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Aug 25, 2022 ‱ 18 tweets ‱ 10 min read ‱ Read on X
Serie #3 des đŸ§”: Fakten zu #Erbschaften in Deutschland 

#1:
Über die HĂ€lfte aller private #Vermögen in đŸ‡©đŸ‡Ș wurde nicht durch die eigenen HĂ€nde Arbeit geschaffen, sondern geerbt oder geschenkt bekommen — Tendenz steigend.

papers.ssrn.com/sol3/papers.cf

#2. Erbschaften und Schenkungen in Deutschland nehmen zu: Sie sind seit 2002 um 20 % gestiegen, da die Nachkriegsgeneration nun ihr Vermögen (meist an ihre Kinder) weitergibt.

Unser @DIW_Berlin Wochenbericht: diw.de/de/diw_01.c.80

#3. #Erbschaften und Schenkungen sind ungleich verteilt: 10% haben in 2002-17 einen solchen Transfer bekommen, davon wiederum die obersten 10% die HĂ€lfte aller Transfers erhalten.
#4. Deutschlands Erben gehören auch so schon zu den Privilegierten, es sind meist: 

⁃MÀnner 
⁃Im mittleren/höheren Alter (55-74) 
⁃Aus Westdeutschland
⁃Mit hohem Vermögen 
⁃Mit hohem Einkommen 
⁃Mit guter Bildung.
#5. Interessanter Unterschied bei #Erbschaften zwischen Westdeutschland und Ostdeutschland: Nicht nur haben Menschen im Westen eine höhere Wahrscheinlichkeit etwas zu erben, sondern wenn sie dies tun, dann ist die Summe fast doppelt so hoch, wie im Osten.
#6. #Erbschaften und Schenkungen erhöhen die absolute #Ungleichheit von #Vermögen und Einkommen. Zwei Drittel aller Erbschaften gehen an die 20% der Menschen mit den höchsten Vermögen.
#7. Bis zu 400 Mrd. Euro werden in Deutschland jedes Jahr vererbt oder verschenkt. Der deutsche Staat nahm 2019 7 Milliarden € an Erbschaftsteuern ein, ca. 2% der vererbten Summe. 

Viele der Fakten hier kommen von @SBachTax, M. Grabka u.a. DIW.
diw.de/documents/publ

#8. Bei #Erbschaften von Unternehmen geht es hÀufig nicht um die Sicherung deren Existenz.

Denn: 
Von €144 Milliarden steuerfreien #Unternehmen|sĂŒbertragungen (2011-14) gingen €37 Milliarden an MinderjĂ€hrige. €29,4 Mrd. erhielten 90 Kinder unter 14 Jahre.
#9. Zwei Drittel der Erbschaften von Unternehmen gehen an mĂ€nnliche Erben. Auch bei hohen Erbschaften waren Frauen benachteiligt. Dies signalisiert: bei Erbschaften geht es hĂ€ufig um AnsprĂŒche, Traditionen und Besitzstandswahrung.

diw.de/documents/publ

#10. 43 % der #Vermögen von MillionÀren sind #Betriebsvermögen, 40 % Immobilien. #Erbschaften von Betriebsvermögen werden kaum steuerlich belastet um die Substanz der Unternehmen nicht zu gefÀhrden.
#11. Erb*innen von bis zu 500.000 € zahlen durchschnittlich mehr als 10 % Erbschaftsteuer. Erb*innen von mehr als 20 Millionen € zahlen durchschnittlich 1,8 %. (2011-14).

diw.de/documents/publ

#12. 70% der BĂŒrger*innen in Deutschland sprechen sich GEGEN eine Erbschaftsteuer aus. 

Erbschaften und Schenkungen sind fĂŒr viele junge Menschen ein GlĂŒck, da sie ihnen einen Start ins Berufsleben oder Familienleben ermöglichen.
Fazit:

Wir brauchen eine sachliche Debatte, wie wir mit der steigenden absoluten #Ungleichheit von Vermögen und Chancen durch #Erbschaften umgehen und möglichst viele Menschen eine #Teilhabe ermöglichen. #Chancengleichheit
Meine Einordnung zu Erbschaften findet sich in meiner Kolumne @zeitonline:
zeit.de/wirtschaft/202

A. Alles so lassen, wie es ist. — Das Bundesverfassungsgericht könnte aber die neue Erbschaftsteuerregelung kippen und somit eine neue Lösung erforderlich machen.
B. Ausnahmen reduzieren und auch große Erbschaften & Schenkungen zum gegenwĂ€rtigen Steuersatz belasten. — Die Gefahr kann eine Substanzbesteuerung und Schaden fĂŒr die Unternehmen.
C. Eine „flat-tax“ #Erbschaftsteuer von zB 10 %, plus FreibetrĂ€ge fĂŒr kleine Erbschaften und großzĂŒgige Stundungsmöglichkeiten um eine Substanzbesteuerung zu vermeiden. — Dies wĂŒrde eine grundlegende Erbschaftsteuerreform erfordern.
D. Allen jungen Menschen das GlĂŒck einer Erbschaft ermöglichen durch ein #Lebenschancenerbe, bei dem jeder junge Mensch nach Ende der Ausbildung 30.000 € fĂŒr ihre/seine berufliche und private Zukunft erhĂ€lt. Der Vorschlag hier:
zeit.de/wirtschaft/201
 
ENDE.

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Apr 24
Ein #Mindestlohn von 15 € ist realistisch und gesamtwirtschaftlich sinnvoll, allerdings gibt es auch Verlierer.

Ein Thread đŸ§” mit Argumenten dafĂŒr und dagegen.

