⚡️Alle scheinen gerade über das #Strommarktdesign zu reden, und allerlei Reformvorschläge werden teils emotional diskutiert. Mein Eindruck ist, dass hier ganz verschiedene Kritikpunkte durcheinander gehen. Ein schneller Versuch einer Sortierung (größtenteils ohne Wertung):
1⃣ Kritik an der "Merit Order" (teuerstes Kraftwerk setzt den Preis): Die Preisfindung via Merit Order wird hier wird teils emotional kritisiert im Sinne einer irgendwie beliebig und ggf. falsch gesetzen Marktregel. Tatsächlich handelt es sich einfach um eine Angebotskurve.
Die implizite Kritik ist dabei wohl eher, dass es überhaupt einen *einheitlichen Strompreis* gibt, d.h. dass die Stromerzeuger am Großhandel in einer Stunde alle den gleichen Strompreis bekommen, egal wie ihre (kurzfristigen) Grenzkosten sind.
2⃣ Kritik an Übergewinnen: Diskutiert werden verschiedene Möglichkeiten, übermäßige (und sicher niemals eingeplante) Gewinne von Stromerzeugern durch die derzeit extrem hohen Preise abzuschöpfen. Das betrifft nicht nur konventionelle Kraftwerke, sondern auch erneuerbare Energien.
3⃣ Förderung erneuerbarer Energien: Diskutiert wird, in welcher Form und wie lange v.a. fluktuierende erneuerbare Energien (Windkraft, PV) weiterhin gefördert bzw. vergütet werden sollen - und ob z.B. durch CfDs Übergewinne vermieden werden könnten.
4⃣ Belastung von VerbraucherInnen: Verschiedene Wege werden diskutiert, die Effekte von Preisanstiegen für StromkundInnen abzumildern, z.B. durch Direktzahlungen, einen vergünstigten Grundbedarf o.ä., idealerweise unter Beibehaltung von Einsparanreizen.
5⃣ Kritik an Stromexporten: Hier wird teils argumentiert, dass Stromexporte in Phasen hoher Preise schädlich seien; implizit scheint es hier teils eine Ablehnung des europäischen Binnenmarkts für Strom zu geben.
6⃣ Versorgungssicherheit: In der Energieökonomik gibt es schon lange eine Debatte, ob Energy-Only-Märkte ausreichende Investitionen in gesicherte Leistung bzw. flexible Nachfrage anreizen und somit für Versorgungssicherheit sorgen können, oder ob Kapazitätsmechanismen nötig sind.
7⃣ Bepreisung von Netzengpässen: die Frage ob/wie Engpässe im Übertragungsnetz sich in den Großhandelspreisen wiederspiegeln sollten, und wie dies am besten erreicht wird. Das war in den letzten Jahren eigentlich der Kern der energiökonomischen Marktdesign-Debatten.
Auch ich habe zu vielen dieser Punkte meine Meinung - aber dazu ggf. ein andermal mehr. Wichtig scheint mir aber: hier geht viel durcheinander. Man sollte die verschiedenen Kritikpunkte sauber trennen und jeweils klar definieren, was das Ziel der jeweiligen Reformvorschläge ist.
Und dabei nicht vergessen, dass die derzeit sehr hohen Preise zu einem großen Teil Ausdruck einer fundamentalen (erwarteten) Knappheit am Strommarkt sind - und dass diese mit Marktdesignreformen v.a. kurzfristig nicht unbedingt behoben werden kann.
Was auch immer aus 1⃣-7⃣ man diskutiert: v.a. kurzfristig sollten wir nichts tun, was die Anreize für eine Ausweitung des Angebots (z.B. schnellerer EE-Zubau) oder erwünschte Nachfragereaktionen (z.B. Lastverminderung bei sehr hohen Preisen) vermindert.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
2/ Mittlerweile sind es 19 Indikatoren aus den Bereichen Erneuerbare Stromerzeugung, Erneuerbare Wärme, Elektromobilität, Wasserstoff, Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen. Der aktuelle Stand aller Indikatoren ist jetzt online als Blog #2 verfügbar: diw.de/de/diw_01.c.85…
3/ Im Folgenden gehe ich einmal schnell diejenigen Indikatoren durch, bei denen es Updates oder Neuerungen gegenüber unserem DIW Wochenbericht vom Juli 2022 (diw.de/de/diw_01.c.84…) bzw. gegenüber dem Blog #1 (diw.de/de/diw_01.c.84…) gab.
