Sehr aufgewühlt über diesen Artikel - als Mutter zweier etwa gleichaltriger Söhne, der eine ebenfalls mit einem ausgeprägten #ADHS
Ein kurzer 🧵(mit Wissen und Zustimmung des Betroffenen, heute 20)
1/14 tagesanzeiger.ch/schweres-adhs-…
Unsere Geschichte begann ähnlich: Fröhlicher Bub m gelegentlichen Wutanfällen u hohem Gerechtigkeitssinn.
Ab 7 löste sich Schriftbild auf, er schaffte einfache Legomodelle nicht mehr, Anrufe d Lehrer wurden häufiger, Kameraden wandten sich ab, sein Selbstvertrauen zerfiel.
2/n
Dann: Ein befreundeter Arzt empfahl uns Jugendpsychiatrischen Dienst. Familiengespräche, Abklärungen, Verhaltenskurse und die Diagnose: ADHS. Ganz zuletzt die verzweifelte Hoffnung namens Ritalin.
und heute: #ADHS ist noch immer eine Herausforderung, aber uns blieben die im Artikel beschriebenen massiven Probleme weitgehend erspart
Dank Medikamenten? Das können wir nicht beweisen, aber es ist sehr plausibel. Ganz sicher aber dank der guten Unterstützung.
Weshalb?
4/n
Wissenschaftlich belegt ist: Kinder mit ADHS-Symptomen haben – bei gleicher Intelligenz und Herkunft – schlechtere Noten und Karrierechancen, eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, eine Klasse zu repetieren, in d Drogensucht oder Kriminalität zu enden. nber.org/papers/w18689
5/n
Für Ärzte ist klar: #ADHS ist keine gesellschaftliche Fehlentwicklung, sondern eine Krankheit. Nur weil sie im Kopf ist, bringt man sie nicht einfach mit gutem Willen weg.
PS: wir erhielten auf unseren NZZaS Artikel Dutzende von gleichlautenden Zuschriften von Ärzt*innen)
6/n
ADHS habe es früher nicht gegeben, wird oft behauptet.
Tatsächlich sprach man nicht von #ADHS, sondern band die unruhigen Störenfriede an die Stühle, warf sie aus der Schule oder in die Sonderschule und sandte sie als billige Hilfskräfte auf einen Bauernhof.
7/n
Ritalin und andere #ADHS Mittel haben tatsächlich Nebenwirkungen – nur: Schlimmere Nebenwirkungen hat die Verweigerung von Ritalin und co an Kinder, die stattdessen den Verlockungen anderer beruhigender Substanzen (Alkohol, Nikotin, Drogen) erliegen. (wie im Artikel)
8/n
Wer den betroffenen Kindern mit ADHS die adäquate Unterstützung vorenthält (mit oder ohne Medikamente), prellt sie um die Chance auf einen Schulabschlusses, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht, auf ein entspanntes und gewaltfreies Leben.
9/n
Aber bitte nicht einfach auf die Mütter losgehen. Sie werden durch die aufgeheizte, teils ideologische Diskussion um #ADHS und Ritalin schon genug verunsichert und oft dämonisiert.
Die momentane kritische Situation in der Jugendpsychiatrie ist daher doppelt schädlich.
10/n
Die Hexenjagd trifft übrigens auch Mütter, welche Ritalin und co einsetzen.
Dass die Mütter, gerade auch alleinerziehende, auch den grössten Anteil an ADHS-bedingten Krisen abzuwettern haben, geht vergessen. Wetten, dass Mütter auch die meisten Fieberzäpfchen geben?
11/n
Unser damaliges Fazit gilt 8 Jahre später noch: #ADHS Medikamente sind ein Segen für Kinder, die sie brauchen und – zugegebenermassen – für ihre Eltern. Sie helfen auch den um Aufmerksamkeit ringenden Geschwister, die ihr Potential ohne Medikamente ausschöpfen zu können...
12/n
...Keine Mutter und kein Vater geben ihrem #ADHS Kind leichtfertig Ritalin. Für viele ist es der letzte Ausweg.
Wir sind sehr dankbar, dass unsere Familie von der medizinischen und psychiatrischen Forschung profitieren konnte. Und von Fachleuten an verschiedenen Stellen.
13/n
Wir müssen als Gesellschaft dafür sorgen, dass
a) die betroffenen (#ADHS, andere psychische Erkrankungen) einen einfachen Zugang zu adäquater Unterstützung haben.
b) die Diskussion um #ADHS und co wissenschaftlich fundiert statt ideologisch geführt wird.
14/14
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Massnahmen nützten nichts - sage ein wissenschaftliches Paper des National Bureau of Economic Research (NBER).
(Michael Bubendorf in der #srfarena von gestern)
Versuch einer Einordnung🧵(weil NBER und die Autoren glaubwürdig)
Spoiler: Genau das sagt das Papier nicht
1/n
Das Papier listet 4 stilisierte Fakten zu den Todesraten in der ersten Welle (!) der Pandemie.
So wird beispielsweise ausgeführt, dass die Todesrate in allen Gebieten nach 20-30 Tagen nach Auftreten von 25 Todesfällen wieder nahe bei 0 sei
Aus den Fakten zu den Todesraten aus der 1. Welle schliessen die Autoren, dass der Nutzen von Massnahmen überschätzt werden könnte, falls diese Fakten ausgeblendet werden.
Eine quantitative Analyse (wieviel Massnahmen nützten) oder Wirkungsmechanismen fehlen allerdings
3/n
#thread zur Kosten-Nutzen-Rechnung der schweizerischen #Covid19 Strategie
Prof @pietrovernazza in heutiger @Sonntagszeitung: «Ich habe aber noch nie eine Kosten-Nutzen-Rechnung der aktuellen Strategie gesehen.»
Das hat Gründe (und ist so auch nicht ganz korrekt)
1/18
In Medizin, Rechtsprechung und Ökonomie ist es nicht unüblich, Kosten-Nutzen-Analysen mit Menschenleben zu machen.
Etwas verkürzt: Der Wert einen Lebensjahrs (zBsp gemessen in #QALY (flexikon.doccheck.com/de/QALY)) wird Kosten gegenübergestellt (Medikamente, Schadenersatz…)
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Was auf der individuellen Ebene funktioniert (auch wenn es befremden mag), ist in einer gesamtwirtschaftlichen Situation sehr viel schwieriger.