So, jetzt sind endlich alle Unternehmen bekannt, die sich gemeldet haben, um Ansprüche aus der #Gasumlage geltend machen zu können:
Die Begründung des @bmwk für die Umlage, nämlich dass die Gas-Importeure vor einer Insolvenz bewahrt werden müssten, scheint angesichts einiger Unternehmen auf dieser Liste schwer nachvollziehbar (um es freundlich auszudrücken).
So feierte z.B. @omv noch vor wenigen Wochen ein Rekord-Ergebnis für das erste Halbjahr 2022:
RWE teilte laut AFP mit, das Unternehmen habe derzeit keine Zahlungen aus der Umlage beantragt; man habe sich aber vorsorglich auf die Liste der berechtigten Unternehmen setzen lassen für den Fall, dass "die Dinge sich ändern".
Der Schweizer Energieversorger AXPO hatte in seinem jüngsten Halbjahresbericht (bis 31.3.22) ebenfalls stark steigende Gewinne vermeldet: axpo.com/ch/de/ueber-un…
Der Energiekonzern Gunvor (der bis zum Inkrafttreten der Russland-Sanktion aufgrund der Krimkrise zum Teil dem Putin-Vertrauten Gennadi Timtschenko gehörte) hat seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2022 auf 1,5 Milliarden mehr als verdoppelt: gunvorgroup.com/news/gunvor-gr…
Der Energiehandelskonzern Vitol (Schweiz/Niederlande) meldet selbst keine Zahlen. Reuters berichtete für 2021 aber von einem Rekordgewinn von 4 Milliarden Dollar: marketscreener.com/news/latest/Vi…
Hier noch die Original-Argumentation des @BMWK zu drohenden Insovenzen, die ich im zweiten Tweet dieses Threads wiedergegeben hatte: (Quelle: bmwk.de/Redaktion/DE/D…)
Zur Frage, warum auch profitable Konzerne Geld erhalten, teilt mir das @BMWK mit: "Die Verordnung muss dem Gleichbehandlungsgrundsatz genügen, so dass sie alle Importeure russischen Erdgases erfasst sind, auch wenn diese neben Gas auch Strom im Unternehmensportfolio bedienen."
Korrektur: Bei Gunvor war ich oben in der Zeile verrutscht: Der Gewinn im ersten Halbjahr 2022 hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nicht auf 1,5 Milliarden Dollar verdoppelt, sondern sogar auf 2 Milliarden Dollar verdreifacht.
Und noch eine Ergänzung: Nach taz-Informationen entfallen rund 90 % der 34 Milliarden Umlage-Zahlungen auf Uniper sowie SEFE (Ex-Gazprom-Germania) und deren Hauptvertragsparter VNG und Wingas - und somit insgesamt weniger als 10 % auf die übrigen 8 (bzw. 7) Unternehmen.
Wer den Thread zur #Gasumlage bis hier gelesen hat, erfährt im zugehörigen Artikel nicht viel Neues - aber ich verlinke ihn trotzdem mal. :-) taz.de/Kritik-an-Gasi…
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Zurück aus dem Urlaub gibt es beim Blick auf die Gas-Statistiken eine positive und eine negative Überraschung:
Positiv ist, dass trotz der auf 20 % gesunkenen Nordstream-Importe mehr Gas eingespeichert wird als zuvor bei 40 % Lieferung. (1/x)
Der Speicher-Füllstand von 75 % dürfte damit nicht erst wie vorgesehen am 1.9. erreicht werden, sondern deutlich früher. Und auch die 85 % am 1. Oktober sind gut zu schaffen, wenn die Zahlen so bleiben. (2/x)
Die negative Überraschung ist, dass der Gasverbrauch im Juli praktisch auf dem gleichen Niveau liegt wie vor 1 Jahr - obwohl sich der Großhandelspreis seitdem verfünffacht hat. (Und auch im Juni ist der bisher verzeichnete Rückgang durch eine Korrektur kleiner geworden.) (3/x)
Dass momentan massenhaft #Heizlüfter gekauft werden, finde ich ziemlich irre - und zugleich ein Zeichen, wie schlecht die Kommunikation in Sachen Gasversorgung derzeit läuft. Darum ein kurzer Thread: (1/8)
1. Um nicht zu frieren, ist ein Heizlüfter überflüssig. Auch wenn gar kein Gas mehr aus Russland kommt, gibt es im nächsten Winter mit Sicherheit genug Gas, um alle Wohnungen in Deutschland zu heizen, denn auf Wohnungen entfällt nur rund ein Drittel des Gasbedarfs. (2/8)
Zudem sind private Haushalte (ebenso wie soziale Einrichtungen) gesetzlich besonders geschützt. Dort darf das Gas nicht abgestellt werden - und technisch ist das (in der Masse) auch gar nicht möglich. (3/8)
Aktuell wie lange nicht: Forderung im Atombomben-Museum Nagasaki.