1/n

faz.net/aktuell/wirtsc

Die Argumente FÜR einen Mindestlohn von 15 €:
- Er wird vielen Menschen im Niedriglohnbereich ein höheres Einkommen ermöglichen und die zum Teil heftigen Kaufkraftverluste durch die hohe #Inflation der Jahre 2022 und 2023 kompensieren helfen.
- Er bedeutet eine stÀrkere Konsumnachfrage und damit auch ein stÀrkeres Wirtschaftswachstum.
- Er entlastet den #Sozialstaat, denn wir haben zB noch immer fast 800.000 Aufstocker, die von ihrer Arbeit nicht leben können und staatliche Leistungen benötigen.
Read 9 tweets
Apr 8
Der #Crash an den AktienmĂ€rkten ist kein Grund zur Panik: er ist klein im Vergleich zum #Boom der vergangenen Jahre. Selbst die Korrektur jetzt bedeutet, dass die meisten noch dicke Gewinne ĂŒber die letzten Jahre gemacht haben. (Siehe Grafiken)

đŸ§” 1/n Image
Image
Der Crash an den Börsen ist in erster Linie ein Misstrauensvotum ĂŒber die wirtschaftliche Zukunft. Er hat unmittelbar (!) wenig Einfluss auf die Realwirtschaft, solange er die FinanzstabilitĂ€t nicht gefĂ€hrdet und die Finanzierungsbedingungen nicht verschlechtert.
Der Crash an den AktienmĂ€rkten kann sich negativ auf den privaten Konsum auswirken, weil Aktien Vermögenswerte darstellen, die zum Teil fĂŒr den privaten Konsum genutzt werden.
Read 4 tweets
Apr 5
In kaum einem Industrieland sind die #Bildungschancen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Der SchlĂŒssel fĂŒr diese #Ungleichheit liegt in der frĂŒhkindlichen Bildung — ein PlĂ€doyer fĂŒr eine Kehrtwende.

Meine Kolumne mit J. DrÀger:

zeit.de/wirtschaft/202

Trotz eines grĂ¶ĂŸtenteils öffentlichen Bildungs- und Betreuungssystems hĂ€ngen die Bildungschancen in Deutschland stĂ€rker von der sozialen Herkunft – insbesondere der Bildung und dem Einkommen der Eltern – ab als in vielen anderen LĂ€ndern.
Deutschland hat ein doppeltes Problem: Zum einen nehmen Kompetenzen ab; zum anderen ist die Ungleichheit im Bildungsniveau groß – so die Pisa-Studien der OECD. Der Schaden auch fĂŒr Wirtschaft und Gesellschaft ist enorm.
Read 7 tweets
Apr 2
Mein Statement zum US #Handelskonflikt von #Trump: #LiberationDay #TaxDay

Donald Trump hat mit seinen Strafzöllen gegen die Welt einen schweren und möglicherweise fatalen Fehler gemacht. Trump ĂŒberschĂ€tzt sich selbst und die globale Macht der US-Wirtschaft.

đŸ§” 1/n
Er kann einen Handelskonflikt gegen die gesamte Welt nicht gewinnen, solange Europa, China, Mexiko und Kanada koordiniert agieren. Dieser Konflikt ist die Chance fĂŒr die #EU das Heft des Handels zurĂŒckzugewinnen und wichtige Fehler zu korrigieren.
Gleichzeitig bedeuten Trumps Handelskonflikt ein endgĂŒltiges Ende fĂŒr die multilaterale #Weltordnung in Bezug auf Wirtschaft und Handel. Trump hat die zentralen Versprechen und Abkommen aufgekĂŒndigt, die dem #Welthandel und der Welthandelsorganisation #WTO zugrunde lagen.
Read 14 tweets
Mar 21
Die Bezeichnung vom #Finanzpaket, mit der Änderung des Grundgesetzes, als #Schuldenpaket ist unsinnig und geht am wirklichen Punkt vorbei:

1/n
1. Ohne Schulden gibt es keine (finanziellen) Ersparnisse: der Staat „verbrennt“ mit seiner Kreditaufnahme fĂŒr Infrastruktur und Verteidigung kein Geld, sondern schafft im gleichen Maße finanzielle Forderungen und Vermögenswerte.
2. Auch die Aussage, kĂŒnftige Generationen hĂ€tten per se finanzielle Nachteile, ist falsch, denn kĂŒnftige Generationen werden diese Forderungen halten und dafĂŒr Zinsen erhalten. (Das Problem ist eher die Verteilung dieser Vermögen/finanz. Forderungen, nicht dass es sie gibt.)
Read 11 tweets
Mar 12
#Das Sondervermögen fĂŒr Infrastruktur und die Ausnahme der Schuldenbremse fĂŒr Verteidigungsausgaben wĂ€ren eine verpasste Chance und Etikettenschwindel –- wenn Union und SPD an ihren PlĂ€nen aus der Sondierung festhalten.

đŸ§”

Mein Kommentar:

t-online.de/nachrichten/de

64 Milliarden € im Jahr primĂ€r an Steuersenkungen fĂŒr Besserverdiener und höhere Sozialausgaben im Bundeshaushalt wurden von Union und SPD in den Sondierungen angekĂŒndigt. Fakt ist, dass diese riesigen Versprechen nur durch eine Verschiebung öffentlicher Investitionen und 

Ausgaben fĂŒr Verteidigung in das Sondervermögen und die Ausnahme von der Schuldenbremse zu finanzieren wĂ€ren. Somit wĂ€ren Sondervermögen und Ausnahme von der Schuldenbremse lediglich ein Trick, um primĂ€r konsumtive Ausgaben des Staates zu erhöhen.
Read 9 tweets

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