#Zwickau. Polenzstraße. Fast sieben Jahre lebte das NSU-Kerntrio hier. Gestern fand das vierte Dialogforum der Stadt zur „Aufarbeitung“ statt. Heute sah ich vor dem ehemaligen Wohnort wieder Sticker des III. Wegs. Die NeoNazis sind noch da. Sie feiern den NSU. Ein Thread. (1/10)
Das gestrige Dialogforum im Rathaus stand unter folgender Fragestellung: „Wie sollte Erinnerungskultur in Zwickau aussehen?“ So wurde gestern eine Machbarkeitsstudie zu einem möglichen Dokumentationszentrum vom @RAASachsen und dem @ASA_FF_eV vorgestellt. (2/10)
Viele Anwesende reagierten mit Stirnrunzeln. Eine Mehrheit im Zwickauer Stadtrat ist für ein solches Zentrum aktuell wohl kaum vorstellbar. Ängste über Image, dass an den Bürger*innen vorbei entschieden würde oder die Haltung des Wegwischens bestimmen den Diskurs. (3/10)
Dabei brachten Teile der Zivilgesellschaft auch gestern wieder wichtige Punkte in den Diskussionen an: Wir brauchen eine Koalition der Willigen statt die Diskussion mit Nicht-Demokrat*innen. Rassismus-Betroffene müssen sich in Zwickau sicher fühlen. (4/10)
Bildungsangebote zum NSU-Komplex geschaffen und gestärkt werden, sowie in Lehrplänen verankert sein. Vorhandene Erinnerungsangebote müssen weiterentwickelt werden. Es ist nicht so, dass es in Zwickau bisher keine guten Ansätze gäbe. (5/10)
All diese Punkte könnten durch ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex vorangebracht werden. Deswegen ist es gut, dass die Studie gestern präsentiert wurde. Doch der Weg dahin wirkt beinahe utopisch. (6/10)
Bei der Diskussion um die Aufarbeitung kamen gestern auch wieder Sätze, wie „Aber es gibt auch Ausländerkriminalität!“ zum Vorschein. Gegen die Angehörigen wurde jahrelang rassistisch ermittelt. In diesen Momenten schäme ich mich für Teile dieser Stadt und deren Ignoranz. (7/10)
Wenn da, wo die Terroristen einst lebten heute wieder III. Weg Sticker kleben, ist unser Auftrag klar. Mir Angehörigen, Betroffenen und Aktivist*innen werden wir weiter für Aufklärung und Erinnerung kämpfen. Ob mit oder ohne Unterstützung für ein Dokuzentrum. (8/10)
Wir lassen uns die Erinnerungsarbeit nicht nehmen. Auch wenn wir oft gegen Windmühlen kämpfen. #KeinSchlussstrich gilt Gestern, Heute und Morgen. (9/10)
In Gedenken an Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. (10/10)
Korrektur: Gestern fand das *dritte* Dialogforum statt!
