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Nov 6, 2022 17 tweets 3 min read Read on X
Ich finde die Aktienrente nicht den großen Skandel. Das wäre sie nur, wenn sie zulasten des Umlageverfahrens gehen würde. Das ist aber derzeit nicht absehbar und kann auch von Lindners Koalitionspartnern verhindert werden. 🧵
Es ist nicht so, dass das Geld aus der Rentenversicherung kommt. Das geht auch gar nicht denn die Beiträge werden ja an die aktuellen Rentner ausgezahlt. Dort würde also eine Lücke entstehen, die durch höhere Beitragssätze gedeckt werden müsste.
Dann wäre das Modell in der Tat abzulehnen. Es wäre dann eine Art staatlich verordnetes Zwangssparen.Der Plan ist aber einen Kapitalstock durch zusätzliche Kreditaufnahme des Bundes aufzubauen.
Man würde also von der Differenz der Rendite am Kapitalmarkt zum risikolosen Zins von Bundesanleihen profitieren. Ich sehe keinen Grund das nicht in einem bestimmten Umfang zu tun. Es ist allemal besser als den Leuten zu erzählen sie mögen endlich mehr sparen und ...
dieses Geld an der Börse anlegen. Friedrich Merz tut das ständig. Er verkennt dabei, dass der Staat große Summen breit gestreut anlegen kann und damit das Risiko streuen. Private Anleger können das weniger gut. Eine höhere private Sparquote ist gesamtwirtschaftlich ...
auch nicht unbedingt wünschenswert und bringt auch Verteilungsprobleme mit sich. Sparen ist bei vielen eine Art Restgröße nach den nötigen Ausgaben. Die ist bei vielen Null. Und zwar ausgerechnet bei Denen, deren Löhne (Rentenanspruch) ebenfalls gering sind.
Natürlich muss man trotzdem darauf achten, dass die Aktienrente nicht indirekt eingesetzt wird um das Umlageverfahren zu schwächen. Das ist aber nicht zwingend und kann von den Koalitionsparnern verhindert werden.
Der Streit um Rentenniveau, Beitragssätze, Steuerzuschüsse, Eintrittsalter ist damit nicht entschieden und diese Koalition wird m.E. auch kaum in der Lage sein hier Veränderungen vorzunehmen, weil man inhaltlich zu weit entfernt ist.
Und klar: Besser als Aktienrente wäre es das Umlageverfahren breiter aufzustellen und auch auch Kapitaleinkommen einzubeziehen. Es wundert aber vermutlich Niemanden, dass dies in einer Koalition mit der FDP (wie auch mit der CDU) nicht umsetzbar ist.
Von grüner Seite gibt es übrigens einen Vorschlag zur Reorganisation der bestehenden Kapitadeckung in der dritten Säule. Ein öffentlich verwalteter Fonds soll die privaten Versicherungen ablösen.gruene.de/artikel/ein-bu…
Riester ist gescheitert. Produkte mit niedrigen Renditen und hohen Kosten, die nicht für die Anleger sondern für die Anbieter gut sind.DIW: "„riestern“ ist
oft nicht besser als das Geld in den
sparstrumpf zu stecken" diw.de/documents/publ…
Was wir tatsächlich tun ist diese private Vorsorge zusätzlich auf Kosten der Allgemeinheit zu fördern. Das wird dann sogar überproportional von Menschen in Anspruch genommen, die es weniger benötigen: diw.de/documents/publ…
In Schweden gibt es einen solchen öffentlich verwalteten Fonds. Man zahlt dort automatisch ein, kann aber jederzeit widersprechen, wenn man lieber selbst oder gar nicht anlegen möchte. Die meisten Menschen widersprechen nicht
Das spart die bei privaten Lösungen hohen Vertriebskosten. Diese verteuern die Produkte. Wir können aber umgekehrt nicht sehen, dass dieser Wettbewerb bei Riester zu besseren Produkten geführt hätten. Im Gegenteil funktioniert der Markt (Informationsasymmetrien) nicht.
Ziel ist auch hier nicht, dass die Leute mehr sparen. Vielmehr soll besser angelegt werden. Die Idee ist also, dass das Geschäft von den privaten Versicherungen zu einer öffentlichen Insitution verlagert wird. Der Widerstand ist ensprechend groß.
Aber immerhin gibt es einen Prüfauftrag im Koalitionsvertrag, der bearbeitet werden wird. #Aktienrente #renten #EconTwitter @finanzwende @vzbv @W_SK
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