"Hans, du bleibst hier."

Hans #Rosenthal (geb. 1925, gest. 1987 (#otd)), unvergessen als TV-Moderator - und unter dem Naziterror einst gerettet von #FrauenimWiderstand: Ida #Jauch (* 1886, † 1944), Emma #Harndt (* 1898, † 1977), Maria #Schönebeck (* 1901, † 1950).

#Berlin Das schwarz-weiße Foto zeigt einen Blick hinauf vom Gehweg Das Foto zeigt den Blick auf den Kopfbereich der GedenktafelDas Foto zeigt die Gedenktafel zu Ehren von Hans Rosenthal a
Hans #Rosenthal, geboren in Berlin, wuchs im Stadtteil Prenzlauer Berg auf und wurde unter dem NS-Regime bereits als Jugendlicher wiederholt mit Zwangsarbeit gepeinigt.

Blick auf sein einstiges Wohnhaus in der Winsstraße 63, wo er von seiner Geburt bis zum Jahr 1941 lebte.
Der Lebensweg war schon in jungen Jahren sehr steinig: Hans #Rosenthal verlor sehr früh seine Eltern. Der Vater verstarb im Jahr 1937 an Nierenversagen. Die Mutter verstarb im Jahr 1941 an Darmkrebs. Hans Rosenthal wurde mit seinem Bruder von einem Waisenheim in Obhut genommen.
Der Bruder wurde im Herbst 1942 deportiert und im KZ Majdanek ermordet. Hans #Rosenthal entging der Deportation durch das NS-Regime bis zum Februar 1943, tauchte angesichts immer zahlreicherer Verschleppungen dann aber in Berlin unter - in der Kleingartenanlage "Dreieinigkeit".
Ida #Jauch, eine Freundin seiner schon verstorbenen Mutter, nahm ihn hier (im Stadtteil Lichtenberg) auf, nachdem der junge Mann verzweifelt zu ihr geflohen war. "Hans, du bleibst hier", sagte die Frau entschlossen und versteckte ihn in einem winzigen Zimmer in ihrer Gartenlaube.
Der Plan ging auf - bis Ida #Jauch im September 1944 unerwartet verstarb. Emma #Harndt und Maria #Schönebeck, die in derselben Kleingartenanlage lebten, nahmen sich des geflohenen Juden an und setzten die Rettungstat ihrer so mutigen Nachbarin fort, bis zum Ende des NS-Regimes.
Die Frauen teilten alles mit ihm, insbesondere ihre sehr, sehr wenigen Lebensmittel - und Ida #Jauch wurde im Jahr 2015 von Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" anerkannt.

👇👇👇
deutschlandfunkkultur.de/ehrung-fuer-id…
Hans #Rosenthal lebte nach der NS-Zeit im damaligen West-Berlin, wurde mit der Moderation zumeist von ihm selbst kreierter Rate- und Unterhaltungsshows zu einem der beliebtesten TV-Entertainer (etwa durch "Dalli Dalli" (1971 - 86) im ZDF) und engagierte sich auf vielfache Weise.
Der TV-Star wirkte im Ehrenamt für den "Zentralrat der Juden in Deutschland" und für die Jüdische Gemeinde zu Berlin sowie für soziale Projekt und als Clubpräsident von Tennis Borussia Berlin.

Berlin erinnert an ihn u. a. durch den Hans-Rosenthal-Platz im Stadtteil Schöneberg.
Die Gedenktafel zu seinen Ehren in der Winsstraße 63 in Berlin-Prenzlauer Berg (vgl. den zweiten Tweet des Threads) wurde im Jahr 2000 eingeweiht - in Anwesenheit seiner verwitweten Ehefrau Traudl (geb. 1927, gest. 2016) und der beiden Kinder des Ehepaares, Birgit und Gert.
Blick auf die Gedenktafel zu Ehren von Hans #Rosenthal im Stadtbad Schöneberg von Berlin. Der TV-Star lernte hier im Jahr 1950 zu schwimmen - und dies im Alter von 25 Jahren, da er in seiner Kindheit unter dem Naziterror als Jude keinen Zugang zu öffentlichen Badeanstalten hatte.
Das Stadtbad Schöneberg wurde im Jahr 2012 nach ihm benannt - exakt 25 Jahre, nachdem Hans #Rosenthal einem schweren Krebsleiden erlegen war.

Literatur u. a.: Pröse, Tim: "Du kannst bei mir bleiben, Hansi", in "Der Spiegel", Ausgabe vom 25. April 2020 (kurzelinks.de/Proese-Tim-Du-…).

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Feb 2
2. 2. 1987: Die "Südwest Presse" druckt die Todesanzeige für den kurz zuvor verstorbenen Dr. Gerhard #Klopfer ab, der "ein Leben zum Wohle aller, die in seinem Einflußbereich waren" geführt habe.

