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Oct 26 12 tweets 4 min read
Schützt der angepasste #Booster (BA.4/5) besser vor den neuen Varianten als der ursprüngliche? Zwei Arbeiten lassen vermuten, dass dem nicht so ist. Gestern und vorgestern als Pre-Print erschienen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Schau ma uns die Burschen mal an. 1/11
Studie 1: Alle ProbandInnen waren 3x mit dem ursprünglichen Impfstoff geimpft und erhielten als 4te Dosis entweder den ursprünglichen (blau), oder den BA.4/5 angepassten Impfstoff (rot). Eingeringelt: Neutralisierende Antikörper (AK) gegen BA.4/5 (derzeit dominant). 2/11
Der ursprüngliche und der BA.4/5 angepasste Impfstoff rufen ähnlich hohe AK Level gegen BA.4/5 hervor. Obacht: Hier wurde mit Pseudoviren gearbeitet. Die Resultate sind nicht immer gut auf echte Viren übertragbar. Gemessen 3-5 Wochen nach dem Booster. Das wird noch wichtig. 3/11
Studie 2: Gleiches Spiel. Der nicht-angepasste Impfstoff (links) erzielt ähnliche hohe neutralisierende AK Level gegen BA.5 wie der angepasste (rechts). Auch hier: Pseudovirus, gemessen etwa 3-5 Wochen nach dem Booster. 4/11
Eine große Überraschung ist das nicht, habe ich schon vor 2 Monaten anklingen lassen.

Als Grund dahinter vermutet man „Immunprägung“. Manche sagen dazu auch „Antigen Erbsünde“, auch wenn ich letzteren Begriff blöd finde. 5/11
Salopp gesagt bedeutet Immunprägung folgendes: AK werden von B-Zellen hergestellt. Kommt unser Immunsystem mit einem neuen Erreger in Kontakt, muss es zuerst mühsam passende B-Zellen entwickeln, um entsprechende AK produzieren zu können. Das braucht Zeit. 6/11
Findet erneut Kontakt mit dem Erreger statt, startet dieser Prozess nicht bei null. Auch nicht, wenn sich der Erreger verändert hat (Original Virus vs. BA.4/5). Stattdessen greift der Körper zuerst auf bereits vorhandene B-Zellen zurück. Geht schneller, schützt ebenfalls. 7/11
Das trifft nicht nur auf Infektionen zu, sondern auch auf Impfungen. Zuerst werden die Antikörper abgefeuert, die bereits startklar sind. Das schließt aber nicht aus, dass unter den B-Zellen ein Nachreifungsprozess angestoßen wird, der länger als 3-5 Wochen benötigen kann. 8/11
Bei BA.1 hat sich gezeigt, dass 4 Wochen nach einer Durchbruchsinfektion kaum BA.1 spezifische AK gebildet werden, sondern mehr von den ursprünglichen. Misst man aber 6 Monate später, reagieren die B-Zellen gezielter auf BA.1 -> Nachreifung. 9/11
Schaut man genau, erkennt man in beiden anfänglichen Arbeiten einen leichten Trend zu einem besseren Abschneiden des BA.4/5 Boosters gegenüber BA.5. Nichts Signifikantes und nichts, dass man überinterpretieren darf. Aber es könnte ein beginnender Reifungsprozess sein. 10/11
Ob- und inwiefern der angepasste Booster wirksamer ist als der ursprüngliche, wird sich erst zeigen. Die nächste dominante Variante wird vermutlich BQ.1.1, ein Nachfahre von BA.5. In meinen Augen ist der BA.4/5 Booster derzeit die beste Wahl. Habe ihn mir auch schon gegönnt 11/11

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Sep 14
Die angepassten Booster (BA.1, BA.4/5) sehen vielversprechend aus! Maus Studie, allerdings mit menschlichem Rezeptor (hACE2). Hilfreiche Arbeit, weil wir bezüglich BA.4/5 Booster beim Menschen wenig Wirksamkeits-Daten haben, er aber bald verfügbar ist. biorxiv.org/content/10.110… 1/7
Mäuse waren 2x mit dem ursprünglichen, nicht angepassten Impfstoff geimpft (mRNA-1273). Nach 31 Wochen (~ 8 Monate) waren bei ihnen kaum noch neutralisierende Antikörper gegen die aktuelle Corona Variante BA.5 (orange, rechte Seite) nachweisbar. 2/7
Neutralisierende Antikörper gegen BA.5 (derzeit dominant). Schwarz = ungeimpfte Kontrolle. Die anderen Farben repräsentieren folgende Booster:
Rot: Kein Booster
Blau: Ursprünglicher, unangepasster Booster
Orange: BA.1 angepasster Booster
Violett: BA.4/5 angepasster Booster 3/7
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Sep 1
Booster vs. Infektion - Gut, dass rechtzeitig vor dem Herbst damit begonnen wird, über den 4ten Stiches zu sprechen. Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist, weshalb durchgemachte Infektionen dabei quasi ignoriert werden. Und zwar aus den folgenden zwei Gründen. [1/6]