2/ Erst mal: sehr gut, dass es voran geht. Wir brauchen absehbar einiges an H2 für die Dekarbonisierung der Industrie, Saison-Stromspeicher und vermutlich Teile des (Luft-/Schiffs-)Verkehrs, und das relativ schnell für #netzero2045. Die Inititative ist daher hilfreich!
3/ Zum offiziellen Dokument: das bleibt weitgehend vage und unverbindlich, liegt wohl in der Natur der Sache. Diverse Absichtserklärungen zu Austausch und Kooperation, auch einiges an Industriepolitik.
➡️ Volltext hier: canada.ca/en/natural-res…
1/ Danke für den kleinen Speicher-Thread, @HolzheuStefan! Ich beschäftige mich mit dem Thema auch schon ein Weile, daher erlaube ich mir einen kleinen Co-🧵. Inklusive einiger schamloser self-citations. 🔋🪫
2/ Grundsätzlich stimme ich zu: die Energiewende mag derzeit so manches Problem haben - aber fehlende Stromspeicher gehören eher nicht dazu.
Disclaimer: das war zumindest bisher so - und gilt auch nur aus System-Perspektive.
3/ Diesen Punkt habe ich gemeinsam mit @DIW_Berlin-Kollegen schon vor einigen Jahren gemacht - unter anderem in diesem Wochenbericht. diw.de/de/diw_01.c.49…
1/ Der Ampel-Monitor Energiewende ist da! 🎉
Heute stellen wir ihn im neuen @DIW_Berlin Wochenbericht vor: doi.org/10.18723/diw_w…. Der Ampel-Monitor vergleicht mit 15 Indikatoren verschiedene Energie-Ziele der🚦mit den bisherigen Entwicklungen und Fortschritten ☑️#ampelmonitor
3/ Ein wesentlicher Befund: die Geschwindigkeit der Energiewende ist derzeit fast überall deutlich zu niedrig, um die Ziele für 2030 zu erreichen. Ggü. dem Trend der letzten 12 Monate muss sich z.B. das Ausbautempo der PV verdreifachen, das der Windkraft an Land vervierfachen.
1/ So excited: Morgen (Mittwoch) stellen wir unseren Ampel-Monitor Energiewende im neuen @DIW_Berlin#Wochenbericht vor 🎉. Der Ampel-Monitor vergleicht anhand von derzeit 15 Indikatoren verschiedene Ziele der🚦im Energiebereich mit den bisherigen Entwicklungen und Fortschritten.
2/ Angefangen haben wir bereits Ende 2021, zunächst nur mit ein paar schnellen Excel-Abbildungen. Später hat @roth_kohl im Rahmen des @AriadneProjekt eine GitLab-Seite gebaut, wo wir dann eine wachsende Zahl von Indikatoren gesammelt haben.
3/ Zunächst hatte das den etwas sperrigen Namen #KoaVTracker. Den haben wir mittlerweile zum #openenergytracker weiterentwickelt, der künftig auch energiepolitische Ziele anderer Länder enthalten wird und bereits jetzt auf 🇩🇪,🇬🇧und🇫🇷verfügbar ist. openenergytracker.org
1/ #heatpumps can help reducing imports of natural gas and CO2 emissions. But they also cause an increase in electricity consumption. We had a look how this plays out in the power sector. 🧵on our latest @DIW_Berlin_en#weeklyreport (first published in 🇩🇪) doi.org/10.18723/diw_d…
2/ What do #heatpumps do? They extract heat from the environment (usually from the air or the ground) and make it available for space heating at a higher temperature level. For this, they require some electricity.
3/ With our #opensource model #DIETER, we analyzed the power sector of the year 2030, using scenarios with different stocks of heat pumps: a reference with 1.7 mio, and three target scenarios with 3.9, 6.5 or 7.5 mio heat pumps.