1/x Ein Video macht die Runde, welches zeigt, wie eine Autofahrerin eine Radfahrerin in einer Engstelle zum Halten zwingt. Radfahrerinnen kennen das, dass ihnen die Vorfahrt genommen wird. Damit alle wieder Freunde sein können, müssen die Parkplätze weg. Ein Thread wie es geht.
2/x Häufig sind die Fahrbahnen von Straßen zu schmal, damit sich Fahrzeuge an Engstellen begegnen könnten. Warten muss dann der, der das Hindernis auf seiner Seite hat. Das gilt auch, wenn einem eine Radfahrerin entgegen kommt, nicht nur bei Autos.
3/x Autofahrerinnen ignorieren das meist und halten drauf. Radfahrerinnen fahren gefährlich an den Fahrbahnrand, oder den Gehweg. Dadurch werden sie selbst und andere gefährdet. Geben sie nicht klein bei, dann werden sie zum Ziel von Aggression.
4/x Wie breit die "Restfahrbahn" sein muss, damit sich Radfahrerinnen und Autofahrerinnen begegnen können ist gesetzlich* geregelt. Die Rechtsgrundlage heißt Verwaltungsverordnung zur Straßenverkehrsordnung, kurz: VwV-StVO. verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_2601…
5/x Dort heißt es, dass in Einbahnstraßen unter 30kmh der Gegenverkehr mit dem Rad zugelassen werden soll. Die Straßenverkehrsbehörde müsste also aktiv begründen, warum sie die Öffnung NICHT möchte, denn der Bund hat geregelt, dass sie Straßen öffnen soll, wenn sie kann.
6/x Jetzt fragt ihr euch zu Recht, ob denn nicht der Radverkehr unterbunden werden müsste, wenn Autos eine Straße so eng zuparken, dass die Restfahrbahnbreite unterschritten wird. Wer muss da weichen, der Radverkehr, oder die parkenden Autos?
7/x Dafür haben wir in Niedersachsen ein Gesetz, das Straßengesetz! Dort ist in § 14 Gemeingebrauch bereits geregelt wer wichen muss: die parkenden Autos. In anderen Bundesländern ist es ähnlich.
8/x Jedes Verkehrsschild muss "ermessenfehlerfrei" angeordnet werden. Das heißt, die Entscheidung der Behörde darf nicht willkürlich erfolgen, sondern muss die gesetzlichen Regelungen beachten und im Zweifel fair abwägen.
9/x Wo eine "höhere" Ebene bereits diese Abwägung abschließend getroffen hat, darf die Behörde nicht anders entscheiden. Stehen also parkende Autos dem Radverkehr in "Gegenrichtung" im Weg, dann behindern sie als ruhender Verkehr den fließenden. Das ist verboten.
10/x In meinem Fall betrug die Restfahrbahnbreite nur noch etwas über 2,5m, das hat nicht mal mehr für Autos gereicht, diese fuhren über den Gehweg (der mal ein Radweg war und noch so wahrgenommen wird).
11/x Wie geht ihr nun vor?
Ihr schreibt der Verwaltung. 1. erklärt ihr, warum es ein Problem gibt. In meinem Fall fuhren 95% der Autos über den Gehweg, meine Kinder waren nicht sicher. An anderen Stellen ist meine Tochter gestürzt und hat gesagt, es sei für sie dort zu eng.
12/x Ihr wollt nicht § durchsetzen, sondern reale Probleme lösen. Am besten ist es, wenn euer Gegenüber versteht, dass es ein Problem gibt und sich selber des Problems annimmt.
Hier mal ein Beispielschreiben (ohne förmlichen Widerspruch).
13/x 2. schildert ihr, warum ihr betroffen seit. "Ich war an Tag xxxx-xx-xx um xxh erstmals in der X-Straße. Ich wollte als Radfahrer die Fahrbahn nutzen" oder "als Fußgänger den gehweg nutzen und kam nicht durch".
14/x 3. erläutert die Rechtslage aus eurer Sicht. Ihr macht klar, dass ihr euch nicht alles erzählen lasst, sondern Gesetze lesen könnt relevante Paragraphen zitieren könnt. Dass macht schon mal Eindruck. Ihr müsst nicht alles wissen, ihr seid Laien.
15/x Ihr müsst euch nicht rechtfertigen, die Behörde muss ihre Arbeit rechtfertigen. Nicht die Behörde hat einen Rechtsanspruch, sondern ihr als Bürgerinnen. Das wissen die auch.
16/x 5. baut eurem Gegenüber eine Goldene Brücke. Wie wäre die Situation für euch besser? Worüber sollte die Behörde mal nachdenken? Wären die Parkplätze weg, wäre das Problem auch behoben? Kann man sie anders anordnen? Hilft ein Poller? Ihr seid konstruktiv, lasst das erkennen.
17/x Meist kommt es dann zu einem Ortstermin mit der Behörde. Stellt euch darauf ein, dass euer Gegenüber diesen Ort zum ersten mal sieht und nur aus Karten und vom PC aus kennt. Nehmt einen Zollstock mit und messt mit ihnendie wichtigen Stellen nach.
18/x In meinem Fall endet es dann immer hier. Die Behörde sorgt für eine neue, abwägungsfehlerfreie Anordnung. Wenn das nicht passiert, dann steht euch der Weg vor ein Veraltungsgericht offen. Aber soweit musste ich nie gehen.