1) Es ist gut belegt, dass hybride Immunität, also 3 Impfdosen + Infektion, den besten Schutz bieten. (Hier: BA.2 – wenig BA.4/5 Daten) Natürlich kein Fehler den Schutz weiter zu verbessern, aber weshalb Infektion & Booster nicht gleichgestellt sind, leuchtet mir nicht ein. [2/6]
2) Ein Pre-Print legt nahe, dass Booster weniger Wirkung erzielen, wenn innerhalb von 2 Monaten davor eine Infektion stattfand. Obacht – kleine Studie (n=66) und es ging um die 3. Dosis. Aber Infektionen beim Impfschema völlig auszublenden erscheint mir nicht sinnvoll. [3/6]
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Mar 14
Was SARS-CoV-2 so unberechenbar macht und weshalb die Impfung trotz- bzw. aufgrund von #Omicron so wichtig ist: Wir können uns trotz hoher Zahlen viele Freiheiten leisten. Mitunter weil Omicron milder ist als die Varianten davor. Gut so, Party! Aber hier ist das Problem. [1/8]
Bei vielen Viren verläuft die Evolution Leiter-artig (links). Dabei ist die neue Variante eine „Weiterentwicklung“ der Variante, die davor dominant war. Eine gut vorhersehbare Entwicklung. Bei SARS-CoV-2 sieht der Stammbaum jedoch chaotischer aus (rechts, schematisch). [2/8] Image
Es ist nicht gesagt, dass die nächste Variante ein Abkömmling von Omicron sein wird. Ebenso könnte es eine ansteckendere Version der deutlich virulenteren Delta Variante sein. Oder etwas gänzlich Neues das sich mit Updates von ganz hinten im Stammbaum an die Spitze kämpft. [3/8]
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Feb 10
Die Geschichte des letzten Pocken Opfers liest sich wie 1 Thriller. Janet Parker war Fotografin an einer Uni in England. Dort wurde auch mit Pocken geforscht, die in der Außenwelt bereits ausgerottet waren. [1/4]
Allerdings gelangten Pockenviren als Aerosol über einen Luftkanal in die Dunkelkammer, in der Parker ihre Fotos entwickelte. Sie infizierte sich und verstarb. Davor steckte sie ihre Mutter an, die jedoch überlebte. [2/4]
Ihr Vater wurde nicht infiziert. Als er jedoch die sterbende Janet im Krankenhaus besuchte, erlitt er einen Herzinfarkt und starb ebenfalls. [3/4]
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Jan 31
Unendlich spannende Daten zur #Omikron Subvariante BA.2, die sich vermutlich gegen die derzeit dominante BA.1 Variante durchsetzen wird. Infektionsanfälligkeit, Weitergabe, usw. - Arbeit aus Dänemark mit tausenden Haushalts Infektionen medrxiv.org/content/10.110… [1/5]
BA.2 entkommt dem Immunschutz noch etwas besser als BA.1 und dürfte auch ansteckender sein. Sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte sind für BA.2 deutlich anfällige als für BA.1. In absoluten Zahlen stecken sich Geboosterte trotzdem etwas seltener an. [2/5]
Besonders spannend: Im Vergleich zu BA.1 geben Ungeimpfte BA.2 bei Haushaltskontakten deutlich häufiger weiter. Infizieren sich jedoch Geimpfte mit BA.2 geben sie es nicht häufiger weiter. Laut diesen Daten sogar seltener. [3/5]
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Jan 16
Covid vs. Kinderlähmung: Die allermeisten Infektionen mit dem Poliovirus (Kinderlähmung) verliefen asymptomatisch. Wenn Symptome auftraten, dann überwiegend Halsschmerzen, Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen. Nach 2 Wochen bei fast allen vollständig ausgeheilt. [1/4]
Nur in 0,5% aller Fälle konnte das Virus das Nervensystem befallen. Und von diesen 0,5% wiederum verstarb nur ein kleiner Prozentsatz. Zum Vergleich: Bevor es die Impfstoffe gab, schwankte die Covid19 Infektionssterblichkeit in D zwischen 0,5 und 2%. bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.11… [2/4]
Am Höhepunkt in den 1940ern und 50ern wurden pro Jahr etwa eine halbe Million Menschen durch Polio gelähmt oder verstarben. Covid19 hat global bisher zwischen 5 (bestätigte Fälle) und 18 (Übersterblichkeit) Millionen Menschen getötet. Gut erklärt: bbc.co.uk/programmes/p0b… [3/4]
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