Der Vortrag von Prof. Kleinschnitz über "#LongCovid - Fakt oder Fiktion?" auf der #Neurowoche, in dem er von mir autorisierte Filme / Laborwerte zeigt (Video ab 18:00), ist ein gutes Beispiel für die Argumentationsmuster der arroganzbasierten Medizin. 1/20
2/20 Die Absurditäten fangen schon damit an, dass er in einer Grundsatzdiskussion über #LongCovid einen #MECFS-Patienten zeigt, der noch nie mit Covid-19 infiziert war und nie behauptet hatte, Long Covid zu haben. Trotz tausender Long-Covid-Patienten an der Essener Ambulanz?
3/20 Einen Spezialfall als repräsentativ darzustellen, um die Nicht-Existenz einer somatischen Krankheit nachzuweisen, ist natürlich sowieso unwissenschaftlicher Unfug. Ein Spezialfall kann dazu dienen, eine Existenz *nachzuweisen*, aber niemals, sie zu widerlegen.
4/20 Kleinschnitz erwähnt nicht, dass zwei dieser Filme von 2019 sind, und kennt ihren Kontext nicht (Torkeln nach monatelangem Liquorstau, dann spastische Zuckungen als Folge einer Lumbalpunktion, die im Laufe von Tagen wieder verschwanden; hat beides nichts mit ME/CFS zu tun).
5/20 Er interpretiert den Film, in dem ich meine Schwäche demonstriere, vollkommen falsch, indem er annimmt, ich würde "zusammenbrechen". Nein, ich habe mich 1x absichtlich hingelegt, da vertikale Bewegungen viel mehr Kraft kosten und man die Schwäche viel deutlicher sehen kann.
6/20 Überhaupt kennt Kleinschnitz meinen Krankheitshintergrund nicht, die vorhandenen Befunde usw. Er kennt nur die 3 Filme und die 4 exemplarischen Befunde, die ich schnell angehängt hatte. Trotzdem erlaubt er sich ein aus der Hüfte geschossenes Urteil: funktionelle Störung.
7/20 Die vorliegen Befunde (2x IMD Berlin, 1x Enterosan, 1x MMD Magdeburg, alles von Schulmedizinern) diskreditiert er z.T. durch abfälligen Tonfall, z.T. als "Heilpraktiker"-Befunde, womit er an die kollektive Arroganz der Zuhörerschaft gegenüber Nicht-Medizinern appelliert.
8/20 Kleinschnitz hat nicht die geringste Ahnung, warum diese Werte um Faktor 4 bis 95 (!!) über/unter den Grenzwerten liegen. Z.T. kennt er nicht einmal die verwendeten Analysemethoden, aber es reicht ihm, diese durch vage Spekulationen abzuwerten.
9/20 Die entscheidende Frage ist doch: Gibt es körperlich gesunde Menschen mit solchen Werten? Diese Frage kann Kleinschnitz nicht beantworten. Indem die Labore mich sehr weit außerhalb der Norm einordnen (Faktor 95!), sagen sie: Nein, Gesunde haben solche Werte eindeutig nicht.
10/20 Auf seine vollkommene Ahnungslosigkeit reagiert er aber nicht wie ein Wissenschaftler, der versucht, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, sondern überspielt sein Unwissen, indem er sich pauschal über die Untersuchungen mokiert. "Praktisch", dass man sie kaum lesen kann.
11/20 Auch das "Syndrom der dicken Akte" kommt zur Sprache. Dass mehrere Ärzte nichts gefunden haben, zählt für diese Leute als Beweis, dass man keine echte Krankheit haben kann. Dass zahlreiche Ärzte kollektiv versagt und ein Leben ruiniert haben, können sie nicht akzeptieren.
12/20 Für eine psychosomatische oder "funktionelle" Diagnose reicht Herrn Kleinschnitz, sich 3 kurze Filmchen ohne Kontext anzugucken + sich über Laborwerte lustig zu machen, ohne sie im Detail zu betrachten. Die sonst immer eingeforderte Evidenz ist hierfür nicht erforderlich.
13/20 Ärzte, die schwer kranken Patienten reflexartig und ohne Sinn und Verstand psychische Diagnosen anhängen wollen, sagen damit mehr über sich selbst aus: Sie offenbaren eine leidige Überheblichkeit und tiefe Verachtung gegenüber ihren Patienten.
14/20 Dahinter steht letztlich die Einstellung, eine Psychotherapie solle dem Patienten endlich austreiben, die ärztliche Kompetenz indirekt infrage zu stellen, indem er auf einer körperlichen Krankheit beharrt, obwohl die Ärzte nichts Klares finden.
15/20 Dass die gespielte Sorge um den Patienten dabei nur Fassade ist, hat Kleinschnitz u.a. mit seinem Retweet von Reichelt gezeigt und auch mit seinen Aussagen über Beamte / Selbstständige. Long Covid als ein vermeintliches "Blaumachen" fauler Beamter.
16/20 Hier wird offensichtlich, dass #LongCovid für Kleinschnitz keine echte Krankheit ist, sondern eine *Entscheidung* des Patienten: Selbstständige können es sich nicht erlauben, also "bekommen" sie kein Long Covid.