Herr Tanaka, ein Überlebender der Atombombenexplosion von Nagasaki, berichtet @ABaerbock von den Auswirkungen. Viele seiner Familienmitglieder starben an den Folgen. Sein größter Wunsch ist, „dass Atomwaffen von der Erde verschwinden“.
Das #Entlastungspaket sieht für Lohnsteuerpflichtige eine einmalige Energiepreispauschale von 300 Euro pro Kopf vor, die unabhängig von Einkommen oder Steuersatz gezahlt wird.
Für Kinder und Empfänger*innen von Transferleistungen gibt es 100 Euro.
Der von der FDP geforderte #Tankrabatt kommt nicht. Aber Benzin wird trotzdem billiger, denn die Energiesteuer für Kraftstoffe wird für 3 Monate auf das EU-Mindestniveau gesenkt.
Dadurch müsste ein Liter Diesel um 17 Cent billiger werden, ein Liter Benzin um 35 Cent.
Überraschend ist diese Ankündigung im #Entlastungspaket: Der Preis für ein Monatsticket im ÖPNV soll für drei Monate lang bundesweit auf 9 Euro pro Monat gesenkt werden.
Weil dieser Thread ja doch einige Aufmerksamkeit gefunden hat, möchte ich noch kurz auf drei häufige Fragen oder Anmerkungen eingehen, die es dazu gab, nämlich zum externen Energiebedarf von Raffinerien, zum Spotmarkt und zu Möglichkeiten der Gewinnabschöpfung. (14/x)
1. Sind die Kosten der Raffinerien stark gestiegen, weil sie viel Strom und Erdgas benötigen? Davon gehe ich nicht aus. In der entsprechenden EU-Richtlinie steht, dass der Energiebedarf der Raffinerien komplett aus dem Rohöl gedeckt werden kann: (15/x) eippcb.jrc.ec.europa.eu/sites/default/…
In der Praxis wird trotzdem eine gewisse Menge Strom und Erdgas zugekauft, aber dies spielt bei den Gesamtkosten eine untergeordnete Rolle. Für die Herstellung eines Liters Benzin oder Diesel benötigt die Raffinerie etwa 1 kWh Energie. (16/x)
Wer genau profitiert eigentlich am meisten vom jüngsten Anstieg des Diesel- und Benzinpreises? Dazu ein kleiner Thread mit einem Ergebnis, das mich selbst überrascht hat. (1/10)
Der Dieselpreis ist seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine von 1,67 auf 2,31 Euro gestiegen, also um 64 Cent pro Liter. Beim Superbenzin liegt der Preis mit 2,26 Euro pro Liter aktuell 45 Cent höher als am 23. Februar. (Quelle: benzinpreis-aktuell.de) (2/10)
Der Rohölpreis (Sorte Brent) ist seit Beginn des Kriegs aber nur von 85 auf 103 Euro pro Barrel (159 Liter) gestiegen; das entspricht einer Steigerung um 12 Cent pro Liter. (Quelle: finanzen.net) (3/10)