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In #Afghanistan verschärfen die Machthaber die Scharia:
„Mit ihrer Anordnung, nun Scharia-Körper- und -Amputationsstrafen anzuwenden sowie auch bei Protest Hinrichtungen zu ermöglichen, setzt die Taliban-Führung einen neuen Tiefpunkt.“ @thruttig (1/7)
Doch die Entrüstung darüber sollte nicht über die Rolle des „Westens“ hinwegtäuschen:
„Entrüstung über diese schrecklichen Bestrafungen ist mehr als angebracht, allerdings keine allzu leichte Erhebung darüber. (2/7)
Im Westen sollte man daran denken, dass man über Gräueltaten nicht erhaben ist. Gerade musste die britische Armee zugeben, dass sie bei Operationen im Afghanistankrieg mehr Kinder getötet hat als bisher bekannt.“ @thruttig (3/7)
Gestern Abend fand die zweite Veranstaltung der Dialogreihe zur Aufarbeitung des NSU-Komplexes in #Zwickau statt. Ein Thread mit ein paar Gedanken dazu. #keinschlussstrich (1/15)
Diskutiert werden sollte darüber welche bzw. wessen Perspektiven auf den NSU-Komplex wichtig sind und wie unterschiedliche Sichtweisen zusammengebracht werden können, um eine gemeinsame Erinnerung und Aufarbeitung zu ermöglichen. (2/15)
Die Veranstaltung begann mit einem Input von Barbara John, Ombudsfrau der Bundesregierung für die Angehörigen der Ermordeten im NSU-Komplex. John bemängelte u.a., dass NSU-Unterstützer wie André Eminger mittlerweile wieder in Zwickau leben… (3/15)
„Hängt die Grünen“, damit titelte der „III. Weg“ letztes Jahr. In Bayern wurden sie verurteilt. Das Amtsgericht #Zwickau lehnte eine Anklage jetzt ab. NeoNazis bauen Einfluss aus & neue rechte Terrorgruppen können wir leider nicht ausschließen. 1/4
Umso wichtiger, dass am Wochenende mit @AktivistiZ wieder viele Menschen zusammenkamen, um Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter zu gedenken. 2/4
Gemeinsam forderten wir „Kein Wegschauen - Kein Vergessen!“, waren laut und hielten zum Ende eine Schweigeminute ab. 3/4 #KeinSchlussstrich
Gestern fand in #Zwickau zum zweiten mal eine Kundgebung „für Sozialen Frieden“ organisiert vom Bündnis für Demokratie und Toleranz statt. Über 100 Menschen kamen. Trotz vielen Differenzen, ist es gut, dass es nun einen Protest jenseits der „Freien Sachsen“ gibt. (1/5)
Auch Oberbürgermeisterin Constance Arndt war gestern anwesend und erklärte, dass es nicht okay ist mit Rechtsextremist*innen zu demonstrieren. Im Interview im ZDF dann jedoch wieder Relativierung und Schwammigbleiben. Wie sollen wir so ihre Abgrenzungsversuche ernstnehmen?! (2/5)
Erfreulich ist, dass auch in Zwickau einige Menschen verschiedener Parteien, Gewerkschaften und Initiativen etwas tun wollen. Doch all das ist kein Selbstläufer. Die Mobilisierung ist ausbaufähig und die von „Freien Sachsen“ bestimmten Demos bleiben zahlenmäßig mehr. (3/5)
In #Zwickau fand vergangenen Mittwoch das erste Zusammenkommen zum Umgang mit dem NSU-Komplex, organisiert von der Landeszentrale für politische Bildung, statt. Ein Thread. (1/9)
Diskutiert wurden drei verschiedene Fragen mit Bürger*innen, Stadträt*innen und zivilgesellschaftlich Aktiven. Auch AfDler waren dabei und die Betroffenenperspektive fehlte beim ersten von vier geplanten Treffen. (2/9)
Doch nächstes mal soll dann auch endlich die Perspektive der Angehörigen Raum finden. Johannes Pöhlandt, Freie Presse, fasst in einem Kommentar zusammen: (Auszug) (3/9)
Heute, am Geburtstag von Michèle Kiesewetter, ermordet vom NSU, sind wir nach Heilbronn gefahren. Das Zwickauer Demokratiebündnis beteiligte sich im Rahmen des „Wachsenden Gedenkens"
mit einem Baum an der Erinnerung an die extrem-rechten Morde. (1/4)
Michèle Kiesewetter war Polizistin. Doch auch nach ihrem Mord wurde zunächst rassistisch und in die völlig falsche Richtung ermittelt. Dass sich heute auch Polizist*innen und ehemalige Arbeitskolleg*innen am Gedenken beteiligten ist eine nette Geste. (2/4)
Doch an der Kritik am Polizeiapperat ändert das nichts. Schön war es, dass wir heute auch mit Angehörigen von Kiesewetter ins Gespräch kommen konnten. Ihre Forderungen: Anerkennung, Aufklärung
& Veränderung bleiben zentral. Der Kampf der Angehörigen geht weiter. (3/4)