Ein Fehler im Verwaltungsakt - zu spät gemerkt?
- Der Überprüfungsantrag
#IchbinArmutsbetroffen|e kennen oft nicht alle ihre Rechte oder stellen erst nach der Widerspruchsfrist fest, dass etwas im Bescheid falsch ist.
Was bleibt?
Der Überprüfungsantrag gegen den Bescheid!
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Wenn die Widerspruchsfrist abgelaufen ist, dann bleibt die Möglichkeit, eine Überprüfung der Entscheidung nach §44 SGB X zu beantragen.
Dann muss das Jobcenter seinen Verwaltungsakt noch einmal auf seine Recht- und Zweckmäßigkeit überprüfen, genauso wie beim Widerspruch.
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Überprüfunganträge können gegen Verwaltungsakte eingelegt werden.
Was das ist, lest ihr im Thread zum Widerspruch.
Er wird verwendet, wenn die Widerspruchsfrist abgelaufen ist, auch wann das der Fall ist, lest ihr im Thread zum Widerspruch.
Der Überprüfungsantrag muss durch denjenigen eingelegt werden (oder seinen rechtlichen Vertreter/Bevollmächtigten) an den sich der Verwaltungsakt richtet. Bei einem Verwaltungsakt, der sich an alle in der BG richtet, reicht es, wenn ein Vertreter der BG diesen einlegt.
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Ein Überprüfungsantrag muss mindestens folgendes enthalten: 1. Name und Anschrift 2. Datum des Bescheids gegen den der Widerspruch ist 3. Unterschrift
er sollte ergänzend enthalten: 4. BG-Nummer 5. Begründung (kann auch nachgereicht werden, wenn z.B. die Zeit knapp ist)
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Die Begründung ist keine Pflicht, aber sinnvoll.
Das Jobcenter/Sozialamt prüft sonst ohne sich besondere Mühe zu geben, ob irgendein offensichtlicher Fehler gemacht wurde. Die Begründung erklärt genauer, warum man mit der Entscheidung nicht einverstanden ist.
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Die Begründung kann auf folgendem basieren: 1. Eine falsche Rechtsanwendung
Es können Formalia nicht eingehalten worden sein (z.B. Frist abgelaufen) oder auch in der eigentlichen Rechtsanwendung falsch sein (z.B. Verstoß gegen die höchstrichterliche Rechtssprechung).
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2. Einem falsch angenommenen Sachverhalt
Wenn die Behörde falsche Annahmen getroffen hat, die für die Entscheidung wichtig waren, muss sie anhand der korrekten Situation neu entscheiden.
Für den korrekte Sachverhalt können auch neue Fakten und Nachweise vorgelegt werden.
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Ein Überprüfungantrag kann nach §44 Abs4 SGB X für bis zu 4 Jahre vor dem Jahr des Überprüfungsantrags gestellt werden.
Beispiel:
Überprüfungsanträge sind bis 12/2022 noch bis 01/2018 möglich.
2022 ist das Jahr des Überprüfungsantrags
2021-2018 sind die 4 Jahre.
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Somit wären noch Nachzahlungen aus 01/18 möglich.
Leider gibt es in §40 Abs1 SGB II/§116a SGB XII eine Beschränkung von Nachzahlungen auf das Kalenderjahr vor Stellung des Überprüfungsantrags.
Aktuell ist beim Jobcenter/Sozialamt daher eine Nachzahlung bis 01/21 möglich.
10/17
Daher liest man online immer wieder eine Überprüfung wäre nur in dieser Frist möglich.
Diese Ansicht ist auch im #Jobcenter und #Sozialamt weit verbreitet.
Die Ansicht ist aber NICHT korrekt.
Es ist nur die Frist für Nachzahlungen verkürzt, nicht für die Überprüfung.
11/17
Das ist vor allem wichtig, weil man nicht mit jedem Überprüfungsantrag direkt eine Nachzahlung erreichen will.
Es besteht schließlich auch ein großes Interesse, einen falschen Aufhebungs- und Erstattungsbescheid überprüfen zu lassen.
12/17
Durch die Überprüfung des Aufhebungs- und Erstattungsbescheids, die in der "normalen" Frist von 4 Jahren möglich ist, kann 1. eine weitere Aufrechnung verhindert werden, aber 2. auch eine Auszahlung bereits aufgerechneter Beträge ereicht werden.
13/17
Da es sich nicht um eine Nachzahlung handelt, wären sogar 2018 aufgerechnete Beträge auszuzahlen.
Die Summen wurden bereits in eine Forderung gegen den Leistungsberechtigten ausgezahlt. Es ist daher keine Nachzahlung. Entfällt die Forderung, ist das Guthaben auszuzahlen.
14/17
Folglich machen Überprüfungsanträge bis Januar des Vorjahres Sinn, die Nachzahlungen von Leistungen bewirken sollen.
Und es machen Überprüfungsanträge gegen Aufhebungs- und Erstattungsbescheide bis zum Januar 5 Jahre vor dem Überprüfungsantrag Sinn.
15/17
Formulierungvorschlag Überprüfungsantrag:
Überprüfungsantrag
BG-Nr:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit beantrage ich die Überprüfung des Bescheids vom xx.yy.zzzz nach §44 SGB X bezüglich ...
Begründung:
(je nach Fehler)
Mit freundlichen Grüßen
Unterschrift
16/17
Rechtsgrundlagen:
§44 SGB X - Grundlage des Überprüfungsantrags
§40 Abs1 Nr2 SGB II - Verkürzung der Nachzahlungsfrist
BSG vom 13. Februar 2014, B 4 AS 19/13 - Anwendung auf Aufhebungs- und Erstattungsbescheide und Auszahlung widerrechtlich aufgerechneter Leistungen
17/17
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Gas/Heizkostennachzahlungen für "Normalverdiener"
- Beispielrechnung 1
Herr K und Frau F haben unverheiratet ein gemeinsames Kind Jana (10). Er arbeitet als Industriekaufmann (3000€ Brutto), sie hat einen 450€-Job.
