"Klimaaktivist Tadzio Müller: 'Die #Klimabewegung ist VORERST besiegt & gescheitert'".
Leider hinterm @tagesspiegel-Paywall, daher hier als 🧵
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Herr Müller, Sie gelten als ein Vertreter radikaler Protestformen. Nach einer Blockade der „Letzten Generation“ in Berlin sind...
Sie durch einen Tweet aufgefallen.
TM: Meine Linie war immer: Gewaltfrei Regeln brechen und ungehorsam sein. Sie sprechen von meinem Tweet zum Unfall einer Radfahrerin am 31. Oktober.
Zunächst sah es so aus, dass Retter der Frau wegen der Aktion nicht rechtzeitig helfen...
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konnten. Sie schrieben: „Shit happens“.
Mein Tweet war richtig dämlich, völlig respekt- und empathielos. Ich konnte mich nur von ganzem Herzen entschuldigen und den Eintrag löschen. Auch danach erhielt ich noch Morddrohungen, wurde selbst als Mörder geschmäht. Den meisten
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meiner Kritiker:innen geht es nicht um die verstorbene Frau, sondern darum, den Klimaaktivismus als Ganzes zu delegitimieren.
Olaf Scholz fordert, dass Protest keine Menschenleben gefährdet.
So absolut formuliert ist das absurd! Natürlich tun Klimaaktivist:innen alles
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Mögliche dafür, dass keine Menschen gefährdet werden – es geht uns ja um die Unantastbarkeit menschlichen Lebens. Aber im Straßenverkehr werden ständig Menschen verletzt und getötet, eine allgemein akzeptierte Normalität. Falls im Rahmen der Proteste mal ein Unfall passieren
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wäre das eine unglaubliche Tragik, aber wir werden als Gesellschaft damit umgehen müssen.
Bringen Blockaden etwas, wenn sich so viele darüber ärgern?
Gerade hatte ich den Schornsteinfeger hier. Den Klimaprotest der „Letzten Generation“ findet er super, die Aktionsorte
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aber falsch. Eigentlich wissen alle von der Klimakrise, doch wir verdrängen, dass sie jeden Tag weiter eskaliert. Wir wollen nicht hören, dass Klimaschutz bedeutet, fossile Brennstoffe im Boden zu lassen, Wirtschaftswachstum zu reduzieren und Ressourcen in den globalen Süden
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umzuverteilen. Eine Lebensaufgabe, und daran erinnern die Blockade-Aktionen.
Was kann Aktivismus bewegen, dessen Adressaten weghören?
Mehr Informationen über die Klimakrise werden nicht zu besserem Klimaschutz führen, sondern zu stärkerer Verdrängung. Im Grunde ist
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effektiver Klimaschutz in Deutschland nicht zu machen. Der Reichtum kommt hierzulande nicht aus Energiewende-Technologien, sondern der Überproduktion fossiler Stadtpanzer durch die Autoindustrie. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ähnelt im Grunde einer unauflösbaren
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Drogenabhängigkeit.
Wie wird der Protest weitergehen, wenn er kein Gehör findet?
Es gibt die Eskalation in der Breite mit weiteren Aktionsorten und gleichen Mitteln. Das funktioniert aber eher mit Themen, die nicht so bekannt sind wie der Klimaschutz. Klima ist
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gesättigt. Eine weitere Demo ändert nichts. Wahrscheinlich werden Gerichtsstrafen härter ausfallen, wenn Kosten verursacht werden und der Verkehr steht. Dann gibt es die Möglichkeit einer vertikalen Eskalation: mehr Militanz, angefangen bei friedlicher Sabotage. Aber die
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Veränderung muss von der Mitte der Gesellschaft getragen werden.
„Wer Klimaschutz verhindert, schafft die grüne RAF“, haben Sie mal zum „Spiegel“ gesagt.
Mit dem RAF-Vergleich wollte ich lediglich darauf hinweisen, dass wir vor einer massiven Eskalation stehen. Doch
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die Idee, dass einige Tausend gut organisierte Proteste eine gesellschaftliche Grundstruktur verändern können, ist absurd. Aktivist:innen versuchen nur, uns alle etwas anzustupsen.
Aber wenn Aktivismus Verdrängung fördert, bräuchte sich niemand auf die Straße zu setzen.
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Die Klimabewegung ist vorerst besiegt und gescheitert, der Ball liegt wieder bei der Gesellschaft. Trotzdem ist es keine Option, kampflos aufzugeben. Was sollte ich denn sonst tun – sehenden Auges, aber stillschweigend in die Katastrophe stolpern? No way! Ich will kein
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Mitläufer eines zutiefst unmoralischen Systems sein. Jedes verhinderte Zehntelgrad Erwärmung rettet Menschenleben. Aktivismus ist für mich der einzige Ort, an dem ein ethisch erfülltes Leben noch möglich ist.
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Warum kann der Kapitalismus nicht das #Klima schützen?
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Guten Tag & willkommen im Anthropozän, im Zeitalter, in dem der Menschheit nicht nur klar wird, dass sie in ihrer industriellkapitalistisch hochgetunten Variante tatsächlich der stärkste geologische Veränderungsfaktor 1/x
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auf der Welt ist, sondern möglicherweise auch, dass auf einem endlichen Planeten unendliches Wachstum anzustreben, irgendwie eine dumme Idee ist.
Die Sache mit dem unendlichen Wachstum bringt uns natürlich gleich zur K-, zur Kapitalismusfrage, die lautet:
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ist es möglich, innerhalb einer kapitalistischen Weltwirtschaft das Klima zu schützen?
Das Grundproblem: Wachstum wohnt dem Kapitalismus notwendigerweise inne, es ist nicht das Resultat einer möglichen politischen Fixierung auf Zielgrößen wie z.B. das Bruttoinlandsprodukt
Die kaum versteckte Hoffnung rechter Trolle & Kommentatoren, die #Affenpocken mögen doch bitte das neue #AIDS sein, ist... für diese Arschlöcher total folgerichtig, weil alle notwendigen Elemente in der Story drin sind. Dazu & der actual Story of #HIV/AIDS 1 kurzer Thread 1/x
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Zuerst mal: was „wissen“ wir über die Affenpocken (AP), sprich, was wird in den gängigen Medien darüber erzählt, was ist der „Diskurs“?
- der Name: „Affen“ werden als whitesupremacist, rassistisches Stereotyp genutzt, vgl. rassistische Beleidigungen schwarzer Fußballspieler
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D.h., dass „Affe“ in der whitesupremacist Imaginary „Europas“ im Grunde „das dunkle Afrika“ (mit John Conrad: the Heart of Darkness) repräsentiert: „zurückgeblieben“, „unterentwickelt“, einfach: näher an „Wilden“, dem „Naturzustand“, den Weiße schon längst überwunden haben.