Thread by @SozialarbeitNRW

1. Die Ausgangslage:
Im letzten Schuljahr 2021/2022 stiegen die Zahlen der Klassenwiederholungen um 0,1 % auf 2,4 %. Was nach wenig klingt, ist in absoluten Zahlen > 100K Wiederholende für das SJ 22/23 schon ein großer Happen für die Schulen, der geschluckt werden muss.

Rechnen wir das Schuljahr 20/21 heraus, bei dem "Sitzenbleiben" durch Kulanz der Schulen oft ausgesessen wurde, ist die Steigerung der Wiederholungsquote dennoch auffällig hoch.
Gründe für Wiederholungen gibt es natürlich zahlreiche. Wie unsinnig Wiederholungen oft sind und

welche gravierenden Auswirkungen ein "Sitzenbleiben" für Kinder und Jugendliche haben kann, ist imho genug belegt.
Oft wird ein "Sitzenbleiben" als Versagen des jeweiligen SuS deklariert und das System Schule dabei vollständig ausgeklammert.
bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/file…

(Achtung: Wer jetzt Lehrerbashing unter meinem Thread betreibt, hat meinen Thread leider nicht verstanden)
KuJ verlieren aus unterschiedlichen Gründen schnell den Anschluss an Unterrichtsinhalte. Ich konzentriere mich hier auf das Thema "Erkrankungen", um es nicht ausufern

zu lassen. Wenn es gewünscht ist, schreibe ich mal einen weiteren Thread zu anderen Gründen. 😉

Wie zu erwarten war, fand im Schuljahr 2021/2022 trotz großer Ankündigung seitens der KMK eben KEIN stabiler Regelbetrieb statt. Das Schönrede- Paper:
kmk.org/fileadmin/vero…

Die Realität sah jedoch so aus, dass (zuvor erkrankte) SuS ihrem Unterrichtsmaterial hinterher liefen, weil die KMK VS: @PrienKarin verhindert hatte, dass ein Regelbetrieb (Kombination aus Präsenzunterricht und parallel verpflichtender Distanzunterricht) bundes-

weit umgesetzt wird. Lehrkräfte, die seit 3 Jahren am Limit arbeiten, bekamen weder Skills noch geeignete Plattformen, Equipment, Kapazitäten etc zur Verfügung gestellt, um damals und heute ihre Unterrichtsstunden tagesaktuell ALLEN SuS zur Verfügung stellen zu können.

Manche Kinder hatten engagierte Schulen und passende Ressourcen, manche aber auch nicht. Es wäre jedoch ein leichtes, grundsätzlich einmal pro Schuljahr Ressourcen für Digitalunterricht bei SuS und Lehrkräften abzufragen.

Zu dieser (verpflichtenden)Abfrage forderten wir in mehreren Mails und offenen Briefen seit 2020 regelmäßig auf.
Passiert ist: wenig.

Schulen wurden trotz(berechtiger) Warnungen unter anderem von #Meidinger einfach sich selbst überlassen und im SJ 21/22 zur Schließung gezwungen

Diese Schulschliessungen kamen zustande, weil Infektionswellen zu viele Lehrkräfte gleichzeitig haben erkranken lassen.

Aussen vor sind und waren aber die SuS- Erkrankungen! So fand im Dezember 2021 KW 50 bspw der Präsenzunterricht an über 700 deutschen Schulen nicht statt,

ZUSÄTZLICH waren 200 K SuS NICHT im Präsenzunterricht. In nur einer Woche! Das ist eine unglaubliche hohe Zahl. Und das NUR wegen (vermeidbarer) C- Infektionen, andere Ausfälle nicht inkludiert.

Und nicht alle dieser 200K SuS, die in KW 50 (wegen C) fehlten, hatten Zugang

zum verpassten Unterrichtsinhalt. Vielen wurde die Möglichkeit genommen, bei (vollständiger) Genesung Bildung aufzuholen.

Niemand in der KMK und auch nicht @starkwatzinger macht sich darüber Gedanken,wieviel Stress ein SoS hat, wenn auch nur eine Woche Unterricht verpasst wird!

Dabei wäre der Stress vermeidbar und nicht nur das!

2. Mögliche Lösungen/ Verpflichtung zur #Bildungspflicht seitens der Länder/der Schulen:

#RechtaufDistanzunterricht
Hätte es in KW 50 bereits ein Recht auf Distanzunterricht gegeben, hätten ALLE 200K SuS,

online oder durch die Schulen analog zur Verfügung gestellte Unterrichtsinhalte nachholen können.

Dies hätte auch für ALLE SuS Vorteile:
a) Verloren gegangene Zettelwirtschaften könnten analog oder am besten digital jederzeit auf den vollständigen Stand der Dinge

gebracht werden.

b) SuS hätten jederzeit Zugriff auf aktuelle und vergangene Lerninhalte und sie bekämen zumindest die Möglichkeit nachzuarbeiten und das jederzeit und überall. Ob nach Genesung oder auch, wenn Inhalte im Nachhinein unklar oder vergessen sind.

c) Lehrkräfte könnten vorbereitete Unterrichtsinhalte zumindest teilweise vorab hochladen und terminiert frei schalten oder in Ablagen stellen, wenn sie selbst erkranken. Dabei ist die Kreativität der Stundengestaltung nicht eingeschränkt, wenn im Nachhinein doch etwas

umgeworfen werden muss. Das Basiskonzept jeweiliger Lerneinheiten steht ohnehin. Nur darum geht es.

d) Haben die Schulen und SuS die technischen Ressourcen, kann, wie 20/21 erfolgreich durchgeführt, eine Liveschaltung in den Unterricht erfolgen. So könnten auch vulnerable

SuS dem Unterricht teilhaben.

e) Schulen können Tutoringprogramme einrichten. Anhand des zur Verfügung stehenden Materials können ältere Klassen jüngeren Inhalte aus SuS- Sicht ZUSÄTZLICH vermitteln, dies schult auch soziale Kompetenzen und kann durch (Online-) AGs

installiert werden. Unterstützung kann durch Studierende erfolgen.

3. Ausblick und Lehren aus Infektionswellen

So lange wir uns an den kurzen Schulschliessungen 2020 festkrallen, verhindern wir den Blick auf das wesentliche!

Auch für den Winter 22/23 hat #Meidinger Chaos

prophezeit und diverse WissenschaftlerInnen haben vor Unterrichtsausfall gewarnt und Recht behalten.

Wieder verloren SuS Bildung, weil Luftfilteranlagen, GratisMasken (Verpflichtendes Tragen selbiger), hybride Unterrichtsstunden durch die Länder und KMK boykottiert wurden.

Wieder fehlte die Ansage an alle Schulen trotz dieser (von Politik provozierten) desolaten Lage, Lernmaterial barrierearm zur Verfügung zu stellen.

Ich empfinde das inzwischen als (sorry) Bildungsbeschiss. Wir wundern uns, dass SuS schlechte Noten haben, überfordert sind

oder sogar sitzenbleiben und unser Bildungssystem befeuert dies noch einseitig, gefährdet "nebenbei" Vulnerable und bestraft SuS, die eh schon kämpfen und/oder Druck haben mit ungeprüften Nachholprogrammen (sinnlos) statt die Chance zu bieten im laufenden Schuljahr

mitzukommen und nachzuholen?

Mit #RechtaufDistanzunterricht und #Bildungspflicht wären viele (ja, nicht alle) Probleme gelöst und alle Schulen, die ich kenne, die bereits mit obigen Konzepten mindestens teilweise arbeiten, stimmen mir zu.

@threadreaderapp pls unroll