Sie müssen 700€ nachzahlen - gibt es Unterstützung?
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Ihre Wohnung kostet 750€ Kaltmiete, 120€ Nebenkosten und sie haben 130€ Gasabschlag gezahlt.
Sie selbst sagen, sie haben ein ordentliches Einkommen. Aber viel bleibt monatlich dann doch nicht übrig... sie könnten die 700€ zahlen.
Aber müssen sie dies alleine tun?
2/10
Berechnung Alg2 (ohne Nachzahlung)
404€ Regelbedarf Hr K
404€ Regelbedarf Fr F
311€ Regelbedarf Jana
20€ Kindersofortzuschlag
------
1139€
In vielen Bundesländern ist die Schule gestartet.
Schulbücher und Arbeitshefte müssen in fast allen Bundesländern selbst gekauft werden.
In #HartzIV und #Grundsicherung übernimmt das Amt die Kosten.
1/9
Im SGB II, SGB XII und AsylBLG gibt es einen Mehrbedarf für den Kauf von Schulbüchern und Arbeitsheften.
Es sind NICHT die ca. 100€ im August und 50€ im Februar.
Leider wird dies kaum kommuniziert und so stehen #IchbinArmutsbetroffen|e unnötig vor einem großen Problem.
2/9
Für den Antrag brauchst du eine Bestätigung der Schule, welche Bücher/Arbeitshefte anzuschaffen sind und musst später einen Beleg über den Kauf einreichen.
Falls notwendig zahlt das Amt auch einen Vorschuss aus.
3/9
Wenn das #Jobcenter oder #Sozialamt eine mündliche oder schriftliche Anfrage nur mündlich/per Mail ablehnt, besteht Anspruch auf einen schriftlichen Bescheid über diese Entscheidung.
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Allein die Anforderung der Schriftform für die mündliche, telefonische oder per Mail erfolgte Ablehnung führt meiner Erfahrung nach manchmal zu einem Umdenken und einer dann doch erfolgenden Bewilligung.
"Ach halt, das geht ja doch..."
Ein Schelm, der Böses dabei denkt...
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Um den Anspruch auf den schriftlichen Bescheid geltend zu machen, verweist ihr auf §33 Abs2 Satz2 SGB X (bei Mail Satz3) und gebt an, darüber nachzudenken, gegen die Entscheidung in Widerspruch zu gehen.
Geht übrigens auch bei Bewilligungen um diese schriftlich zu haben.
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Beitrag zu Gewerkschaften / Verbänden
- Absetzbetrag vom Einkommen im SGB XII
Wer als #IchbinArmutsbetroffen|er im SGB XII ein Einkommen (Rente, Erwerbseinkommen, WfbM) erzielt, kann den Beitrag zum VdK oder einer Gewerkschaft absetzen.
Wird nur nicht kommuniziert...
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Das Sozialamt übernimmt bei Einkommen damit indirekt die Beiträge zur Gewerkschaft oder einem Interessenverband (z.B. VdK) als Absetzbetrag vom Einkommen.
Dadurch können SGB XII-Beziehende mit Einkommen ohne finanziellen Aufwand eine rechtliche Interessenvertretung bekommen.
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Rechtsgrundlage:
§82 Abs2 Nr4 SGB XII
§3 Abs4 Nr3 DVO zu §82 SGB XII gesetze-im-internet.de/bshg_76dv/BSHG…
Bundesverwaltungsgericht vom 27. Januar 1994 – 5 C 29/91
Nebenkosten- und Heizkostennachzahlungen im SGB II-Bezug
#IchbinArmutsbetroffen|e haben Angst vor Nachzahlungen - absolut nachvollziehbar und doch zu 95% unnötig.
Ein Thread zur Beruhigung und um zu erkennen, wann Ämter diesbezüglich widerrechtlich handeln.
1/17
Nachzahlungen von Neben- und Heizkosten sind normale Kosten der Unterkunft(KdU) nach §22 Abs1 SGB II. Im Monat der Fälligkeit werden diese zum KdU Bedarf, das gilt auch für Nachzahlungen aus Zeiträumen vor dem Hilfebezug.
2/17
Da KdU nur im angemessenen Rahmen übernommen werden, wird auch bei Neben- und Heizkosten die Angemessenheit inkl. der Nachzahlung überprüft.
Sind die Neben- und Heizkosten nicht angemessen, kann das Jobcenter ein Kostensenkungsverfahren nach §22 Abs1 S3 SGB II einleiten.
Mein Antrag wird und wird nicht bearbeitet...
Was kann ich tun um die Bearbeitung zu beschleunigen?
Ein Dauerbrenner unter #IchBinArmutsbetroffen|en sind die nicht bearbeiteten Anträge und darauf folgende Existenzängste...
1/
Zunächst eine Vorbemerkung:
Die meisten Sachbearbeiter lassen aus meiner Sicht niemanden bewusst warten.
Sie arbeiten in Behörden, die unterbesetzt sind und sind daher für zu viele Menschen zuständig.
Sie sind nicht faul, sie kommen nicht hinterher.
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Daher muss der erste Ansatz sein: Wie mache ich meinem Sachbearbeiter die Arbeit so leicht wie möglich ohne auf mein Recht verzichten zu müssen? 1. Unterlagen ungefragt und sofort einreichen zB die Nebenkostenabrechnung auch mit Guthaben
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