Dann greifen wir doch mal den Vorschlag von Martin Hagen auf und setzen uns mit der Kurzstudie der Uni Erlangen auseinander. 🙂🧵
1/8: Die Studie findet man hier.

BTW, warum haben Sie, Herr @_MartinHagen, eigentlich auf den Welt+ Artikel statt direkt auf die Studie verlinkt? Dann hätte ich auch keinen Anlass für meinen Kommentar gehabt. 😉

wirtschaftstheorie.rw.fau.de/2022/10/07/kur…
2/8: Es ist sicherlich unstrittig, dass das zusätzliche Angebot der AKWs zu einer Reduktion des Strompreis führen würde.
Die entscheidende Tabelle der Kurzstudie ist hier.
3/8: In der ersten Spalte sind jeweils die errechneten Basisstrompreise. In der dritten Spalte ist dann der Effekt des Weiterbetriebs der AKWs. Je nach Annahme liegt der Preiseffekt der AKWs zwischen -4,9 und -13,5%.

Die getroffen Annahmen finden sich in Tabelle 2:
4/8: Entscheidend ist, dass die höheren Reduktionsraten >10% nur auftreten, wenn es gelingt, den Stromverbrauch um 10% zu senken. Bei normalen Stromverbrauch reduziert sich der Effekt der AKWs auf 4,9% im optimistischen bzw auf 8,5% im pessimistischen Szenario.
5/8: Der Effekt ist sicherlich "sichbar". So nennen das auch die Autoren.

Die "Atomfreundliche" NZZ macht daraus ein "deutlich", und Herr Köhler von der FDP gar ein "erheblich".😉

6/8: Apropos "erheblich", wer die Zahlen liest, sieht auch, dass Stromsparen (-10%) einen deutlich größeren Effekt auf den Strompreis hat (-29% im pessimistischen Szenario).

Leider ist Stromsparen jetzt nicht so das Top-Thema der #FDP. 😅
7/8: Die entscheidende Frage beantwortet die Kurzstudie nicht. Wie realistisch ist der Weiterbetrieb. Die Betreiber haben sich mit Ausnahme von Isar2 extrem zurückhaltend gezeigt.
8/8: Eventuell lässt sich diese Zurückhaltung nur durch hohe finanzielle Zugeständnisse überwinden. Aber zu bedenken ist, dass schon 2011 #Union und #FDP mit ihrem Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg dem Steuerzahler erhebliche finanzielle Risiken aufgebürdet haben.
Fazit: Die Studie zeigt einen Effekt der AKWs. Das ist sicherlich wissenschaftlicher Konsens. Doch Vorkriegspreise bekommen wir auch mit AKWs nicht.
Und das größte Fragezeichen sehe ich nach wie vor an der praktischen Durchführbarkeit der Laufzeitverlängerung.

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Oct 1
Warum AKWs und EE nicht gut zusammenpassen
Nochmal ein 🧵 zu #Grundlast, #Mittellast, #EE & Co.

Daten von @AgoraEW von 2021
1/9: Die Grafik oben zeigt vereinfacht ein altes Stromsystem. Man hat eine schwankende Last. Diese versucht man über verschiedene Kraftwerkstypen (Grundlast, Mittellast, Spitzenlast) zu decken.
2/9: Grundlastkraftwerke sind meist teuer in der Investition aber haben niedrige Grenzkosten. Bei uns sind das AKWs und Braunkohle.
Spitzenlast ist meist umgekehrt. Niedrige Investitionskosten aber hohe Grenzkosten.
Read 11 tweets
Sep 30
Der hohe Fleischkonsum hat erhebliche ökologische Auswirkungen. Doch das staatliche bayerische Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) versucht genau dies in seinem "Faktencheck" klein zu reden:

"Ein Flug nach Sydney ist viel schlimmer" 🙄 ➡️ https://www.kern.bayern.de/faktencheck_ernaehrung
Das stimmt zwar von den Zahlen. Dennoch ist auch der Klimafußabdruck des Fleischkonsums (~400 kg CO2e/a) nicht unerheblich. Fleisch ist neben dem Konsum von Milchprodukten der Nahrungsbestandteil mit dem größten Klimafußabdruck. ➡️ https://www.bayceer.uni-bayreuth.de/probas/de/top/probas/ind
Bedenklich an dieser Argumentation ("Fliegen ist viel schlimmer") ist aber, dass sie 1:1 auf alle anderen Bereiche ausgedehnt werden kann. Man wird immer was "schlimmeres" finden.

Und wenn man gar nichts mehr geht, kann man "aber China" brüllen. ➡️
Read 4 tweets
Sep 24
Manche schreiben Studien und lassen Modelle laufen, aber Atomlobbyist Peters reicht ein Twitter 🧵 um zu "errechnen", dass die sechs AKWs zu einem Strompreisrückgang von 50-70% führen würden. 😅

Na ja, schauen wir uns den 🧵mal an. ➡️ Thread von @BjrnPeters3 vom 23.9.2022 - 19:12
Peters nimmt an, dass die AKWs "hauptsächlich" Gas ersetzen. Das ist schon mal eine gewagte Annahme.
Mit dieser fragwürdigen Annahme kommt Peters zum Schluss, dass sich mit den 60 TWh AKW Strom "bis zu 150 TWh" Gas ersetzen ließen.➡️
Den absoluten Vogel schießt Peters jedoch mit dem nächsten Tweet ab. 150 TWh Gas entsprächen 60 Mt CO2. Da hat Peters offenbar das "eingesparte" Gas mit dem CO2-Faktor von Strom aus Gas multipliziert. 🙈 ➡️
Read 6 tweets
Sep 21
Ich habe heute in einem Interview mit @MPKretschmer gehört:

"Ohne #Grundlast geht es in einer #Industrienation nicht"

Das ist eine weit verbreitete Meinung - aber sie ist falsch. 🧵 Screenshot https://holzheu.shinyapps.io/100PercentEE/
1/5: Natürlich muss auch in einem 100% EE-System die Strombereitstellung die Nachfrage decken. Und ja, ALLE 100% EE-Befürworter WISSEN, dass nachts keine Sonne scheint.
2/5: Ein 100% EE-System hat drei Kernkomponenten

1. Viel PV- und Wind-Erzeugungskapazität
2. Kurzzeitspeicher (Pumpspeicher, Batteriespeicher, V2G, Flexible Lasten)
3. Langzeitspeicher (H2, P2G)
Read 6 tweets
Sep 7
Stromsystem der Zukunft: Warum AKWs in einem PV/Wind/Speichersystem nicht mehr viel helfen.

Ein paar Berechnungen mit den Stundenwerten von @AgoraEW von 2021.
🧵 Strombereitstellung in der ...
1/5: Die Grafik zeigt eine Stromerzeugungssituation, wenn man den Stromverbrauch 2021 durch Erhöhung der PV Kapazität (Faktor 5), Wind (Faktor 2) und Speichern (500GWh) decken möchte.
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2/5: Dieses System benötigt noch 69 TWh aus Gas und Kohle. Speicher liefern 71 TWh. Im Jahr werden 143 Speicherzyklen erreicht. TWh der verschiedenen Erzeuger
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