Die Anhänger*innen des Online-Prangers "Ich habe mitgemacht" ziehen sich gerne auf den Standpunkt zurück, dass die Seite keine "Menschenjagd" sei, sondern eine "dokumentiere". Als Feindesliste wollen sie den Pranger schon gar nicht verstanden wissen. Aber haut das hin? (1/14)
Offensichtlich ist, dass mit der Zitate-Sammlung auf der Seite eine Feindmarkierung erfolgt. Das ergibt sich aus dem Kontext, in den die Zitate gestellt werden, und hat nichts mit deren Inhalt zu tun. Diesen Kontext habe ich hier deutlich gemacht. (2/14) zvw.de/rems-murr-krei…
Ob wir es hier rechtlich gesehen mit einer Feindesliste zu tun haben, ist für mich als Nicht-Juristen nur schwer zu beurteilen. Entscheidend sind hier wohl drei Fragen, wenn ich die aktuelle Gesetzeslage richtig verstehe – lasse mich da aber gerne korrigieren. (3/14)
1. Welche personenbezogenen Daten werden veröffentlicht? 2. In welchem Kontext? (Das haben wir gerade geklärt) 3. Ist als Folge der Veröffentlichung der Liste zu befürchten, dass die darauf genannten Menschen Ziel von Straftaten werden? (4/14)
Punkt 1: Es werden Namen im Zusammenhang mit Beruf und häufig auch Arbeitsplatz veröffentlicht. Adressen dazu fehlen, ebenso wie Telefonnummern und andere Kontaktmöglichkeiten. Das ist weniger als bei mancher bekannten Feindeliste, aber es gibt durchaus Vergleichbares. (5/14)
Punkt 2: siehe oben.
Punkt 3: Hier muss ich ausholen. Denn hier ist wichtig, wer mit der Liste erreicht wird, und wie diese Adressaten reagieren.
Von Anfang an hat die #Querdenker-Szene diese Liste gefeiert und gepusht. Sie fand auf Twitter und Telegram rege Verbreitung. (6/14)
Dem Initiator Burkhard Müller-Ullrich und seiner Kontrafunk AG ist das wohl kaum entgangen. Er bietet #Querdenker*innen und Rechten regelmäßig eine Plattform. Auf meine Anfragen reagierte er bislang nicht. (7/14)
Nun war die Seite ein paar Tage nicht erreichbar. Auf Telegram bastelte ein #Querdenker aus der archivierten Liste deshalb ein PDF. Dieser #Querdenker nennt sich "Volker" und ist mir bei meinen Recherchen nicht zum ersten Mal begegnet. (8/14)
"Volker" hat Ende 2021 seine Follower*innen dazu aufgerufen, Adressen von Politiker*innen zu recherchieren und zu veröffentlichen. Sie sollten kein "unbeschwertes Leben führen". Daraufhin wurden Privatadressen in den Kommentaren veröffentlicht. (9/14)
"Volker" hat nicht nur eine große Reichweite und eine fast schon sektenartige Gefolgschaft, auch andere Szene-Kanäle wie z.B. der des Verschwörungsideologen Oliver Janich teilen den Beitrag mit der Liste. das PDF wird also unter #Querdenker*innen rumgereicht. (10/14)
Dass es in der Szene ein Gewaltpotenzial gibt, ist denke ich bekannt. Falls nicht, hört gerne mal in die verlinkte #BewegungsmelderPodcast-Folge rein.
Dass Feindeslisten teils sogar konkret eingefordert werden, zeigt ein aktuelles Beispiel. (11/14)
TW: Mordfantasien
In einem radikalen #Querdenker-Kanal wird explizit gefordert, "Datenbanken & Listen" anzulegen. "Wir kennen ihre Namen". Es wird darüber gesprochen, die Menschen, die hier entmenschlicht werden, auszuspionieren. Um sie dann zu erschießen. (12/14)
Für wen diese Jäger-Metaphern nicht offensichtlich genug sind, wird ein weiterer Post nachgeschoben. Es geht darin um den Film "The Terminal List", in dem ein Mann einer Verschwörung auf die Spur kommt, und alle Beteiligten auf eine Art "Todesliste" setzt. Ein "Vorbild". (13/14)
Wer Listen von Menschen anlegt und diese als "Täter" markiert, sollte sich klar machen, was das nach sich ziehen kann. Und wer das verteidigt, sollte wissen, was er da verteidigt. Dieser Thread sammelt nur ein paar Beispiele von vielen. (14/14) zvw.de/rems-murr-krei…
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Mein Morgen beginnt heute mit Beleidigungen, unterschwelligen Drohungen und Feindmarkierung.
Auslöser für den Hass (mal wieder): Dr. Heinrich Fiechtner, ehem. Landtagsabgeordneter, Ex-#AfD-Politiker und ein Kopf der regionalen #Querdenker-Szene.