Ein Skandal: Klopfer war der letzte noch lebende Teilnehmer der "Wannseekonferenz". Das Foto zeigt den Blick auf einen Abdruck der Todesanzeige
Die "Wannseekonferenz" des NS-Regimes hatte am 20. Januar 1942 in Berlin stattgefunden. Die Gesprächsteilnehmer hatten unter dem Vorsitz von Reinhard #Heydrich einen Grundsatzplan zur koordinierten Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung aus ganz Europa beschlossen.
Gerhard #Klopfer (1905 - 1987) hatte an der so genannten "Wannseekonferenz" als Leiter der "Staatsrechtlichen Abteilung III" der Parteikanzlei der NSDAP teilgenommen und war nach 1945 für seine Taten in der NS-Zeit bis zuletzt nie in einem Gerichtsverfahren belangt worden.
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Feb 1
Eva-Maria-Buch-Haus mit Bezirkszentralbibliothek von Tempelhof-Schöneberg. Erinnerung an Eva-Maria #Buch (* 1921, † 1943), Dolmetscherin und Buchhändlerin, unter dem Naziterror im Widerstand. Der Prozess, der zu ihrem Todesurteil führte, begann am 1. Februar 1943. #otd

#Berlin
Eva-Maria #Buch wuchs als Kind eines römisch-katholischen Elternhauses auf und besuchte als Schülerin die von Ordensschwestern geleitete, kirchliche Unterrichtsanstalt der Ursulinen im Stadtteil Kreuzberg. Die Schule wurde unter dem NS-Regime im Jahr 1939 zwangsweise geschlossen.
Eva-Maria #Buch konnte ihre Schullaufbahn mit der Mittleren Reife beenden. Sie bildete sich im Eigenstudium und studierte schließlich Sprach- und Dolmetscherwesen an der Auslandshochschule der Berliner Universität bzw. an deren neugebildeter "Auslandswissenschaftlicher Fakultät".
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Nov 30, 2022
Gedenk- und Bildungsstätte "Haus der Wannseekonferenz". Erinnerung an Andrée #Geulen (* 1921, † 2022), belgische Lehrerin, unter dem NS-Regime im Widerstand mit lebensrettender Hilfe für sehr viele jüdische Kinder, verstorben vor exakt einem halben Jahr am 31. Mai 2022. #Berlin
Andrée #Geulen widersetzt sich dem Naziterror bereits als junge Frau in ihrem Alltag als Lehrerin in Bruxelles und arbeitet dann Hand in Hand mit belgischen Widerstandsgruppen - als 'Claude Fournier', also unter einem Tarnnamen. Die Hilfe, die sie leistet, gilt vor allem Kindern.
Ida #Sterno (geb. 1902, gest. 1964), eine jüdische Widerstandskämpferin aus dem "Comité de Défence des Juifs", wird ihr wichtigster Kontakt. Die Frauen organisieren die versteckte Unterbringung von jüdischen Kindern und Jugendlichen in vielen christlichen Familien und Klöstern.
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Nov 29, 2022
Tiergartenstraße 4, Gedenkort T4. Die Lebenswege einer Täterin und eines Täters: Friederike #Pusch (* 1905, † 1980) und Friedrich #Tillmann (* 1903, † 1964) waren unter dem NS-Regime jeweils in leitender Position an den so genannten "Euthanasie"-Verbrechen beteiligt.

#Berlin ImageImageImage
Friederike #Pusch, ausgebildete medizinisch-technische Assistentin, trat im Jahr 1933 der NSDAP bei, nachdem sie ihr Medizinstudium begonnen hatte. Sie arbeitete seit den 30 Jahren mit Hans #Heinze (* 1895, † 1983) zusammen, einem frühen der Aktivisten der NS-"Euthanasie".
Sie leitete ab dem Jahr 1942 die "Kinderfachabteilung" in Brandenburg-Görden - und damit die älteste Abteilung, in der unter dem Naziterror gezielt Kinder ab dem Säuglingsalter ermordet wurden. Frau Pusch stieg im NS-Staat (gezielt protegiert) bis zur Obermedizinalrätin auf.
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Nov 20, 2022
"Dann bleibste hier."

Schönhauser Allee 90, 20. November 1942: Abend in #Berlin - und es klingelt bei Frieda #Adam, die hier lebt. Erna #Putermann steht vor dem Haus, eine jüdische Freundin, verzweifelt und auf der Flucht vor dem Naziterror - und Frieda Adam öffnet die Tür. #otd
Erna #Putermann ist nahezu am Ende und weint, da ihre Mutter am vorherigen Tag von der Gestapo verhaftet worden ist. Sie weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie einander nie wiedersehen werden: Die Mutter von Erna #Putermann wird unter dem NS-Regime deportiert und ermordet.
Sie berichtet nun ihrer Freundin atemlos, dass ihre Mutter "mitgenommen" wurde - und Frieda #Adam entgegnet sogleich: "Dann bleibste hier." Sie hat drei kleine Kinder und in ihrer kleinen Wohnung kaum noch Platz, aber sie nimmt Erna Putermann bei sich auf - sofort und dauerhaft.
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Nov 19, 2022
Helmstedter Straße 24. Erinnerung an Anna #Seghers (geb. 1900 (#otd) als Annette ("Netty") #Reiling, gest. 1983), Schriftstellerin, unter dem NS-Regime im Jahr 1933 von der Gestapo verhaftet und kurz darauf nach Paris geflohen, nachdem ihre Bücher verbrannt worden waren.

#Berlin
Zielstrebigkeit schon in jungen Jahren: Anna #Seghers legt im Jahr 1920 das Abitur ab, studiert danach Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte, Sinologie und Philologie und wird im Jahr 1924 promoviert - mit einer Dissertation über "Jude und Judentum im Werk Rembrandts".
Sie heiratet László #Radványi, einen kommunistischen Soziologen aus Ungarn - und die junge Kunsthistorikerin beginnt, literarisch zu schreiben. "Grubetsch", eine frühe Erzählung, wird 1926 publiziert und erscheint im folgenden Jahr erneut, diesmal in der "Frankfurter Zeitung".
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