17/20 Die Wahrheit ist, dass es diesen Leuten vollkommen egal ist, ob wir unter permanenten Qualen in unseren Betten dahinvegetieren oder zugrunde gehen. Es ist ihnen wichtiger, selbst gut dazustehen oder sogar in die Zeitung und ins Fernsehen zu kommen.
18/20 Den fanatischen Anhängern psychosomatischer Ausschlussdiagnosen fehlt die Weisheit, um zu erkennen, wie grob die Diagnostik von 2022 immer noch ist + dass die Menschen in 200 Jahren ähnlich verächtlich auf uns zurückblicken werden wie wir auf die Medizin von vor 200 Jahren.
19/20 Nicht die Patienten sind es, die Psychotherapie brauchen, sondern die Psycho-Ärzte selbst, die in einem kollektiven Perfektions- und Präzisionswahn gefangen sind, mit dem sie ihr Selbstbild von Medizinern als einer allen anderen überlegenen Kaste schützen. #MECFS#LongCovid
20/20 Ich möchte dabei immer wieder betonen, dass das kein Pauschalangriff auf Ärzte sein soll. Ich schätze die Arbeit engagierter Ärzte sehr und habe niemals jemandem einen Vorwurf gemacht, der sich ehrlich um mich bemüht hat, aber "nicht den richtigen Riecher" o.Ä. hatte.
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Der alltägliche Behördenirrsinn bei #MECFS: Heute habe ich meinen Bescheid über einen Antrag auf Schwerbehinderung (vom 4.3.22) bekommen. Ergebnis ist ein GdB von 30 für eine "psychische Störung", die ich gar nicht habe, aber Bettlägerigkeit ist praktisch egal. 1/9
2/9 Der Typ, der hier aus Spaß Gartenarbeit macht, hat einen GdB von 100. Meine Mutter, die mich seit Jahren pflegt + weite Strecken gehen sowie Auto fahren kann, hat 50. Und ich selbst bekomme als weitgehend Bettlägeriger mit quälenden chronischen Schmerzen gar nichts.
3/9 So sieht übrigens laut @sozialbehoerde "kerngesund" aus (bzw. 30 aus "psychischen" Gründen). GdB soll eingeschränkte Möglichkeiten zur Teilhabe am Leben beschreiben, oder nicht? Gelten Tote hier ebenfalls als kerngesund? Oder als depressiv, weil sie so antriebslos wirken?
Service-🧵zu ME/CFS: "Chronisches Fatigue-Syndrom" (CFS) war ein irreführender Kampfname, den das amerikanische CDC für die "Myalgische Enzephalomyelitis" (ME) vergeben hat, um die Schwere der Krankheit herunterzuspielen. Mit Erschöpfung hat ME/CFS wenig zu tun. 1/7
2/7 In meinem Fall bedeutet ME/CFS z.B. 95% Bettlägerigkeit durch extreme Schwäche, permanent sehr unangenehm brennende Schmerzen in sämtlichen Arm- und Beinmuskeln und massive kognitive Einschränkungen (Denk- und Erinnerungsvermögen, Emotionen, Doppelbilder, starkes Torkeln).
3/7 Sehr schwer Betroffene müssen in abgedunkelten Zimmern in absoluter Stille liegen, da sie sehr reizempfindlich sind, manche können nicht mehr sprechen und müssen künstlich ernährt werden. Und oft sind mit ME/CFS weitere Krankheitsbilder verbunden, wie POTS und MCAS.
My collection of absurdities on my way to #MECFS diagnosis. 🧵 This was in 11/2019 when I was much stronger than now. After reading a 3-months-old diagnosis "somatization disorder", a young neurologist diagnosed "deteriorated walk in the context of somatization disorder". 1/31
After a lumbar puncture I developed these spastic convulsions in addition to feeling electric shocks in my teeth, foot etc. once per second. The doctors claimed it had to be psychosomatic. How plausible is it that some unknown inner conflict manifests directly after LP? 2/31
The most bizarre thing is that medical experts refuse to see what everybody can see: I'm extremely weak, barely able to move, and in constant pain. But they believe their numbers on a piece of paper more than their own eyes. I had been a good long-distance runner before. 3/31
Vor 3 Jahren hatte ich ein schönes, stressfreies Leben, einen guten Job und keine nennenswerten Probleme. Ein Jahr später war ich bettlägerig, extrem schwach, mit permanent unangenehm brennenden Armen + Beinen, Taumelschwindel und erheblich verminderter Hirnfunktion. #MECFS 1/40
2/40 Angefangen hatte es im November 2018 mit krampfartigen Bauchschmerzen, Schulterentzündung, plötzlichem Gewichtsverlust (von 83 auf 70 kg in 4 Monaten). Erste Fehldiagnose: Magenschleimhautentzündung. Obwohl deutlich die Bauchspeicheldrüse weh tat.
3/40 Monatelang zunehmende Schwäche, nicht richtig arbeitende Verdauung, immer wieder erhöhte Temperatur, Durchfälle, unregelmäßige Stiche/Schmerzen an diversen Stellen. Von Arzt zu Arzt gerannt, nichts Klares gefunden. Immer mehr "psychosomatische" Diagnosen.