Was ist passiert? (1/9)
Die #Querdenker-Szene hat gestern mitten in #Stuttgart einen Film gezeigt, der vor Fake News und Verschwörungserzählungen strotzt. Fiechtner war vor Ort, wie ein Video auf #Telegram belegt. Ich hatte im Vorfeld über die Veranstaltung geschrieben. (2/9)
Noch am Abend hat Fiechtner auf Telegram dann folgenden beleidigenden Beitrag abgesetzt, und dabei einen Screenshot meiner Autorenseite inklusive Foto (siehe erster Tweet) integriert. Man kann schon an den Emojis erahnen, wie der #Telegram-Mob reagierte. (3/9)
Exklusiv: Die #Querdenker-Szene will heute im Herzen von #Stuttgart einen Film voller Corona-Fake-News und Verschwörungsgeraune zeigen. Die Stadt hat "in enger Abstimung mit der Landespolizei" entschieden, das zuzulassen – und begründet das ausführlich. zvw.de/stuttgart-regi…
Kleiner Nachtrag:
"Kritik an der Coronapolitik, auch wenn es sich um Verschwörungstheorien handeln sollte, stellt noch keine unmittelbare Gefahr dar und ist von der Versammlungsfreiheit gedeckt", schreibt eine Sprecherin der Stadt.
Das Stichwort hier ist "unmittelbar". (1/3)
Natürlich kann man argumentieren, dass Menschen nicht tot umfallen, wenn sie eine Verschwörungserzählung hören. Aber natürlich bergen Verschwörungserzählungen Gefahren – die Stadt hat das auch nicht infrage gestellt. Belege dafür gibt es zahlreiche. (2/3)
Gestern haben die #Querdenker-Szene und die extreme Rechte in #Stuttgart eine Demo ausgerichtet, samt Kundgebung vor der Landesgeschäftsstelle der Grünen. Ich war vor Ort, um mir das live anzuschauen. Das hatte Folgen – ein Thread. (1/23)
Die Demo begann etwa 18.30 Uhr am Karlsplatz. Etwa 80 Leute zogen unter Polizeibegleitung durch die Innenstadt von Stuttgart. Viele bekannte Gesichter der Szene dabei. Aus dem #RemsMurrKreis waren die #Querdenker-Aktivisten Michael S. und Markus H. anwesend. Beide filmten. (2/23)
Der recht Aktivist Michael S. filmte oder fotografierte mich bei der Arbeit, wobei er offenbar versuchte, unauffällig zu wirken. Was nicht gelang. Wie zu erwarten war, landete noch am Abend ein Bild von mir auf Telegram. Feindmarkierung mit Ansage, also. (3/23)
In #Stuttgart demonstrieren heute wieder einmal die extreme Rechte und die #Querdenker-Szene gemeinsam. Für den Abend ist eine Demo mit dem #AfD-Bundestagsabgeordneten Dirk Spaniel, dem ehem. Landtagsabgeordneten Heinrich #Fiechtner (Ex-AfD) und Ralph Bühler angekündigt. /Thread
Dirk Spaniel suchte bereits in der Vergangenheit die Nähe zur #Querdenker-Szene. Am 14. April 2022 fand er in #Stuttgart lobende Worte für #Querdenken711, die Initiative von Michael #Ballweg, die schon damals vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. zvw.de/rems-murr-krei…
Mit Heinrich Fiechtner, der zuletzt wieder stärker die Nähe seiner ehemaligen Partei #AfD suchte, hatte ich bereits in der Vergangenheit zu tun. Fiechtner ist fester Bestandteil der regionalen #Querdenker-Szene und trat bundesweit auf Demos in Erscheinung. zvw.de/meinung/corona…
Die Initiative "Leuchtturm ARD" plant am Donnerstag Demonstrationen vor 50 Medienhäusern in Deutschland – Sendern, Rundfunkanstalten, Verlagen. Warum hier wohl wieder mal nur das eigene Feindbild gepflegt wird und was die #Querdenker-Szene damit zu tun hat – ein Thread. (1/11)
"Leuchtturm ARD" versteht sich als medienkritisches Aktionsbündnis. Man lehnt insbesondere den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ab und fordert, Beitragszahlungen einzustellen. Empfohlen werden stattdessen "Alternativmedien". Schauen wir drauf. (2/11)
Unter "Freie Presse" empfiehlt das Aktionsbündnis beispielsweise die #Querdenker-Zeitung "Demokratischer Widerstand", den rechten Radiosender "Kontrafunk" und andere Websites, die Desinformation, Verschwörungserzählungen und pro-russische Propagdanda verbreiten. (3/11)
Ich wurde zuletzt mehrfach gefragt, ob meiner Ansicht nach noch die Gefahr von Attentaten aus der #Querdenker-Szene besteht. Die kurze Antwort: Ja, ich fürchte schon.
Die lange Antwort folgt im Thread. (1/15)
In den letzten Monaten sind teils sehr konkrete Anschlagspläne mit Bezug zur #Querdenker-Szene bekannt geworden. Mordpläne gegen Sachsens Ministerpräsident Kretschmer zum Beispiel, Entführungs-Pläne gegen @Karl_Lauterbach, Terror-Pläne. [Abo-Text] (2/15) zvw.de/rems-murr-krei…
Die Pläne richten sich gegen gefestigte Feindbilder und entspringen einer Radikalisierung, die auch dann fortschreitet, wenn das öffentliche Interesse an der #Querdenker-Szene schwindet. Wie es gerade passiert. Das hat viel mit #Telegram zu tun. (3/15) zvw.de/rems-murr-krei…