19/x Selten bin ich absolut zufrieden mit dem Ergebnis. Eine Fahrradstraße in der die Autos so parken, dass man sicher dort anderen Verkehrsteilnehmern begegnen kann ist toll. Besser wäre eine ohne Parkstände. Das ist das Ziel auf das ihr hinarbeiten könnt
20/x Hört auf Videos zu posten, wie ihr euch mit anderen Verkehrsteilnehmerinnen streitet, das bringt keine Verbesserung. SIe verstehen es nicht, ein Streit an der Windschutzscheibe ändert das nicht. Sie leiden unter #Carblindness
21/x Analysiert, wo das Problem liegt. Arbeitet an Lösungen. Sucht euch dazu Hilfe, z.B. beim @VCDeV oder @FahrradClub. Die kennen die Problemstellen eurer Stadt und arbeiten oft schon an Lösungen. UNterstützt euch.
20/x Kennt eure Rechte, oder sucht euch dafür Hilfe. Schreibt Politikerinnen und Menschen in der Verwaltung. Am Ende sterben die Parkplätze und ihr habt freie Bahn. Dann legt ihr euch ins Bett und schlaft mit einem Lächeln ein.
#Carblindness ist die Krankheit keine Autos sehen zu können. Ich habe ein paar Sheets dazu erstellt mit denen ich über diese Krankheit aufklären. Schreibt euch nicht ab, lernt Autos sehen.
Überall wo ich im Urlaub bin, sehe ich Rentnerinnen in Parks oder auf Straßen in Gruppen sitzen und die Zeit genießen oder totschlagen, aber in Deutschland nicht. Warum? Was fehlt?
In den Antworten war schon alles drin, was ich erhofft hatte und ein bisschen mehr, was mir neu war. Ich fasse mal zusammen.
Opportinität, also die Möglichkeit draußen zu sitzen. Das bedeutet auf der einen Seite, dass es Räume gibt, die qualitätvoll sind, die ich aber auch erreichen kann. Rentnerinnen sind oft nicht gut zu Fuß. Diese Räume in den Fotos liegen dicht an Wohnungen.
1 In Deutschland gibt es vier mal so viel Fläche für die #Autobahn die exklusiv nur für Autos reserviert ist, wie wir insgesamt an #Innenstadt haben. Es ist nur fair, wenn Innenstädte den Menschen vorbehalten sind.
2 Wir haben 2.054 Städte. Die meisten haben einen Kern mit um 1.000m Durchmesser. Sie sind so groß, weil das eine noch zu Fuß angenehme Distanz ist. Sie wurden für Fußgänger gebaut. Nicht für Fahrräder, nicht für Busse und Straßenbahnen und schon mal garnicht für Autos.
3 1.000m Durchmesser passen auch deshalb gut, weil niemand mehr als 500m zu Fuß gehen müsste um jeden Punkt einer Innenstadt erreichen zu können, wenn er mit dem Auto anreist. 5 Minuten Gehen ist zumutbar.
"Mehr Bäume in die Stadt!" ist eine beliebte Forderung. Aber wie setzt man das konkret um? Ein Beispiel aus der Praxis.
Anlass ist eine Nachverdichtung mit Wohnbauten in einem historischen Quartier. Die dafür gefällten Bäume müssen auf der verbliebenen Fläche ersetzt werden. Die Freianlagen sind denkmalgeschützt.
Viele Flächen scheinen leer und geeignet um Bäume zu pflanzen, sind es aber nicht. Leitungen, Standorte für geplante Fahrradabstellanlagen, Müllplätze, Wäschestangen etc. schränken die Planung ein. Spielplätze dagegen brauchen Bäume.
Zusammen mit @Stefan_Brix unserem GRÜNEN Bürgermeisterkandidaten für #Wolfenbüttel habe ich ein #Verkehrskonzept geschrieben. Ziel ist eine lebenswerte Stadt die sich dadurch auszeichnet, dass alle besser mobil sein können, aber mit weniger Konflikten untereinander.
Konkret:
👉 Eine weiche Fußgängerzone 💙 von der Auguststadt über den Schlossbereich, die Heinrichstadt bis zur #Juliusstadt. Die Quartiere außerhalb werden über ruhige Wege angeschlossen, damit Menschen jeden Alters und jeder Fähigkeit sicher zu Fuß gehen können.
👉 Eine #Fahrradzone 💚 im Kernbereich der Stadt die über #Fahrradstraßen mit den Ortsteilen verbunden ist. Die Fahrradstraßen sind meist ruhige Nebenstraßen. Einige dieser Korridore sollen #Radschbellweg werden, so dass sie attraktive Pendlerverbindungen werden.
Abreißen, neu bauen ist kein sinnvoller Weg um #Klimakrise schnell zu bekämpfen. Bauen setzt Emissionen frei. Daher sollte man Gebäude erhalten, schnell sanieren und die Restenergie erneuerbar bereitstellen. Notwendige Neubauten müssen mehr Energie produzieren als verbrauchen.
Es gibt nicht für jedes Gebäude eine gute, erneuerbare Energiequelle. Das ist dann kein Problem, wenn die Nachbarn Plusenergiehäuser sind. Quartiere müssen #klimaneutral sein, nicht einzelne Gebäude. Dann klappt es auch mit Denkmalschutz und Stadtbild.
Ein Beispiel. Am Hauptbahnhof entsteht ein neues Stadtquartier neben einem Gründerzeitviertel. Neubauten als Passivhaus sind nicht genug. Der neue Stadtteil muss den alten mit versorgen.