prozent größere Geldbeträge auf die Seite legen.
Vier Gründe erklären vor allem, wieso in einem so reichen Land wie Deutschland so ungewöhnlich viele Menschen nur wenig oder gar keine Ersparnisse bilden können: #Sparen
Menschen mit geringen Einkommen erfahren individuell eine 3-4 mal höhere Inflation (weil sie einen viel höheren Anteil ihres Einkommens für Dinge ausgeben müssen, die sich besonders stark verteuert haben).
Die #Ungleichheit bei den #Einkommen steigt, v.a. weil Deutschland einen ungewöhnlich großen Niedriglohnbereich hat und sehr viele einkommensschwache Haushalte nur (häufig unfreiwillig) mit wenig Stunden in Teilzeit arbeiten.
Fast kein anderes Industrieland besteuert #Vermögen so gering und #Einkommen aus Arbeit so hoch, wie Deutschland. Daher ist der Aufbau von Ersparnissen durch Arbeit gerade in Deutschland ungewöhnlich schwer.
Viele realisieren nicht, dass Menschen mit geringen Einkommen in Deutschland sehr wohl Steuern zahlen, und zwar recht hohe Steuern, relativ zu ihrem Einkommen. Dies sind vor allem indirekte Steuern. HT @SBachTax
Mehr als die Hälfte aller privaten #Vermögen in Deutschland wird heute ererbt und nicht erarbeitet. Menschen mit geringen Erwerbseinkommen erben auch in den allermeisten Fällen wenig bis nichts.
Fazit: Obwohl kaum ein Land so viel seiner Wirtschaftsleistung spart, gibt es gleichzeitig kaum ein westliches Land, in dem die #Ungleichheit des #Sparen so hoch ist.
Das Hauptproblem ist, dass ungewöhnlich viele Menschen in 🇩🇪 nicht sparen können, weil sie jeden Euro ihres Einkommens für den täglichen Lebensunterhalt benötigen.
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Der #Crash an den Aktienmärkten ist kein Grund zur Panik: er ist klein im Vergleich zum #Boom der vergangenen Jahre. Selbst die Korrektur jetzt bedeutet, dass die meisten noch dicke Gewinne über die letzten Jahre gemacht haben. (Siehe Grafiken)
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Der Crash an den Börsen ist in erster Linie ein Misstrauensvotum über die wirtschaftliche Zukunft. Er hat unmittelbar (!) wenig Einfluss auf die Realwirtschaft, solange er die Finanzstabilität nicht gefährdet und die Finanzierungsbedingungen nicht verschlechtert.
Der Crash an den Aktienmärkten kann sich negativ auf den privaten Konsum auswirken, weil Aktien Vermögenswerte darstellen, die zum Teil für den privaten Konsum genutzt werden.
In kaum einem Industrieland sind die #Bildungschancen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Der Schlüssel für diese #Ungleichheit liegt in der frühkindlichen Bildung — ein Plädoyer für eine Kehrtwende.
Trotz eines größtenteils öffentlichen Bildungs- und Betreuungssystems hängen die Bildungschancen in Deutschland stärker von der sozialen Herkunft – insbesondere der Bildung und dem Einkommen der Eltern – ab als in vielen anderen Ländern.
Deutschland hat ein doppeltes Problem: Zum einen nehmen Kompetenzen ab; zum anderen ist die Ungleichheit im Bildungsniveau groß – so die Pisa-Studien der OECD. Der Schaden auch für Wirtschaft und Gesellschaft ist enorm.
Mein Statement zum US #Handelskonflikt von #Trump: #LiberationDay #TaxDay
Donald Trump hat mit seinen Strafzöllen gegen die Welt einen schweren und möglicherweise fatalen Fehler gemacht. Trump überschätzt sich selbst und die globale Macht der US-Wirtschaft.
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Er kann einen Handelskonflikt gegen die gesamte Welt nicht gewinnen, solange Europa, China, Mexiko und Kanada koordiniert agieren. Dieser Konflikt ist die Chance für die #EU das Heft des Handels zurückzugewinnen und wichtige Fehler zu korrigieren.
Gleichzeitig bedeuten Trumps Handelskonflikt ein endgültiges Ende für die multilaterale #Weltordnung in Bezug auf Wirtschaft und Handel. Trump hat die zentralen Versprechen und Abkommen aufgekündigt, die dem #Welthandel und der Welthandelsorganisation #WTO zugrunde lagen.
Die Bezeichnung vom #Finanzpaket, mit der Änderung des Grundgesetzes, als #Schuldenpaket ist unsinnig und geht am wirklichen Punkt vorbei:
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1. Ohne Schulden gibt es keine (finanziellen) Ersparnisse: der Staat „verbrennt“ mit seiner Kreditaufnahme für Infrastruktur und Verteidigung kein Geld, sondern schafft im gleichen Maße finanzielle Forderungen und Vermögenswerte.
2. Auch die Aussage, künftige Generationen hätten per se finanzielle Nachteile, ist falsch, denn künftige Generationen werden diese Forderungen halten und dafür Zinsen erhalten. (Das Problem ist eher die Verteilung dieser Vermögen/finanz. Forderungen, nicht dass es sie gibt.)
#Das Sondervermögen für Infrastruktur und die Ausnahme der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben wären eine verpasste Chance und Etikettenschwindel –- wenn Union und SPD an ihren Plänen aus der Sondierung festhalten.
64 Milliarden € im Jahr primär an Steuersenkungen für Besserverdiener und höhere Sozialausgaben im Bundeshaushalt wurden von Union und SPD in den Sondierungen angekündigt. Fakt ist, dass diese riesigen Versprechen nur durch eine Verschiebung öffentlicher Investitionen und …
Ausgaben für Verteidigung in das Sondervermögen und die Ausnahme von der Schuldenbremse zu finanzieren wären. Somit wären Sondervermögen und Ausnahme von der Schuldenbremse lediglich ein Trick, um primär konsumtive Ausgaben des Staates zu erhöhen.
Was bedeuten das #Sondervermögen und die Veränderung der #Schuldenbremse für die Wirtschaft und die Finanzmärkte?
Ein 🧵:
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Um zuerst mit einer falschen Behauptung aufräumen: Der starke Anstieg der langfristigen Zinsen auf deutsche Staatsanleihen ist nicht das Resultat einer vermeintlichen Sorge die Nachhaltigkeit deutscher Schulden.
Ganz im Gegenteil: Es ist primär ein Vertrauensbeweis und das Resultat der Erwartungen von positiven Effekten einer expansiven Finanzpolitik auf #Wachstum und #Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland.