Im @zdfmagazin wurde gestern von @janboehm Kritik an Wein geübt.
Natürlich satirisch und auf Unterhaltung getrimmt, aber bzgl. der Herstellung möchte ich trotzdem ein paar Dinge einordnen bzw. korrigieren. #ohrenkneiferschorle ⬇️ 1/10
Auch ich finde es ziemlich unpassend, dass Wein oft als "absolutes Naturprodukt“ beworben wird.
Vor allem deshalb, weil die damit verbundenen Vorstellungen an der Realität vorbeigehen & das nicht nur bei Wein, sondern bei sehr vielen Lebensmitteln. 2/10
Das ist aber nichts pauschal Schlechtes.
Und, wie schon so oft betont, es ist auch absolut notwendig dass sich Verbraucher:innen von der Vorstellung „natürlich = automatisch gut“ lösen.
Aber dem stehen einige Aspekte des Berichts entgegen. 3/10
So finde ich es unnötig, Ekel vor der Klärung erzeugen. Ja, Gelatine etc. kann zur Klärung eingesetzt werden.
Es gibt auch sehr viele, tatsächlich häufiger eingesetzte Möglichkeiten, zB Bentonit (Tonmineral), Milchproteine, Polymerharze (PVPP) oder Ultrafiltration. 4/10
Und Wein wird nicht geklärt, um die Ohrenkneifer abzutrennen, sondern um Proteine & bestimmte Phenole zu entfernen und ihn dadurch zu stabilisieren.
Und hier müssen wir uns auch wieder klar machen:
Lange Haltbarkeit heißt weniger Abfälle & effizientere Ressourcennutzung. 5/10
Dann noch die Sache mit den zugesetzten Hefen und Enzymen.
Hier wird aus meiner Sicht ein falscher Eindruck vermittelt:
Klar, mit modernen Hefen kann man viel machen, aber man kann nicht Wein aus Spülwasser machen. Gute Trauben braucht es trotzdem. 6/10
Und ja, bei der Weinherstellung werden inzwischen sehr viele Enzyme verwendet.
Aber ich sehe nicht, wieso das etwas Schlechtes sein soll. Sie liefern eine höhere Mostausbeute (ressourcenschonend) und helfen, ein sensorisch ansprechendes Produkt herzustellen. 7/10
Verzichten wir auf solche Werkzeuge, bedeutet das wiederum mehr Abfälle.
Das Zeigen von Gefahrstoffsymbolen im eingeblendeten Bericht ist, sorry, schlicht lächerlich. Das dient (leider wieder mal) dazu, Angst vor Dingen zu schüren, vor denen man keine Angst haben muss. 8/10
Zu den vielen in Wein einsetzbaren Zusatzstoffen:
Man sollte, wie schon oft gesagt, hier nicht verallgemeinern. Viele werden für eine bessere Stabilität und Haltbarkeit eingesetzt.
Ich denke aber auch, dass man bei Wein mal über eine Zutatenliste nachdenken sollte. 9/10
Aber ganz wichtig:
Der Einsatz von Zusatz- und Hilfsstoffen macht ein Produkt nicht generell schlecht.
Die Menschen müssen anfangen zu verstehen, dass gute und sichere Lebensmittel einem nicht einfach in den Schoß fallen. 10/10
Eine Ergänzung/Korrektur:
Bei der Klärung werden Trubstoffe entfernt.
Die Entfernung von (löslichen) Bestandteilen für die Verbesserung von Stabilität, Haltbarkeit & Geschmack wird Schönung genannt.
Es gibt hier auch Überschneidungen, hätte ich aber differenzieren sollen. 11/10
Korrektur:
Die Klärung dient zur Abtrennung von Trubstoffen, hier bin ich schon zur Schönung weitergesprungen (siehe auch Tweet 11). Letztendlich wird auch im Beitrag von Klärung gesprochen, obwohl Schönung gemeint ist.
Da war ich gedanklich schon weiter bzw. etwas abwesend 🙂
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Dass mancher Weizen mit einem niedrigeren Proteingehalt zum Backen geeignet ist, ist nun nichts Neues.
Aber es gibt ein ganz zentrales Problem, das mir in der gesamten Diskussion viel zu kurz kommt:
Die Backqualität ist chemisch-analytisch enorm schwierig zu erfassen. ⬇️1/6
Und ohne einen analytischen Parameter, der ausreichend Sicherheit für eine bestimmte Qualität gibt, nützt uns zT backbarer Futterweizen eher wenig, denn viele Abnehmer des Weizens werden sich sicherheitshalber weiter auf Weizen mit einem hohen Proteingehalt verlassen. 2/6
Denn ansonsten könnte es zB dazu kommen, dass eine Mühle Mehl produziert, welches letztendlich nicht zum Backen geeignet ist und deshalb nicht verkauft werden kann. Das Resultat wäre großer finanzieller Schaden. 3/6
Gerade werden wieder fleißig Früchte zu Marmelade & Konfitüre eingekocht.
Dabei sehr wichtig: Gelierzucker, denn dieser sorgt für die Textur und Haltbarkeit.
Aber warum? Und wozu sind die einzelnen Zutaten in den verschiedenen Gelierzuckerarten drin? ⬇️ 1/18
Zunächst wollen wir die einzelnen Zutaten / Zusatzstoffe anschauen, die in Gelierzucker enthalten sind.
Der zentralste Stoff ist das Pektin, ein in der Natur weit verbreiteter Mehrfachzucker, der in isolierter Form als Zusatzstoff, meist als Geliermittel, eingesetzt wird. 2/18
Isoliert wird Pektin aus Rohstoffen wie Citrus- oder Apfeltrester, die als Reste bei der Saftgewinnung anfallen.
Auch alle Früchte enthalten einen gewissen Anteil an Pektin in ihren Zellwänden, der in diesen allerdings zu einem größeren Anteil „festhängt“. 3/18
Einige Hersteller kennzeichnen Essig/Essigessenz mit "biologisch gewonnen".
Warum?
Die entscheidende Komponente von Essig(essenz), die Essigsäure, kann auf zwei Arten hergestellt werden: "Chemisch" oder über Fermentation von alkoholischen Lösungen mit Essigsäurebakterien. ⬇️ 1/6
Die chemischen Prozesse sind sehr divers, bei der fermentativen Herstellung wird immer Ethanol zu Essigsäure oxidiert.
Natürlich hat man durch die Mikroorganismen noch diverse andere Bestandteile.
Daher ist es sicher legitim, auf die fermentative Herstellung zu verweisen. 2/6
Die Formulierung ist hier natürlich der Knackpunkt.
"Biologisch gewonnen" könnte ggf. in Verbindung mit einem Bio-Lebensmittel gebracht werden. Allerdings ist die Aussage bei einer mikrobiologischen Herstellung eigentlich nicht ganz unpassend (wissenschaftlich gesehen). 3/6
Nun hatte ich schon zwei Interviews mit der WELT.
Diese Woche wird es noch ein Radiointerview geben (bald Näheres).
Wie kam es dazu und was ist mir bei Interviews wichtig?
Wird das jetzt zur Regel?
Was ist meine Motivation?
Ein paar meiner Gedanken zur #Wisskomm. 1/9
Warum habe ich bisher nur Interviews bei der Welt gegeben?
Erstmal hatte ich (zumindest vor meinem ersten Interview dort) ansonsten bisher nicht wirklich passende Interviewanfragen 😉 2/9
Viel wichtiger aber:
Weil es thematisch gepasst hat und weil auch sonst die Voraussetzungen gestimmt haben.
So durfte ich die Interviews vor der Veröffentlichung lesen und überarbeiten, so dass letztendlich auch beide Seiten damit zufrieden sind. 3/9
Der zentrale Aspekt beim #Separatorenfleisch ist letztendlich die neue Nachweismethode.
Aber wie funktioniert die Methode und wie spezifisch bzw. aussagekräftig ist sie?
Ein Überblick anhand der zur Methode veröffentlichten Studie. 1/19 ⬇️
Die Methode wurde in einem Fachjournal mit Peer-Review veröffentlicht (Wilhelm et al. Food Analytical Methods 2022, 15, 1899-1908).
Das generelle Prinzip ist, ein Bindegewebsprotein nachzuweisen, das nur im Bindegewebe der Bandscheibe und in Knorpeln vorkommt. 2/19
Bei der Gewinnung von Separatorenfleisch werden manuell schwer zu zerlegende Teile der Tiere (wie bspw. die Bandscheibe) unter Druck durch eine Art Sieb gepresst.
An diesem bleiben Knochen hängen und weiche Bestandteile treten aus. 3/19
Nun ein bisschen was zu MOSH & MOAH oder einfacher gesagt, Mineralölkontaminationen in Lebensmitteln, die u.a. @foodwatch_de (s.u.) neulich gefunden hat.
Was sind das für Substanzen, sind sie gefährlich, wie kommen Sie in Lebensmittel und wie lässt sich das verhindern? 1/20 ⬇️
Die Unterteilung der Mineralöle in diese zwei seltsam klingenden Fraktionen basiert auf bestimmten chemischen Merkmalen.
Die Fraktionen sind nicht durch Einzelsubstanzen definiert, sondern es sind sehr komplexe Stoffgemische mit einer großen Vielzahl an Substanzen. 2/20
Die MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons) sind Mischungen sog. gesättigter Kohlenwasserstoffe, während die MOAH (mineral oil aromatic hydrocarbons) Mischungen aromatischer Kohlenwasserstoffe sind.
Für die Fans von Strukturformeln (😉) unten mal eine Zusammenstellung. 3/20